FIA-Chef Jean Todt: «Ich hasse Idee von Kundenautos»
Jean Todt
Innerhalb der Strategiegruppe der Formel 1 ist diskutiert worden: es soll nur noch vier oder fünf Chassishersteller geben, kleinere Teams würden die Autos nicht mehr komplett selber bauen, sondern bei den Grossen kaufen müssen. Gegen diesen Plan gibt es vehementen Widerstand. So sagt Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn: «Das widerspricht dem Grundgedanken der Formel 1, ausserdem ist es unser Kerngeschäft, Rennwagen zu bauen.» Tatsächlich ist es Teil der DNA des Sports, dass die Rennställe, egal wie klein sie sind, ihre Autos selber bauen.
Im Pariser Gruppengespräch betont auch FIA-Präsident Jean Todt, dass er davon nichts hören will. Klipp und klar sagt er: «Ich hasse Kundenautos. Die Faszination der Formel 1 besteht doch auch darin, dass die verschiedenen Rennställe ihre Fundamente und ihre Identität haben. Wir können den Zugang zu gewisser Technologie gewiss erleichtern, da sage ich nicht kategorisch nein. Aber eine Zweiklassengesellschaft will ich nicht sehen.»
Tatsächlich wurde in der Strategiegruppe erwogen, nur letztjährige Autos den Kunden zur Verfügung zu stellen. Damit wäre programmiert, dass die hinterher fahren.
Jean Todt weiter: «Auf der anderen Seite ist es ein sehr cleverer Ansatz, wie Gene Haas 2016 in die Formel 1 kommt. Er baut auf eine sehr enge Kooperation mit Ferrari und übernimmt auch Teile aus Italien, aber eben im Rahmen des Reglements. Damit habe ich kein Problem.»
Todt wollte in der Formel 1 einen Kostendeckel einführen, aber er ist am Widerstand der grossen Teams gescheitert. Der 69jährige Franzose findet, er habe nur beschränkte Mittel, was die Rettung finanzschwacher Teams angeht.
«Die kommerziellen Belange werden von Bernie Ecclestone geregelt, da mischen wir uns nicht ein. Aber ich will kein Team gehen sehen. Daher haben wir alles uns Mögliche getan, um Manor die Tür zur Rückkehr offen zu halten. Es war für mich eine herbe Enttäuschung, dass Caterham nicht gerettet werden konnte. Vielleicht wurde dort unterschätzt, was es bedeutet, Formel-1-Sport zu betreiben. Es ist überaus schwierig, auf ein konkurrenzfähiges Niveau zu kommen.»
«Daher finde ich es auch immer so unfair, wenn die Leute sagen – für Mercedes sei alles so leicht. Das stimmt einfach nicht. Sie haben viel Arbeit und Geld investiert und jahrelang geschuftet, und das Ergebnis davon sehen wir jetzt. Ich hoffe wirklich, dass Lotus, Force India, Renault oder Manor bleiben, aber letztlich ist es nicht in unserer Hand.»
«Gleichzeitig ist es nicht richtig, wenn einige Teams ständig über ihre finanzielle Situation jammern. Jeder wusste davon, dass es gewisse Abkommen gibt, welche für einige einträglicher sind als für andere. Jeder kennt die Kosten in der Formel 1. Vielleicht ist teilweise die Sponsorenseite unterschätzt worden.»