Bremsen: Hamilton und Rosberg wie Nasr und Ericsson
Nico Rosberg gegen Lewis Hamilton: Gefühl für die Bremse ist alles
Im Rahmen der letzten GP-Wochenenden ist aufgefallen: Marcus Ericsson hat auf Felipe Nasr Boden gut gemacht. Der Grund liegt an einer Veränderung bei den Bremsen – Sauber hat von Brembo-Scheiben auf Produkte von Carbon Industrie gewechselt, damit hat sich das Gefühl für die Bremse verändert.
Am meisten Zeit gewinnt man in der Formel 1 paradoxerweise nicht beim Gasgeben, sondern beim Bremsen, und die Fahrer reagieren sehr empfindlich auf feinste Nuancen.
Ein gutes Beispiel sind die Silberpfeil-Stars Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Schon bei McLaren-Mercedes verwendete Lewis Bremsmaterial von Carbone Industrie, während Nico Rosberg lieber Scheiben von Brembo verwendet, das Ganze zusammen mit Brembo-Zangen. Lewis bremst überaus aggressiv, mit sehr viel Bremskraft zu Beginn, dann aber, wenn der Abtrieb mit zunehmend weniger Tempo niedriger wird, sanft am Pedal modulierend. Es dauerte eine ganze Weile, bis Hamilton bei Mercedes die richtige Kombination aus Bremszylinder, Kraft auf dem Pedal, Material, Grösse der Scheiben und Modulation fand. Nico Rosberg kam mit der Standard-Ausführung Brembo/Brembo prima zurecht.
Es gibt noch einen anderen Punkt: Höhere Bremstemperaturen übertragen sich auf den Reifen, sie heizen sich schneller auf, der thermische Abbau wird dadurch aber höher. Das Problem kann auch umgekehrt sein: zu wenig Temperatur in die Bremsen zu bringen, beeinträchtigt das richtige Aufwärmen der Reifen. Damit gerät ein Fahrer schnell mal in einen Teufelskreis: Wer nicht spät und hart bremst, erhält nicht die notwendige Reifentemperatur, wer aber den Reifen nicht ins ideale Betriebsfenster bringt, der kann gar nicht spät genug bremsen!
Zurück zu Sauber. Felipe Nasr sagt: «In Monaco und Kanada sind wir mit anderem Material gefahren. Die Umstellung fällt mir nicht leicht, weil ich so an das Fahrgefühl mit Brembo gewöhnt war.»
Grund für die Umstellung gemäss Felipe: «Kanada und Österreich sind Rennstrecken, welche die Bremsen stark belasten. Also haben wir andere Scheiben eingebaut. Aber das passt nicht zu meinem Fahrstil. Am meisten Probleme habe ich beim Beginn der Bremsphase und das kompromittiert das Fahrverhalten im Rest der Kurve. In Montreal habe ich mich mit dem Auto nie hundertprozentig wohl gefühlt.»
«Es gibt nun zwei Ansätze: entweder wir verbessern mit Modifikationen das Gefühl für die Bremse. Oder wir gehen zurück auf Brembo-Material. Ich mag ein hartes Pedal, ich mag es, wenn die Bremse richtig zubeisst. Andere Fahrer bevorzugen einen eher längeren Bremsweg, ein weicheres Pedal. Und damit kann ich nicht so gut leben.»