Doping: Was werfen die GP-Rennfahrer ein?
Jenson Button: Formel-1-Fahrer sind austrainierte Hochleistungssportler – Doping ist für sie kein Thema
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Andrea Lohmeyer aus München wissen: «In dieser Woche ist in Deutschland doch der Entwurf zu einem neuen Antidoping-Gesetz präsentiert worden. Künftig sollen Athleten auch strafrechtlich für Missbrauch mit leistungssteigernden Präparaten bestraft werden können. Doping ist ja in vielen Sportarten ein trauriges Dauerthema. Aber aus dem Formel-1-Sport höre ich so gut wie nie etwas über Doping. Wieso eigentlich?»
Die Ausgangslage für Grand-Prix-Rennfahrer ist einfach: Sie unterliegen der Anti-Dopingbehörde WADA (World Anti Doping Agency). Die Grand-Prix-Fahrer müssen bei dieser Behörde stets hinterlegen, wo sie sich aufhalten, pro Jahr werden im Schnitt mehr als zwanzig Formel-1-Fahrer aus dem Bett geklingelt, um anschliessend – unter Anwesenheit des Kontrolleurs, was immer ziemlich peinlich ist – pinkeln zu müssen, das kann zuhause sein oder unterwegs in einem Hotel. Williams-Fahrer Valtteri: «Wenn dir ein Mann dann auf der Toilette über die Schulter guckt, ist das etwas verstörend.»
Der Grund, wieso Formel-1-Rennfahrer so gut wie nie im Netz der Drogenfahnder hängen bleiben, ist simpel: es gibt so gut wie keine Substanzen, deren Einnahme für einen Rennfahrer sinnvoll sind. Auf eine Ausnahme kommen wir gleich noch zu sprechen ...
Auf Anhieb kommen mir nur zwei Formel-1-Fahrer in den Sinn, bei welchen im Laufe der letzten Jahre etwas moniert werden musste: Thomas Enge hatte Marihuana geraucht, und Rubens Barrichello hat einmal ein Grippemittel genommen, das auf der neun A4-Seiten langen Liste verbotener Medikamente stand. Enge erhielt eine Sperre, Barrichello kam mit einer Verwarnung davon.
Der frühere Rennarzt Prof. Gary Hartstein meint: «Ich bin weder Berufsoptimist noch naiv. Ich habe über lange Jahre Schulter an Schulter mit den GP-Fahrern gearbeitet. Ich weiss, was sie im Rennwagen leisten. Ich weiss aber auch: Es gibt so gut wie kein Präparat, das ihre Leistungsfähigkeit im Renner steigern würde. Die Fahrer wissen das auch. Und daher behaupte ich – die Racer sind sauber.»
Keine Regel ohne Ausnahme: Das Medikament Modafinil könnte theoretisch einen Vorteil bieten. Es fördert zentral Wachheit und Aufmerksamkeit und steigert die motorische Aktivität. Es wird zur Behandlung von Schlafkrankheit verschrieben oder von Nachtarbeitern eingenommen. Modafinil kann als leistungsförderndes Mittel, als Smart Drug, Partydroge und Dopingmittel missbraucht werden. Es steht daher auf der Dopingliste.
Da die Kontrollen der WADA unerbittlich sind und Formel-1-Piloten selten an mangelnder Aufmerksamkeit leiden, ist es jedoch überaus unwahrscheinlich, dass mit diesem Medikament Missbrauch betrieben wird.
Wenn die Rennfahrer wirklich mal was einwerfen, dann ist das eher ein Gläschen Alkohol. Und selbst dann zeigt sich (was ich mit eigenen Augen erlebt habe): Die durchtrainierten Sportler sind in der Regel Alkoholgenuss nicht gewöhnt und nach einem Glas schon tüchtig beschwipst.