Vettel (Ferrari): «Jules, dieser Sieg ist für dich!»
Sieger Sebastian Vettel
Wow, was für ein Grand Prix! Was nach dem Training wie ein sicherer Durchmarsch für Mercedes und Weltmeister Lewis Hamilton ausgesehen hatte, entwickelte sich zu einem spannenden Grand Prix mit ständigen Wendungen.
Ex-GP-Pilot Martin Brundle wundert sich ebenfalls: «Wo hat Ferrari auf einmal diesen Speed hergenommen? Ich hätte jedenfalls nach dem Training mein Geld gewiss nicht auf Vettel gesetzt.»
Es war ein hoch emotionaler Sieg für Vettel, nicht etwa, weil es der zweite nach Malaysia für Ferrari ist, sondern vor allem, weil er so kurz nach dem Tod von Jules Bianchi eingefahren werden konnte, dem Ferrari-Nachwuchsfahrer, der am 17. Juli verstorben ist. Vettel hat mit seinem Sieg heute auf dem Hungaroring ferner mit Rennlegende Ayrton Senna gleichgezogen – 41 Siege.
Noch im Rennwagen sagte Vettel über Funk zuerst (auf italienisch): «Danke, Jungs, danke. Hört ihr mich? Forza, Ferrari, nun lassen wir in Maranello eine weitere Flagge steigen.»
Dann wechselte Vettel zunächst auf Französisch und fügte hinzu: «Danke, Jules, dieser Sieg ist für dich. Du wirst immer bei uns sein. Wir wissen alle, dass du früher oder später Teil dieses Teams gewesen wärst.»
Im Parc fermé warf sich Vettel in die Arme seiner Mechaniker, bevor er sich eine Italien- und eine Ferrari-Flagge schnappte, sich auf seinen Rennwagen stellte und seine Truppe endgültig in Euphorie versetzte.
Auf dem Siegerpodest meinte der vierfache Formel-1-Champion nach seinem ersten Sieg auf dem Hungaroring: «Ein unglaublicher Tag! Dieser Sieg ist für Jules. Für alle von uns war das eine ganz schwierige Woche. Daher widme ich den Sieg ihm, denn er war ja schon Teil der Ferrari-Familie und wäre früher oder später für uns gefahren.»
«Als wir das Rennen unter Kontrolle hatten, und es gab eine Safety-Car-Phase, da habe ich gedacht – das hätte ich jetzt nicht gebraucht. Mein Start war fabelhaft, selbst wenn der Wagen nicht einfach zu fahren war. Nach dem schwierigen Start am Freitag lief es prächtig.»
Daniil Kvyat ist mit Rang 2 der zweitjüngste Formel-1-Fahrer auf einem Siegerpodest. 2008 war Vettel in Monza 21 Jahre und 73 Tage jung, der Russe ist nun 21 Jahre und 91 Tage alt. Daniil sagt: «Ich möchte Rang 2 der Familie Bianchi widmen. Wir haben mit Jules einen tollen Menschen verloren und ein grosses Talent. Klar freue ich mich über meinen ersten Podestplatz, aber in diesem Moment denke ich vor allem an Bianchi.»
«Nach der ersten Kurve dachte ich, mein Rennen sei vorbei, weil ich mir eine schlimme Bremsplatte eingehandelt hatte. Aber es gilt eben, nie aufzugeben, und das hat sich heute ausgezahlt.»
Der drittplatzierte Daniel Ricciardo meint: «Ein verrücktes Rennen. Ich hatte schon ausgangs Kurve 1 die erste Kollision, das Auto war in der Luft, das war mit Massa. Der Wagen wurde dabei beschädigt. Nach dem Restart gab es mit dem Auto von Lewis vorbei, auch da dachte ich, mein Rennen sei vorbei, und schliesslich noch eine Kollision mit Rosberg. Auch ich widme meinen dritten Platz Jules, es fühlt sich wie ein Sieg an.»
«Im Duell mit Rosberg war mir klar: auf der Geraden komme ich nicht vorbei, also muss ich mein Glück in den Kurven suchen. Meine Linie war sauber, aber Nico zog wieder rein, und dann hat’s gescheppert. Sein Reifen ging kaputt und mein Flügel. Wir haben beide die Chance auf den Sieg verloren auf diese Weise, das ist enttäuschend.»
Ricciardo stand erstmals seit Austin 2014 auf dem Podest.
Schlusswort von Sebastian Vettel: «Ich weiss noch, was nach dem Malaysia-GP los war, jetzt freue ich mich auf eine schöne Feier.»