1. Training Austin: Red Bull ohne neuen Renault-V6
Daniel Ricciardo mit dem alten Renault-Motor
Das hat in der Formel 1 Seltenheit: Eine nasse Bahn im ersten freien Training, und sofort gingen alle Fahrer auf die Bahn hinaus, um sich in Form einer Installationsrunde über den Zustand der Strecke schlau zu machen. Der Grund war recht einfach – die Wetterfrösche sagen voraus, dass das Wetter im Laufe des Tages schlechter wird. Für Samstag sind dann Niederschläge angekündigt, welche jeden Fahrbetrieb verhindern könnten. Also ist es gescheiter, jetzt Erfahrungen mit Regenreifen zu sammeln als später wegen heftigen Regens überhaupt nicht zu fahren.
Das Grundproblem für die Teams jedoch – pro Rennwochenende hat gemäss Artikel 25.2 jeder Fahrer lediglich vier Sätze Intermediate-Reifen und drei Sätze Regenreifen zur Verfügung. Mehr nicht. Doch es ist durchaus möglich, dass das Wetter auch am Samstag und Sonntag schlecht sein wird. Also müssen die Teams mit den Reifen sparsam umgehen.
Das ist schlecht für jeden Zuschauer: Nicht nur, dass er hunderte Dollar bezahlt hat, um im Regen auf einer Tribüne zu sitzen, er bekommt auch weniger zu sehen.
Probleme für Maldonado und Räikkönen
Die ersten Sorgenkinder im Training: Ein Getriebeproblem im Lotus von Pastor Maldonado (nach einer Installationsrunde war vom Venezolaner nichts mehr zu sehen, weil am Getriebe gearbeitet werden musste), ein Dreher von Felipe Massa («ich habe den Wagen auf einem Randstein aus der Kontrolle verloren»), der Brasilianer konnte aber weiterfahren, danach wurde Kimi Räikkönen von seinem Ferrari-Renningenieur Dave Greenwood zur Box gebeten – die Bremsen neigten zum Überhitzen. Der Finne war an seine Box gebunden, während seine Mechaniker nach dem Rechten schauten, bauten ihre Kollegen eine menschliche Mauer auf, um den Fotografen die Sicht auf den Rennwagen zu verwehren. Den Fans auch. Lächerlich.
Bremsenärger auch bei Romain Grosjean im Lotus. Der Genfer beschwerte sich über Funk: «Das Pedal vibriert, wenn ich bremse. Ist das normal?» Antwort seines Technikers: «Wir sehen das anhand der Daten, wissen aber noch nicht, warum das so ist. Fahr einfach mal weiter.» Lange währte das nicht: Der künftige Haas-Pilot kam zurück zur Box, wo Bremsscheibung und –zangen ausgetauscht wurden.
Motoren: Der letzte Stand
Das Problem bei Regen auf dem Circuit of the Americas (COTA): An verschiedenen Stellen bleibt das Wasser stehen. Aquaplaning, im Formel-1-Renner noch ungemütlicher als im Strassenauto. McLaren-Honda-Star Jenson Button meldete: «Die Piste ist unfassbar schmierig, sehr schwierig zu fahren.»
Als nach einer halben Stunde die Piste an gewissen Stellen weniger nass war, weil der Regen aufgehört hatte, ging bei den Teams die grosse Diskussion los: Je trockener die Bahn, desto schneller verschleissen die Intermediate-Reifen für feuchte Bahn. Und die will keiner opfern. Daniel Ricciardo funkte: «Da ist nicht mehr viel stehendes Wasser. Aber wenn ich länger auf der Bahn bleibe, dann mach ich die Reifen kaputt.»
Der Australier und sein russischer Stallgefährte Daniil Kvyat rückten mit den bisherigen Renault-Motoren aus. Ob Red Bull Racing den verbesserten Renault-Motor am Samstag einsetzt, ist noch nicht entschieden: Das wird weitgehend vom Wetter abhängen. Der verbesserte Motor (elf von zwölf möglichen Entwicklungs-Wertmarken verbraucht) soll pro Runde nur zwei Zehntelsekunden bringen. Bei RBR laufen die Diskussionen, ob man dafür wirklich ans Ende des Feldes zurückrücken will.
An dieser Stelle ein kleines Motor-Update: Toro Rosso wird ganz auf den verbesserten Renault verzichten. Nur im McLaren von Fernando Alonso steckt der neue Evo-V6 von Honda (in Russland im ersten Training im Einsatz, daher dort eine Strafversetzung, nicht aber hier, was exakt so geplant war). Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen werden in der Startaufstellung um je zehn Ränge zurück müssen, weil neue Motoren vom Typ Monza eingesetzt werden.
Schreck in der Williams-Box: Valtteri Bottas hätte um ein Haar seine Mechaniker über den Haufen gefahren, als er nach einem Einsatz zurückkam. Der Finne entschuldigte sich sofort: «Tut mir leid, Jungs, da ist so dramatisch weniger Grip auf diesem Betonstreifen in der Box.»
Nach einer Stunde lang Nico Rosberg mehr als eine Sekunde vor den beiden Red Bull Racing-Piloten Kvyat und Ricciardo, daran änderte sich nichts mehr, bis die karierte Flagge fiel.
Für Ex-Formel-1-Fahrer Martin Brundle war das keine Überraschung: «Es ist ganz einfach. Je mehr Abtrieb, desto besser im Regen, und kein Auto hat mehr Abtrieb als das Mercedes-Chassis.»