Lotus: Sind die Kassen schon wieder leer?
Der stellvertretende Lotus-Teamchef Federico Gastaldi wird auch in Interlagos einige Fragen zur finanziellen Lage seiner Mannschaft beantworten müssen
Dieses Bild kennen wir schon: Das Lotus-Team steht auch in Interlagos vor verschlossenen Türen – wie schon in Japan, wo den Team-Mitgliedern der Zugang zum Gastbereich verwehrt wurde, weil eine Zahlung ausgeblieben war. Diesmal steht der Gästebereich aber nicht leer – Tische, Kaffee-Maschine und Stühle stehen bereit – dennoch ist kein Mitarbeiter zu sehen, auch ist die Tür verschlossen.
Zudem bewachen zwei Security-Mitarbeiter die Lotus-Box, und achten darauf, dass keiner durchkommt. Davor türmen sich Kisten, die zum Auspacken bereitstehen. Im Fahrerlager wird gemunkelt: Die Betreiber des Autódromo José Carlos Pace rücken nicht mit den Schlüsseln raus, weil die letzte Rate für die Nutzung der Räumlichkeiten nicht rechtzeitig überwiesen wurde.
Es wäre nicht das erste Mal, dass sich Lotus wegen offener Forderungen erklären muss: In Ungarn weigerte sich Formel-1-Reifenausrüster Pirelli erst, die Mannschaft mit den nötigen Gummis zu versorgen, weil das Geld dafür nicht rechtzeitig überwiesen wurde. Der stellvertretende Teamchef Federico Gastaldi erklärte, dass es sich um ein Irrtum handle. Das Team kam letztlich noch rechtzeitig zu seinen Reifen.
In Belgien beschlagnahmten Gerichtsvollzieher das Rennmaterial von Lotus. In der Kreide stand der Rennstall nicht nur beim früheren Testfahrer Charles Pic, sondern auch bei Toyota für die Miete des Motorhomes sowie bei Helmhersteller Bell.
Die finanziellen Probleme von Lotus könnten mit dem erwarteten Renault-Rückkauf ein schnelles Ende finden. Die Franzosen hatten schon im September eine Kaufabsichtserklärung unterschrieben. Auch arbeiten seit dem Singapur-GP Renault-Fachkräfte im Werk von Enstone mit, wie Gastaldi bestätigt hat. Die offizielle Verkündung des Rückkaufs soll beim Saisonfinale in Abu Dhabi erfolgen.