Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Sebastian Vettel: Ferrari-Geschenk im 900. Grand Prix

Von Mathias Brunner
Vor der Sommerpause brachte Sebastian Vettel die Tifosi zum Träumen: Sieg in Ungarn. Eine erfolgreiche Fortsetzung beim elften WM-Lauf wäre passend – es ist der 900. Grand Prix von Ferrari.

Rund 27 Jahre sind es her, dass der grosse Enzo Ferrari für immer die Augen geschlossen hat. Der greise Firmengründer verstarb im August 1988 im Alter von 90 Jahren. Es war die Formel-1-Saison, in welcher McLaren-Honda alles in Grund und Boden fuhr, aber kurz nach seinem Tod gelang Ferrari ausgerechnet in Monza das scheinbar Unmögliche – Doppelsieg mit Gerhard Berger vor Michele Alboreto, nachdem Ayrton Senna mit seinem McLaren über Williams-Aushilfe Jean-Louis Schlesser gestolpert war. Italien lag im Freudentaumel.

Vielleicht gelingt Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen in Belgien etwas Ähnliches, und der Zeitpunkt wäre passend: Ferrari feiert in Belgien beim elften WM-Lauf der Saison seinen 900. Grand Prix seit der ersten Teilnahme in Monaco 1950.

Der heutige Ferrari-Präsident Sergio Marchionne ehrt Firmengründer Enzo Ferrari in einer Stellungnahme: «27 Jahre sind es nun her, dass uns Enzo Ferrari verlassen hat. Aber seine Prinzipien und seine Lehren sind kraftvoller und aktueller denn je. Die Entschlossenheit, mit welcher er die vielen Herausforderungen seines Lebens angegangen hat, der Mut zum Risiko und dazu, gegen den Strom zu schwimmen, eine Neugier, welche ihn zu ständigen Innovationen drängte – das alles sind Vorbilder, welche das tägliche Leben bei Ferrari prägen.»

«Ich bin sicher, wäre Enzo Ferrari noch unter uns, dann würde er unsere Anstrengungen zu schätzen wissen, wie wir die Firme modernisieren und jeden Tag versuchen, mit dem Rennstall wieder an die Spitze vorzudringen.»

Piero Ferrari, der 70jährige Sohn von Enzo Ferrari, fügt hinzu: «Es ist nicht einfach, mit der Öffentlichkeit so etwas Persönliches zu teilen wie den Todestag seines eigenen Vaters. Und doch mache ich das gerne, weil mich selbst heute noch jeden Tag Menschen kontaktieren, um mir zu sagen, wie wichtig Enzo Ferrari in ihrem Leben gewesen ist. Es geht nicht nur um Kunden oder Fans, es geht um Menschen, welche den Wagemut meines Vaters bewundert haben, seine Fähigkeit, Ziele anzustreben, das hat sie inspiriert.»

Ferrari ist dank Enzo Ferrari nicht nur zu einer der berühmtesten Automarken der Welt geworden, Ferrari hat die Formel 1 geprägt. Die Italiener halten fast alle wichtigen Rekorde im Grand-Prix-Sport, kein Team hat weltweit eine solche Gefolgschaft.

Ferrari ist nicht einfach nur eine Sportwagenfirma, Ferrari ist ein Mythos, und das war einer der Gründe, wieso Sebastian Vettel für die Italiener fahren wollte.

Vettel ist ein bekennender Historien-Fan, in der Rennsportgeschichte sehr belesen. Michael Schumacher konnte mit dem Mythos Ferrari anfangs wenig anfangen. «Ferrari ist Legende, und ich empfinde es als ein Privileg, für Ferrari fahren zu können», sagt der 41fache GP-Sieger Vettel. «Den Moment, als ich das Werksgelände betrat, werde ich nie vergessen, seither ist die Zeit wie im Fluge vergangen, aber ich geniesse jede Sekunde davon.»

Hin und wieder muss sich der vierfache Formel-1-Weltmeister selber in den Arm kneifen, wie das alles so gekommen ist. «Meinen ersten Appetithappen Maranello habe ich damals erhalten, als wir im Winter nach Italien gefahren sind. Ich erhoffte mir, an diesem Zaun einen Blick auf mein Idol Michael Schumacher zu erhaschen. Und nun fahre ich selber hier, es ist schon wahnsinnig.»

Auch von daher wäre kein Ort passender für einen erneuten Ferrari-Sieg – im früheren Wohnzimmer von Michael Schumacher, wo der siebenfache Formel-1-Champion gleich sechs Mal gewinnen konnte. Vettel selber gewann bislang in Belgien zwei Mal – 2011 und 2013.

Die wichtigsten Ferrari-Rekorde

Fahrer-WM-Titel (15)
Alberto Ascari 1952 und 1953, Juan Manuel Fangio 1956, Mike Hawthorn 1958, Phil Hill 1961, John Surtees 1964, Niki Lauda 1975 und 1977, Jody Scheckter 1979, Michael Schumacher 2000 bis 2004, Kimi Räikkönen 2007

Konstrukteurs-Pokale (16)
1961, 1964, 1975 bis 1977, 1979, 1982/83, 1999 bis 2004, 2007/08

Grand Prix-Einsätze (899)

Pole-Positions (207)

Siege (223)

Siege in Folge (14)
Von der Schweiz 1952 bis Schweiz 1953

Doppelsiege (81)

Siege von der Pole aus (123)

Podestränge (689)

Schnellste Rennrunden (232)

Treuster Fahrer: Michael Schumacher (180 GP)

Siegreichster Fahrer: Michael Schumacher (72 Siege)

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