Ferrari ohne Montezemolo: Kein Dementi vom Teamchef
Fiat-Geschäftsleiter Sergio Marchionne, Fiat-Boss John Elkann, Ferrari-Präsident Luca Montezemolo
Im Königlichen Park von Monza pfeifen die Spatzen von den Dächern: Ferrari-Präsident Luca Montezemolo – seit 1991 auf dem Chefposten der berühmtesten Sportwagenfirma der Welt – wird das Unternehmen verlassen. Anlässlich der Vorstandssitzung vom kommenden Donnerstag soll es offiziell werden. Natürlich wird Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci darauf angesprochen, und es ist bezeichnend, dass wir kein Dementi zu hören bekommen.
Mattiacci, im vergangenen April auf den Posten des Rennchefs berufen, sagt: «Auf das gehe ich gar nicht erst ein. Ich gebe keine Kommentare ab über Gerüchte. Ich habe viel zu viel zu tun. Ich habe mit Herrn Montezemolo vor einer halben Stunde gesprochen. Ich habe einen Tisch voller Arbeit. Kein Kommentar.»
Dafür kommentieren die italienischen Zeitungen umso eifriger.
Pino Allievi, die grosse Vaterfigur unter den italienischen Grand-Prix-Berichterstattern: «Das wird Lucas letzter Besuch hier in Monza. Er wird uns heute sagen, dass dies alles nicht wahr sei, dass diese Sache nicht unmittelbar bevorstehe, dass das Ambiente nicht mehr sei, was es mal war, dass er Ferrari alles gegeben habe. Aber es ist trotzdem das Ende einer Epoche.»
Niki Lauda kennt Luca Cordero di Montezemolo seit vierzig Jahren. Montezemolo war Rennleiter von Ferrari Mitte der 70er Jahre, als Ferrari mit Niki Lauda und Clay Regazzoni unterwegs war und Lauda zwei Mal Weltmeister wurde. Der Wiener sagt: «Ich habe nichts davon gehört, dass Montezemolo gehen wolle. Ich bin sicher, er wird nicht zur Alitalia-Etihad gehen. Ferrari, das ist für mich Montezemolo, er hat als Präsident in den vergangenen 22 Jahren Wundervolles geleistet. Es wäre sehr schade, wenn er gehen würde. Ich hoffe, alles bleibt so, wie es ist.»
Im Fahrerlager von Monza werden heute auch Fiat-Präsident John Elkann und Geschäftsleiter Sergio Marchionne erwartet. Sie werden zur Demission von Montezemolo in aller Wahrscheinlichkeit so viel sagen wie Luca selber – nichts.
Ein italienischer Insider jedoch weiss: «Das Verhältnis zwischen Montezemolo und der Ferrari-Führung ist erkaltet. Es gibt auch unterschiedliche Ansichten über den Börsengang von Ferrari. Montezemolo wollte in Hongkong an die Börse, auf einem neuen, aufregenden Markt. Die Fiat-Bosse gehen im Oktober jedoch an die Wall Street.»