Coulthard: «Sebastian Vettel wie Michael Schumacher»
Die letzten vier Jahre seiner 246 Grands Prix dauernden Karriere verbrachte David Coulthard in den Farben des Red Bull Racing-Teams. In dieser Zeit durfte der 13-fache GP-Sieger zwei Mal aufs Podest-Treppchen: Beim Monaco-GP 2006 und in Kanada 2008 kam er jeweils als Dritter über die Ziellinie. 20 der insgesamt 72 WM-Läufe, die er für das Team aus Milton Keynes bestritt, beendete er in den Punkten.
Das ist zwar eine beachtliche Leistung, doch kein Vergleich zur Red Bull Racing-Statistik von Sebastian Vettel, der 2009 Coulthards Cockpit erbte. Der Heppenheimer war sechs Jahre für den Rennstall von Red Bull-Besitzer Didi Mateschitz unterwegs. Nachdem er schon zuvor mit Toro Rosso in Monza 2008 seinen ersten GP-Sieg eroberte, durfte Vettel mit den Bullen vier WM-Titel, 38 Siege und 65 Podestplätze feiern.
Entsprechend beeindruckt ist Coulthard vom 27-jährigen Deutschen, der in diesem Jahr mit Ferrari ein neues Kapitel in seiner Formel-1-Karriere aufschlägt. Der 43-jährige Schotte schwärmt im Interview mit Welt.de: «Schauen Sie sich Ferrari an. Das ist ein absolutes Traditionsteam, das unfassbar viele Rennen gewonnen hat. Das Wissen, wie man Triumphe feiert, ist definitiv vorhanden in Maranello, sie haben eine Sieger-DNA dort. Auf dieser Basis muss sich doch ein erfolgreicher Rennstall formen lassen. Warum sollte einem Piloten wie Sebastian Vettel nicht gelingen?»
Der 13-fache GP-Sieger fügt an: «In meinen Augen war es viel schwieriger, Red Bull zu einem Spitzenteam aufzubauen. Die hatten gar keine Historie und gar keine Erfahrung in der Formel 1. Und trotzdem hat er es geschafft, mit ihnen vier WM-Titel zu gewinnen. Das ist für mich eine immense Leistung.»
Coulthard wagt sogar den Vergleich mit Rekord-Champion Michael Schumacher: «Sebastian Vettel ist eine Siegmaschine, ähnliche wie Michael Schumacher. Er hat vier WM-Titel mit Red Bull gewonnen, das spricht für sich.» Er mahnt aber auch: «Allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass das Reglement den Fahrern damals viel mehr Möglichkeiten liess als heute. Die Formel 1 ist eine andere geworden. Ich glaube nicht, dass sich Vettel zu sehr an Schumacher orientieren sollte. Er sollte lieber nach vorn schauen und die Renovierung von Ferrari vorantreiben.»
Der Start in die Ferrari-Ära ist Vettel auf jeden Fall geglückt, das Team aus Maranello zeigte in Jerez eine starke Form und stellte drei der vier Tagesbestzeiten sowie die Test-Bestzeit auf. Trotzdem glaubt Coulthard nicht, dass Ferrari den überlegenen Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg von Anfang an das Leben schwer machen wird.
Der ehemalige Formel-1-Pilot erklärt: «Eins steht jetzt schon fest: Sie sind definitiv stärker als vergangene Saison. Schlechter ging es ja auch fast gar nicht. (lacht, Anm.) Die Entwicklung des Motors ist sehr gut vorangegangen. Allerdings sollten sie sich zunächst an den Rennställen mit Renault-Motoren orientieren. Wenn sie schneller sind als die, können sie Mercedes ins Visier nehmen. Wie lange das dauern wird? Keine Ahnung.»