Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Ferrari: Wartet Sebastian Vettel bis 2018 auf Titel?

Von Mathias Brunner
Ferrari-Chef Sergio Marchionne mit Sebastian Vettel

Ferrari-Chef Sergio Marchionne mit Sebastian Vettel

Im Rahmen des Genfer Autosalons sagt Ferrari-Chef Sergio Marchionne: «2018 sollten wir in der Lage sein, Weltmeister zu werden.» Wie bitte? Muss sich Sebastian Vettel so lange gedulden?

Sergio Marchionne ist ein kluger Mann. Der 62jährige Italo-Kanadier hat Fiat mit eiserner Hand und kühlem Kopf saniert, nicht mit Laissez-faire und Tagträumereien. Marchionne ist Realist. Anlässlich des Genfer Autosalons wird der Fiat-Geschäftsführer und Ferrari-Präsident natürlich auf die Konkurrenzfähigkeit des Formel-1-Teams Ferrari in der kommenden WM angesprochen. Marchionne hält den Ball flach.

Sergio Marchionne spricht von Verbesserungen, aber er sagt auch: «2018 sollten wir in der Lage sein, den WM-Titel zu gewinnen. Vielleicht auch ein wenig früher.»

Wie bitte? 2018? Das wäre ja dann im vierten Jahr von Sebastian Vettel in Rot (wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass Kimi Räikkönen nicht mehr so lange Formel 1 fährt).

Marchionne weiter: «Das Auto läuft gut, die Fahrer sprudeln vor Tatendrang. Wir schulden den Tifosi einen neuen WM-Titel, wir schulden es allen Mitarbeitern. Wir werden mit Red Bull Racing auf Augenhöhe fahren. Alle Angestellten haben hervorragende Arbeit geleistet. Wir haben mehr erreicht als ich erwartet hatte. Jetzt gehen wir in Australien mal auf die Bahn, und dann sehen wir weiter. Am Können unserer Fahrer habe ich nicht den geringsten Zweifel, sie sagen, das Auto sei nach ihrem Geschmack.»

Und Mercedes?

Sergio Marchionne: «Im vergangenen Jahr haben sie Grosses geleistet, das wollen sie wiederholen. Es liegt an uns, das zu verhindern ...»

Vettel und Schumacher: Der Vergleich

Der vierfache Weltmeister Sebastian Vettel hat die Öffentlichkeit wiederholt um Geduld gebeten, was die Rückkehr von Ferrari auf die Siegerstrasse angeht. Er hat dabei fast die gleichen Sätze verwendet wie Schumi vor der Saison 1996. Aber natürlich wird es ständig Vergleiche zwischen Schumacher und Vettel geben, und so haben wir analysiert, wie schnell sich erste Erfolge bei Schumacher eigentlich einstellten und versuchen, diese Richtwerte auf die erste Vettel-Saison bei Ferrari 2015 umzusetzen.

Premiere in der ersten Startreihe
Schon zum dritten WM-Lauf der Saison 1996 (Argentinien-GP) ging Michael Schumacher aus Startreihe 1 ins Rennen, als Zweiter hinter Damon Hill im Williams. Dritter WM-Lauf 2015 für Sebastian Vettel: das wird Bahrain sein.

Erste Pole-Position
Mit der ersten Bestzeit im Abschlusstraining klappte es damals bei Michael Schumacher passenderweise zum San-Marino-GP in Imola, im fünften Qualifying in Diensten der Roten. Um mit Schumi gleichzuziehen, müsste Vettel beim Spanien-GP im kommenden Mai auf Pole stehen.

Erster Podestplatz
Schon im zweiten Rennen für Ferrari guckte Michael Schumacher mal auf dem Siegerpodest nach dem Rechten – als Dritter im Brasilien-GP hinter Damon Hill (Williams) und Jean Alesi (Benetton). Da wird sich Vettel sputen müssen, das wäre schon in Malaysia im März.

Erste schnellste Rennrunde
Es dauerte bis zum siebten WM-Lauf der Saison 1996 in Barcelona, bis Michael Schumacher die schnellste Rennrunde fuhr. Das wäre, umgesetzt auf das Jahr 2015, in Montreal.

Erster Sieg
Im gleichen Spanien-GP 1996 fuhr Michael Schumacher im Regen zu einem seiner grössten Erfolge – dem ersten Triumph für Ferrari. Wie gesagt: Vettel müsste in Kanada gewinnen, um damit schrittzuhalten.

Die erste Saison
Michael Schumacher schloss seine erste Saison auf WM-Rang 3 hinter den überlegenen Williams von Damon Hill und Jacques Villeneuve ab. Die 59 Punkte von damals sind nicht eins zu eins umsetzbar, weil es damals nur für die ersten Sechs Punkte gab und nach einem anderen Schlüssel. Im 2015er Punktesystem eroberte Schumi damals 173 Zähler. Zum Vergleich: Vettel holte in der abgelaufenen Saison 2014 deren 167.

Und was ist nun mit dem WM-Titel?
Schon im zweiten Jahr mit Ferrari hätte es für Michael Schumacher klappen können, aber der Rammstoss gegen Jacques Villeneuve in Jerez machte alles zunichte. 1998 unterlag Schumi knapp gegen Mika Häkkinen (McLaren-Mercedes). 1999 zog sich Michael in Silverstone Beinbrüche zu. Erst 2000 klappte es endlich mit dem Titel und Ferrari – in der fünften Saison. Wenn das bei Vettel so lange dauert, müssten sich die Ferrari- und Vettel-Fans bis 2019 gedulden!

Und wenn wir schon beim Weltmeister-Vergleich sind: Vor Schumacher 2000 lag der davor letzte Fahrer-WM-Titel eines Ferrari-Fahrers 21 Jahre zurück, mit Jody Scheckter 1979. Immerhin das sollte dann wohl bei Vettel nicht so lange dauern. Denn sonst müssten die Tifosi nach dem Titelgewinn von Kimi Räikkönen 2007 bis zur Saison 2028 warten ...

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