Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Mercedes: Statt Max Verstappen bald mit Esteban Ocon?

Von Mathias Brunner
Schon in der Formel 3 fuhr Esteban Ocon mit dem Stern

Schon in der Formel 3 fuhr Esteban Ocon mit dem Stern

Ein Abkommen mit dem 17jährigen Max Verstappen ist nicht zustande gekommen. Angelt sich Mercedes nun jenen Mann, der Verstappen in der Formel 3 geschlagen hat, Esteban Ocon?

Am Schluss ging es für den jungen Max Verstappen nur noch um die Frage: Mercedes oder Red Bull? Der Energy-Drink-Hersteller konnte dem Ausnahmetalent schon für 2015 ein Renncockpit anbieten, bei Toro Rosso. Mercedes konnte das nicht, und das gab den Ausschlag.

Gleichzeitig gab es noch den 18jährigen Esteban Ocon, jenen Piloten, der in der Formel 3 2014 Verstappen geschlagen hatte.

Bislang schienen alle Weichen bei Lotus gestellt, dass wir den jungen Franzosen mittelfristig ebenfalls in der Formel 1 erleben. Aber dann engagierte Lotus den GP2-Champion Jolyon Palmer als Test- und Ersatzfahrer – der Engländer war in China schon als Freitagtestfahrer unterwegs und er wird das auch hier in Bahrain wieder sein.

Ocon war nicht amüsiert.

Dann verkündete Lotus die Hinterherfahrerin Carmen Jordá als Entwicklungspilotin, was in der Formel 1 Spott und Hohn erzeugte.

Ocon war nicht amüsiert.

Doch nun sickert aus Frankreich durch: Mercedes solle ein Abkommen mit Ocon unterzeichnet haben oder kurz davor stehen. Um sich die Dienste des vielversprechenden Talents auf Jahre hinaus zu sichern. Eine Trennung von Lotus müsste das nicht bedeuten – seit 2015 fahren die Schwarzen mit Turbo-Motoren von Mercedes.

Wer ist Esteban Ocon?

Das grundsätzlich Verblüffende an Ocon – gemessen an Verstappen hat der Teenager aus der 50.000-Einwohner-Stadt Évreux in der Normandie einen Rückstand von sechs Jahren: Er begann erst mit zehn Jahren, Kartrennen zu fahren.

Nach einer erfolgreichen Kartsport-Zeit fuhr Ocon zwei Saisons im Formel Renault 2.0 Eurocup und beendete die zweite Saison mit einem guten dritten Platz in der Gesamtwertung. Mit gerade erst 17 Jahren debütierte er schliesslich 2013 beim Grand Prix von Macau in der Formel 3. Der Franzose sorgte dabei auf dem als extrem anspruchsvoll geltenden Kurs mit guten Überholmanövern und schnellen Rundenzeiten auf Anhieb für Furore.

Über den Winter reifte der ehrgeizige Teenager dann zu einem herausragenden Fahrer, was er bereits beim Saisonauftakt der FIA Formel-3-Europameisterschaf in Silverstone mit einem Sieg im zweiten Rennen unter Beweis stellte. Bis zum Hungaroring gewann er weiterhin an jedem Rennwochenende mindestens ein Rennen und setzte sich in der Gesamtwertung mehr und mehr vom restlichen Feld ab.

Den Zwischenspurt seines härtesten Rivalen Max Verstappen (Van Amersfoort Racing), der in Spa-Francorchamps und auf dem Norisring insgesamt sechs Läufe in Folge gewann, konterte Ocon mit einem Dreifachtriumph in Moskau, bei dem er auch alle drei Pole-Positions eroberte. Mit einem Vorsprung von über 100 Punkten verliess er die russische Hauptstadt.

Am Red Bull Ring und am Nürburgring erlebte der Tabellenführer der FIA Formel-3-Europameisterschaft wiederum eine kleine Durststrecke und musste bis Imola auf seinen nächsten Triumph warten. Auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari schließlich reichte ihm ein dritter Rang im dritten Rennen, um sich vorzeitig als neuer Formel-3-Europameister feiern zu lassen.

Ende Oktober 2014 beeindruckte Ocon beim Formel-1-Debüt.

Mit dem EM-Titelgewinn in der Formel 3 hatte sich Esteban Ocon einen Zweitagestest im zwei Jahre alten Lotus E20 verdient, den er auf dem Circuit de la Comunitat Valenciana Ricardo Tormo absolviert hat. Der 18 Jahre junge Franzose nutzte die Chance, sich den Ingenieuren des Rennstalls aus Enstone von seiner besten Seite zu zeigen. Er beeindruckte durch fundiertes Feedback und Tempo.

Gut eine Woche später durfte Ocon als Belohnung dafür, dass er in seiner Debütsaison auf Anhieb Formel-3-Europameister wurde, auf der Ferrari-Teststrecke in Fiorano einen 2010er Ferrari pilotieren und die Reaktionen der Verantwortlichen waren ähnlich. Der Leiter der Ferrari-Fahrerakademie, Luca Baldisserri, war begeistert. «Für uns Ingenieure ist es immer interessant dabei zu sein, wenn sich ein junger Fahrer zum ersten Mal hinter das Lenkrad eines Formel-1-Ferrari setzt, denn auch wenn wir es gewohnt sind, mit Rookies zu arbeiten, ist es eine echte Überraschung, wenn jemand so viel Professionalität zeigt wie Esteban heute. Obwohl es für ihn das erste Mal in einem unserer Autos war, hat er den Test ohne Fehler absolviert und war der ersten Minute an schnell.»

Beim WM-Finale 2014 von Abu Dhabi rückte Ocon dann im ersten freien Training für Lotus aus. Ocon, der beim Test in Abu Dhabi in der Woche nach dem letzten WM-Laufe nocheinmal ans Steuer durfte, belegte am Ende des ersten Trainings Platz 16 und erklärte: «Es war ein grossartiges Gefühl. Ich habe nicht gleich Druck gemacht, sondern bin es langsam angegangen, und alles hat sich sehr gut angefühlt. Natürlich ist das Auto ganz anders als die Formel-1-Renner, die ich zuvor gefahren bin. Diese gehörten alle noch zur alten Generation. Da ist ein ganz anderer Fahrstil gefragt und auch hinsichtlich der Fahrzeugabstimmung ist Vieles neu und sehr viel komplizierter. Ich bin ziemlich zufrieden mit meinem Tempo, aber da kommt noch mehr, ich fuhr nicht am Limit.»

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