Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Nach Tod Jules Bianchi: Hommage in Magny-Cours

Von Mathias Brunner
Jules Bianchi

Jules Bianchi

Am 17. Juli 2015 hat das Herz von Jules Bianchi aufgehört zu schlagen. Aber in den Herzen der Rennfans wird Bianchi immer einen Platz haben – ganz besonders bei den Franzosen.

Er war der Hoffnungsträger der französischen Formel-1-Fans: Ferrari-Zögling Jules Bianchi. Wäre alles nach Plan verlaufen, dann sässe der junge Mann aus Nizza heute in einem Sauber-Renner, dazu vorgesehen, 2016 oder 2017 den Platz von Kimi Räikkönen bei Ferrari einzunehmen. Aber das Leben verläuft selten nach Plan. Das Schicksal wollte es anders – schwerer Unfall am 5. Oktober 2014 in Suzuka, der Marussia-Fahrer anschliessend monatelang im tiefen Koma, ohne Aussicht auf Genesung, am 17. Juli dann tiefer Schmerz für die Familie und Erlösung zugleich, Jules Bianchi ist verstorben.

Die Familie zeigte sich sehr berührt von der Anteilnahme einer weltweiten Fangemeinde im Allgemeinen und von der Formel-1-Familie im Besonderen. Jules Bianchi ist verloren, aber vergessen wird er nicht.

Um das sicherzustellen, hat sich Serge Saulnier, Geschäftsleiter der früheren Formel-1-Rennstrecke von Magny-Cours bei Nevers, etwas einfallen lassen: Ende August, im Rahmen der französischen Tourenwagenmeisterschaft, wird im modernisierten Teil des Boxengebäudes ein besonderer Raum Jules Bianchi gewidmet. Am 29. August ist Eröffnung, die Familie Bianchi wird dazu eingeladen.

Magny-Cours, das war für Jules Bianchi keine Rennstrecke wie jede andere: dort hatte er am 14. Oktober 2007 seinen ersten Titelgewinn im Rennwagen erobert, beim zweitletzten Lauf zur französischen Zweiliter-Formel Ford.

Familie Bianchi: Immer wieder Schicksalsschläge

Was hat diese Familie getan, um solchen Kummer zu verdienen? Denn der schwere Unfall von Jules Bianchi, der letztlich zum Unausweichlichen führte, war bei weitem nicht der einzige Schicksalsschlag. Was viele heutige Grand-Prix-Fans nicht wissen – Jules ist schon der dritte Racer aus seiner Familie.

Bianchis Familie stammt ursprünglich aus Mailand – sein Urgrossvater wanderte in den 50er Jahren samt seiner Söhne Mauro und Lucien nach Belgien aus und nahm die belgische Staatsbürgerschaft an. Mauro ist der Grossvater des späteren Marussia-Piloten, Mauros Sohn Philippe wiederum zog von Belgien nach Frankreich um, Jules wurde in Nizza geboren.

Der hochbegabte Mauro Bianchi wurde anfangs der 60er Jahre Alpine-Werksfahrer in der Formel 3 und gewann 1964 zum Beispiel den Grossen Preis von Montlhéry. Ab Mitte der 60er Jahre konzentrierte er sich auf Sportwagenrennen. Grösster Erfolg: Sieg beim 500-km-Rennen vom Nürburgring, zusammen mit seinem Bruder Lucien. Lucien Bianchi war ein echter Allrounder: Formel 1, Rallyes, Sportwagen, GT, der Belgier war in allem schnell.

1968 erlitt Mauro Bianchi in Le Mans einen schlimmen Unfall, bei welchem er sich schwerste Brandverletzungen zuzog. Ironie des Schicksals: im gleichen Jahr gewann Lucien zusammen mit Pedro Rodriguez das berühmteste Langstreckenrennen der Welt.

Lucien Bianchi bestritt zwischen Belgien 1960 und Mexiko 1968 17 Formel-1-WM-Läufe, meist mit unterlegenem Material. Seinen grössten Erfolg feierte er in Monaco 1968, als er hinter Graham Hill und Richard Attwood im Fürstentum Dritter werden konnte.
Ausgerechnet in jenem Monaco, wo später Jules Bianchi als Neunter des Grand Prix 2014 sein bestes Ergebnis in der Formel 1 erzielen sollte.

1969 wollte Mauro sein Comeback geben, als Lucien am 30. März bei Testfahrten in Le Mans zu Tode stürzte. Der ältere der beiden Bianchi-Brüder wurde nur 34 Jahre alt. Daraufhin hängte Mauro den Rennhelm an den Nagel.

Wie gross das Potenzial von Jules Bianchi war, werden wir nie erfahren. Der frühere Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali sagt den Kollegen der «Gazzetta dello Sport»: «Jules war der erste Fahrer unserer Ferrari-Akademie. Ich erlebte ihn als einen jungen Mann von sehr positiver Einstellung, meist mit einem Lächeln auf den Lippen, von einer unheimlichen Überzeugung, dass er es ganz nach oben schaffen würde. Er war ein aussergewöhnlicher junger Mann, der mit allen seinen Wegbegleitern einen sehr intensiven Kontakt gepflegt hat, nicht nur innerhalb von Ferrari, das hat ihn für mich am meisten gekennzeichnet. Wir haben einen Jungen verloren, der einen anderen Weg verdient hätte.»

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