Toro Rosso mit Verstappen & Sainz: Riskant oder klug?
Der erste gemeinsame Auftritt nach dem letzten Formel-1-Test des Jahres in Abu Dhabi führte die beiden jungen Herren nach Salzburg in den Hangar-7, wo Carlos Sainz (20) und Max Verstappen (17) über ihre Debüt in der Topklasse in der nächsten Saison sprachen. Dr. Helmut Marko, Red-Bull-Motorsportchef, Leiter des Nachwuchsprogramms und «Mastermind» hinter der Jugendoffensive hat keine Bedenken: «Beide werden aufs Ganze gehen und sind fähig, einige Überraschungen zu liefern.»
Bei der Fahrt im Leihauto von München nach Salzburg sass der Spanier (der noch am gleichen Tag im Simulator in Milton Keynes werkte) am Steuer, weil er im Gegensatz zum in Belgien (Hasselt) geborenen Niederländer Verstappen einen Führerschein besitzt. Verstappen: «Ja, ich war noch zu jung, und jetzt werde ich in nächster Zeit auch kaum dazukommen.»
Sainz, aktueller Champion der Formel Renault 3.5, ist erblich belastet, will aber bewusst aus dem Windschatten seines Vaters treten, des zweifachen Rallye-Weltmeisters und Dakar-Haudegens Carlos Sainz senior, wie der Junior vor dem Auftritt bei Servus-TV sagt: «Ich begann früh im Kart und hatte immer die Formel 1 als Ziel. So verfolge ich einen anderen Weg als mein Vater.»
Und wie funktioniert der Umstieg in ein Formel-1-Cockpit? Sainz: «Einen grossen Unterschied macht die Gewöhnung an die Reifen, weil wir im Formel Renault Michelin fuhren und in der Formel 1 Pirelli haben. Die sind völlig anders strukturiert, das ist um Umgang gewöhnungsbedürftig. Aber am meisten fordern uns die vielen Schalter und Knöpfe am Formel-1-Lenkrad. Doch die können wir im Simulator von Red Bull lernen.»
Apropos, wie viele Stunden hat Sainz dort schon verbracht? Carlos: «Ich weiss es nicht, endlos viele, so kommt es mir vor, ich arbeitete ja schon in diesem Jahr zur Unterstützung von Red Bull Racing fast ständig dort.
Das Ziel für Sainz im Debütjahr (Saisonbeginn am 15. März in Melbourne) ist das gleiche wie für Verstappen: «Viel lernen und möglichst oft Punkte sammeln.»
Dass die Wahl zweier unerfahrener Rookies ein Risiko sei, sieht Verstappen, der nach einem Jahr Formel-3-EM schon aufsteigt, nicht so: «Toro Rosso war immer das Team, das junge Talente ausbildete. Sie haben mit Kerlen wie uns also genug Erfahrung. Und auch wenn die Hälfte der Strecken nächstes Jahr für mich Neuland ist, lerne ich sehr schnell.»
Dass sie nun Formel-1-Fahrer sind, ist für beide wie ein Traum. Doch Sainz gibt zu: «Die Entscheidung für mich fiel wohl erst nach dem Abu-Dhabi-Test und damit sehr spät. Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Alternative mehr für mich. Ganz ehrlich: ich hatte keinen Plan B.»
Verstappen: «Vor einem Jahr um diese Zeit kam ich aus dem Kart, freute ich mich auf die Formel 3 und hoffte, mich da in zwei, drei Saisons zu etablieren. Die Formel 1 war damals endlos weit weg. Und nun bin ich Stammfahrer, ich kann es noch immer nicht fassen.»