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Kimi Räikkönen im Ferrari: Wer soll ihn ersetzen?

Von Mathias Brunner
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene mit Kimi Räikkönen

Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene mit Kimi Räikkönen

Die Statistik spricht gegen ihn, die interne Kritik wird lauter: Aber bietet sich Ferrari wirklich eine Alternative für Kimi Räikkönen? Wer könnte den Finnen an der Seite von Sebastian Vettel ersetzen?

Im vergangenen Mai hat Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene in der Personalie Kimi Räikkönen einen Kurs vorgegeben, den der berühmteste Rennstall der Welt seither hält: «Ich habe Kimi gesagt – wenn wir 2016 weitermachen wollen, muss die Leistung stimmen. Wenn wir glauben, dass wir Räikkönen am besten wachhalten, indem wir die Option noch nicht ziehen, dann werden wir auch dabei bleiben.»

Inzwischen haben wir acht Grand-Prix-Wochenenden hinter uns, und wenn die Leistung an nackten Zahlen gemessen würde, dann sieht es nicht gut aus: Sebastian Vettel war in acht Qualifyings sieben Mal schneller, bei den Punkten sieht es mit 120:72 nicht viel besser aus.
In Kanada hat Kimi einen sicher geglaubten dritten Rang verloren, weil es einen Hickser in der Motorelektronik gegeben hatte. Die italienischen Medien sind gnadenlos: «Wäre das Vettel auch passiert?» stellen sie eine Frage in den Raum, die niemand beantworten kann.

In Österreich war das Rennen von Kimi nach kurzer Zeit vorbei: rätselhafter Ausbruch des Hecks, Kollision mit dem McLaren-Honda von Fernando Alonso. Die Untersuchung der Daten hat bislang keinen Aufschluss darüber gegeben, was da wirklich passiert ist.

Aber es wird immer klarer, dass sich die Stimmung nicht verbessert. Am Red Bull Ring faltete Räikkönen einen Journalisten der «Gazzetta dello Sport» zusammen, weil die Zeitung berichtet hatte – Kimi dürfe nur dann bleiben, wenn er ein niedrigeres Grundgehalt akzeptiere. Der Weltmeister von 2007 zischte: «Haben Sie meinen Vertrag gesehen? Nein? Dann schreiben sie auch nicht so einen Blödsinn.»

Über eine angebliche Deadline zur Entscheidung pro oder kontra Räikkönen sagt Arrivabene: «Es gibt keine Deadline. Wenn die Zeit gekommen ist, dann werde ich mit mit unserem Präsidenten Sergio Marchionne über die Fahrer für 2016 unterhalten. Und mit seinem Segen werden wir dann eine Entscheidung verkünden.»

Aus Ferrari-Kreisen ist jedoch zu vernehmen: bis zur Sommerpause will die Ferrari-Führung von Räikkönen eine Leistungssteigerung sehen, dann werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Das würde bedeuten: Kimi hätte nur noch Zeit in England und in Ungarn, um zu glänzen.

Doch hat Ferrari wirklich eine Wahl?

Die Beförderung der Eigengewächse kommt nicht in Frage: Ferrari-Zögling und Sauber-Testfahrer Raffaele Marciello ist noch nicht so weit. Esteban Gutiérrez hat den Beweis schuldig gelassen, auf einem Niveau wie Räikkönen, Bottas oder Hülkenberg fahren zu können. Jean-Eric Vergne ist kein Thema.

Zu den herumgebotenen Namen sagt Arrivabene: «Bottas oder Hülkenberg, es gibt so viele gute Fahrer in der Formel 1. Aber es wäre völlig falsch, Namen zirkulieren zu lassen. Wir konzentrieren uns ganz auf Kimi und hoffen, dass alles so weiterläuft wie bisher. Wenn sich die Leute die Mühe machen und Zeitenlisten studieren würden, dann würden sie sehen, dass Räikkönen in einigen Rennen phasenweise der schnellste Mann auf der Bahn war.»

Das sind schöne Worte, mehr nicht.

Valtteri Bottas ist für 2016 an Williams gebunden. Ferrari müsste ihn aus dem Vertrag herauskaufen. Sir Frank Williams und seine Tochter Claire haben zu entscheiden: Falls der Finne zu verkaufen ist – zu welchem Preis? Und ist Ferrari gewillt, den zu bezahlen?

Die praktischere Variante hiesse Nico Hülkenberg. Aber Ferrari-Insider sagen: zwei Deutsche, das komme nicht in Frage. Wieso eigentlich nicht? Marketing-Gründe können nicht dagegen sprechen: der finnische Markt ist jetzt auch nicht der grosse Motor des Sportwagengeschäfts. Und in den 80er Jahren fuhr Ferrari auch mit zwei Franzosen.

Daniel Ricciardo – ebenfalls mit Ferrari in Verbindung gebracht – ist bei Red Bull Racing-Renault für 2016 unter Vertrag, im Rahmen eines Dreijahresabkommens. Der Australier ist also noch nicht zu haben.

Das Fazit von Formel-1-Champion Jacques Villeneuve: «Ferrari kann sich alle Zeit der Welt lassen, denn Räikkönen hat kein anderes Team, zu dem er gehen könnte. Ferrari weiss das. Warum sollten sie ihm also voreilig einen Vertrag geben? Und die Fahrer, die als Nachfolger in Frage kommen, sind auch in zwei Monaten noch da.»

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