Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Williams: Teenie statt einziger Formel-1-Frau?

Von Mathias Brunner
Papa Lawrence Stroll (links) und sein Sohn Lance

Papa Lawrence Stroll (links) und sein Sohn Lance

Die Schottin Susie Wolff hängt ihren Formel-1-Helm an den Nagel. Holt sich der Traditionsrennstall dafür den kanadischen Millionärssohn Lance Stroll ins Team?

Seit Jahren versucht der Textil-Unternehmer Lawrence Stroll einen Fuss in die Formel-1-Tür zu bekommen. Angeblich wollte der steinreiche Kanadier Sauber oder Lotus übernehmen, schon im Juli liebäugelte er mit Anteilen bei Williams. Nun scheinen diese Verhandlungen langsam konkret zu werden. Die Rede ist von einer Rolle für seinen Sohn Lance Stroll (17) als Entwicklungsfahrer im drittältesten Formel-1-Rennstall (nach Ferrari und McLaren).

Aber was will Lawrence Stroll wirklich? Der 56jährige Unternehmer ist schon vor einem Jahr mit Sauber und Lotus in Verbindung gebracht worden, doch aus der Übernahme von Anteilen bei diesen beiden Rennställen ist nichts geworden. In der Öffentlichkeit kommentiert Stroll solche Pläne grundsätzlich nicht.

Woher kommt Stroll?

Der Kanadier aus Montreal war seinem Vater in die Bekleidungsindustrie gefolgt, der hatte seinem Sprössling vorgelebt, wie man Selfmade-Millionär wird – indem er einige der bekanntesten Modemarken der Welt nach Kanada brachte. 1990 ging Lawrence Stroll mit Silas Chou aus Hong-Kong ein Bündnis ein, die beiden investierten ihr Geld in eine damals wenig bekannte Firma namens Tommy Hilfiger – heute eines der renommiertesten Mode-Labels der Welt. Auch Chou ist ein Schwergewichtler: seiner Familie gehört eines der grössten Textilfabrikations-Netzwerke von ganz Asien.

Strolls Vermögen wird inzwischen bei mehr als 2 Milliarden Euro angesiedelt, der Börsengang der Marke Michael Kors katapultierte ihn unter die 1000 reichsten Menschen der Welt. Im Juni war sogar davon die Rede, dass sich Stroll mit Geschäftspartnern an den Rechten am Formel-1-Sport beteiligen wolle. Ein Gerücht, das neue Nahrung bekam, als Stroll im Rahmen des Kanada-GP ein Schwätzchen mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone hielt.

Stroll ist bekennender Rennsportfan und Hobby-Racer, besitzt eine stattliche Sport- und Rennwagensammlung, besitzt die Rennstrecke von Mont-Tremblant bei Montreal und was für ihn zu spät kommt, erlebt er durch seinen Sohn Lance Stroll: der seit Ende Oktober 17-Jährige ist Mitglied der Ferrari-Fahrerakademie, seit er elf Jahre alt ist.

In Italien und Grossbritannein kursiert seit Juli: nachdem eine Beteiligung bei Lotus und Sauber nicht geklappt hat, stehe Stroll in Verhandlungen mit dem Williams-Rennstall. Herumgereicht wird die immense Summe von 120 Mio Euro, welche Vater Lawrence Anteile am Team und seinem Sohn Lance mittelfristig ein Cockpit sichern sollen. Williams nimmt zu dieser Zahl oder angeblichen Verhandlungen keine Stellung.

Lance Stroll gewann 2014 im ersten Jahr als Autorennfahrer die italienische Formel-4-Meisterschaft und eroberte auch den Titel in den 2015er Toyota Racing Series. Sein Vater hat sich als Teilhaber beim Team Prema eingekauft, um für 2015 den Schritt in die Formel 3 zu machen. Stroll junior war zu Beginn der Saison reichlich wild und fiel durch viele Unfälle auf. Aber in den letzten drei Veranstaltungen (mit jeweils drei Rennläufen) stand er fünf Mal auf dem Podest und gewann in Hockenheim sein erstes Rennen. Er wurde Gesamtfünfter der Formel-3-EM (Prema-Stallgefährte Felix Rosenqvist aus Schweden wurde Meister).

Ob Stroll weiter Mitglied der Ferrari-Akademie bleiben würde, sollte er bei Williams andocken, ist fraglich. Stroll senior scheint jedoch in der Rolle des Entwicklungsfahrers mehr Möglichkeiten für den Sohn zu wittern als bei Ferrari.

Lance Stroll soll 2016 erneut Formel 3 fahren, könnte aber bei Williams den Posten des Entwicklungspiloten übernehmen – jenen Posten also, den bislang die Schottin Susie Wolff inne hatte. Wolff sass ausgiebig im Simulator und durfte auch mehrfach den Formel-1-Renner testen.

Allerdings wird sich Stroll den Formel-1-Führerschein namens Superlizenz verdienen müssen, und dabei gelten ab 2016 strengere Regeln.

Superlizenz: So geht es

Der FIA-Weltrat führte flexiblere Regeln für Fahrer ein, die sich zwar für eine Superlizenz qualifiziert haben, die jedoch keine Möglichkeit haben, Formel 1 zu fahren. Die Liste der Serien, in welchen Punkte für die Superlizenz gesammelt werden können, ist erweitert. Hinzu kamen die DTM und auch die Tourenwagen-WM, dazu die Indy Lights und die Senioren-Kart-WM.

Die Punkteverteilung in den einzelnen Serien wurde verfeinert und der Wichtigkeit der Serie besser angepasst werden. Der Meister der neuen Formel E erhält eine Superlizenz, selbst wenn diese Meisterschaft nicht Teil des Punktesystems ist.

Die Regel hat bestand, nach der ein Fahrer über drei Jahre mindestens 40 Punkte sammeln muss, um den Formel-1-Führerschein namens Superlizenz zu erhalten.

Die Punkteverteilung

GP2
40–40–30–20–10–8–6–4–3–2
Formel-3-EM, LMP1 und IndyCar
40–30–20–10-8–6–4–3–2–1
Formel Renault 3.5
35–25–20–15–10–7–5–3–2–1
GP3
30–20–15–10–7–5–3–2–1 (die ersten Neun)
Japanische Super Formula
25–20–15–10–7–5–3–2–1
Tourenwagen-WM, DTM und Indy Lights
15–12–10–7–5–3–2–1 (die ersten Acht)
Nationale Formel 4
12–10–7–5–3–2–1 (die ersten Sieben)
Nationale Formel 3 und Formel Renault 2.0
10–7–5–3–1 (die ersten Fünf)
Kart-Senioren
5–3–2–1 (die ersten Vier)

Dank seines Formel-4-Titels in Italien 2014 und des fünften Gesamtrangs in der Formel-3-EM 2015 käme Stroll derzeit auf 20 Punkte.

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