Pat Symonds (Williams): «Alle glauben wieder an sich»
Pat Symonds mit Felipe Massa und Valtteri Bottas
Williams ist wieder da. Nach einem Jahr zum Vergessen fahren die Autos aus Grove in dieser Saison wieder ganz vorne mit und können es mit Teams wie Ferrari und dem amtierenden Weltmeister Red Bull Racing aufnehmen. Einer der Baumeister des wiedergewonnenen Erfolgs ist Ex-Benetton- und Renault-Mann Pat Symonds, der seit einem Jahr bei Williams unter Vertrag ist. Der 61-Jährige gibt zwar zu, dass die Erfolge dieser Saison auch auf den Mercedes-Motor zurückzuführen seien, die Grundlage für die Veränderungen in seinem Team seien aber schon früher gelegt worden.
«Der Motor von Mercedes hat uns natürlich sehr geholfen. Es ist die beste Antriebseinheit im Feld. Mercedes zeigt, was man daraus machen kann. Aber man darf eines nicht vergessen. Letztes Jahr hatten wir mit Renault den Motor des Weltmeisters. Und wir sind damit nur Neunter geworden», sagte Symonds im Interview mit auto, motor und sport. «Jetzt haben wir wieder den Motor des vermeintlichen neuen Weltmeisters und stehen viel besser da. Wir sind das zweitschnellste Mercedes-Team und nicht mehr so weit weg vom Werksrennstall.»
Zu Beginn der Saison sei das jedoch noch nicht der Fall gewesen, betonte der Brite. «Wir hatten zu Saisonbeginn ein gutes Auto, aber nicht das zweitbeste. Es stimmt, dass wir uns in den ersten Rennen unter Wert verkauft haben. Wir waren besser als die 10 Punkte, die wir von jedem Rennen mitgenommen haben. Dann haben wir aus einem guten Auto etwas besseres gemacht. Ich glaube, dass wir einfach schneller entwickelt haben als unsere Gegner», glaubt er, weiß aber auch, dass es noch Luft nach oben gibt. «Da wir leider nicht Zweiter in der WM sind, haben wir unseren Job nicht gut genug gemacht.»
Seit er nach Grove gekommen sei, habe sich viel im Team verändert, erzählte Symonds weiter. «Wir gehen logisch vor. Als ich bei Williams ankam, habe ich die erste Zeit nur damit verbracht, das Team zu beobachten. Ich konnte die Panik in dieser Mannschaft spüren. Sie hatten das Gefühl, dass es irgendwann gut werden würde, wenn sie nur genügend neue Teile an das Auto schrauben würden. Was natürlich nicht der Fall ist», erinnerte er sich. «In diesem Jahr werden viel weniger Neuentwicklungen abgesegnet als letzte Saison, und ich bin stolz darauf, dass alle bis auf eine funktioniert haben. Und die eine, die nicht funktionierte, war ein vertretbarer Schritt, das Limit zu finden.»
Dass Williams in diesem Jahr wieder konkurrenzfähig sei, sei aber keinesfalls ein Wunder, stellte er fest. «Wenn Sie von einem Wunder sprechen, dann sage ich: Es ist ehrliche und logische Ingenieursarbeit. Wir konzentrieren uns darauf, dass die Fortschritte beim Auto ankommen, statt das die ein oder andere Abteilung in der Firma schöne Zahlen vorweisen kann.»
An den Mitarbeitern habe es sicher auch in den vergangenen Jahren nicht gelegen, dass es nicht so gut lief, betonte Symonds. «Das Gute bei Williams ist die Qualität der Leute. Sie wussten wie es geht, aber nicht, was sie tun sollten. Das hat meine Aufgabe einfach gemacht. Wir haben die Firma nicht mit hochbezahlten Star-Konstrukteuren überschwemmt, sondern hier und da Schwachstellen ausgebessert oder Abteilungen verstärkt. Genauso viel Zeit haben wir darauf verwendet, das Maximum aus den Leuten herauszuholen, die schon da waren.»
Das Zauberwort sei Selbstvertrauen und genau daran habe es dem Team gemangelt, erklärte er. «Es war unglaublich. Als ich ankam, war kein Selbstvertrauen in der Mannschaft. Deshalb all die Panikreaktionen. Einer aus dem Rennteam hat mir letztes Jahr erzählt, dass es keinen Sinn macht Boxenstopps zu üben, weil das Auto so schlecht war. Diese Einstellung führt ins Nirgendwo.» Jetzt werden Boxenstopps wieder geübt und die Crew hat sogar ihren eigenen Trainer. «Wir sind das erste Formel 1-Team, das so etwas macht. Alle glauben wieder an sich selbst. Es herrscht eine ganz andere Stimmung im Team.»
Bis es soweit war, sei es aber ein langer Weg gewesen, gibt Symonds zu. «Es gab zwei Weckrufe für uns. Die Qualifikation in China im Regen und die drei Reifenwechsel in Bahrain, wo die meisten anderen mit zwei davongekommen sind. Da haben wir kapiert, dass wir mehr über die Reifen verstehen müssen. Als wir das nächste Mal im Regen gefahren sind, waren wir schon viel besser.» Und davon habe man später profitiert. «In Hockenheim hatten wir die geringste Reifenabnutzung aller im Feld. Dazu haben wir die Aerodynamik signifikant verbessert, was ziemlich beeindruckend ist, weil das neue Reglement in diesem Gebiet eigentlich nur kleine Schritte zulässt.»
Jetzt fehle nur noch eines, um zum überlegenen Mercedes aufzuschließen, glaubt Symonds: «Sie haben mehr Abtrieb als wir.»