Formel-1-Party in Mexiko: Warum nicht in Deutschland?
Sergio Perez lässt sich feiern
Natürlich kamen die Gedanken an die Formel-1-Rennen in der Heimat unweigerlich hoch. 134.850 Fans hatten den Autodromo Hermanos Rodriguez am vergangenen Sonntag in ein Tollhaus verwandelt, die Formel 1 so gefeiert wie selten in diesem Jahr. Fahrer und Verantwortliche waren tief beeindruckt.
«Die Kulisse war gigantisch. Ich habe mich wie ein Rockstar gefühlt», sagte Rennsieger Rosberg: «Das hat alle Erwartungen übertroffen. Das war das beste Podium meines Lebens. Nach dem Sieg auf einer großartigen Strecke sangen Abertausende Menschen meinen Namen», sagte der Mercedes-Pilot.
Doch warum funktioniert das in Deutschland nicht (mehr)? Das Interesse ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen, vom Enthusiasmus der Michael-Schumacher-Ära ist sowohl vor Ort als auch vor dem TV nichts mehr zu sehen. Der Negativ-Höhepunkt wurde in diesem Jahr mit der Absage des eigentlich auf dem Nürburgring geplanten Deutschland-GP erreicht. Die Gründe?
«Es war zuletzt nicht voll - ich weiß auch nicht, was da schiefläuft. Vielleicht sind die Fans etwas müde, vielleicht sind die Karten zu teuer», sagte Sebastian Vettel. Auch Rosberg rätselte: «Ich habe keine Erklärung dafür.» In Mexiko musste man für die günstigsten Tickets von Freitag bis Sonntag umgerechnet rund 104 Euro bezahlen. Ein VIP-Paket auf den besten Plätzen kostete 3177 Euro. Ausverkauft war es trotzdem. Der Schwarzmarkt blühte. Eine Situation, wie sie es in Deutschland seit Jahren nicht mehr gibt.
Und wie man die Formel 1 feiern kann, zeigten die Mexikaner, die 23 Jahre auf die Rückkehr der Motorsport-Königsklasse warten mussten. Bereits die Fahrerparade geriet zu einem Triumphzug der Piloten. «Ich hatte Gänsehaut», gab Williams-Pilot Valtteri Bottas zu.
Auch Weltmeister Lewis Hamilton kam aus dem Staunen kaum heraus, «Das war wie beim Fußball, die Fans waren unglaublich.» Höhepunkt war die spektakuläre Fahrt durch das alte Baseball-Stadion. Mit einer Stimmung, die die Formel 1 noch nicht oft erlebt hat.
«Das Beste, was ich je im Leben gesehen habe - was die Organisation angeht und wie die Fans mitgegangen sind. Das erste Mal ist die Formel 1 unterwegs wie eine Fußball-WM. Gott sei Dank, denn Fußball ist für alle das Nonplusultra», sagte Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda.
«Dieser Tag war etwas ganz Besonderes, und ich werde mich noch in vielen Jahren mit einem Lächeln auf den Lippen daran erinnern», sagte Lokalmatador Sergio Perez.
Bestätigt und glücklich fühlen dürfte sich auch Chefpromoter Bernie Ecclestone, der im Zuge der Absage die deutschen Formel-1-Fans als «lausig» bezeichnet hatte. Er nahm sogar am Sonntag an der Fahrerparade teil. Der Brite expandiert weiter fleißig. Europa, und damit auch Deutschland, gerät somit weiter unter Druck.