Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Ausschluss Felipe Massa (Williams): Urteil falsch?

Von Mathias Brunner
Felipe Massa in Interlagos

Felipe Massa in Interlagos

​Der Williams-Rennstall hat gegen den Ausschluss des achtplatzierten Felipe Massa im Brasilien-GP Berufung eingelegt. Haben die Engländer eine Chance, damit durchzukommen?

Die vier Rennkommissare des Brasilien-GP zeigten keine Gnade: Paul Gutjahr (Schweiz), Silvia Bellot (Spanien), Mika Salo (Finnland) und Felipe Giaffone (Brasilien) disqualifizierten nach dem Rennen in Interlagos den Williams-Piloten Felipe Massa – wegen eines zu heissen rechten Hinterreifens vor dem Rennen. Am Wagen des zweifachen Brasilien-GP-Siegers Massa wurde auf der Startaufstellung die Temperatur des rechten Hinterreifens gemessen: Er lag bei 137 Grad – also ganze 27 Grad Celsius über der erlaubten Maximalgrenze von 110 Grad. Zudem lag der Druck des Reifens 0,1 PSI über dem erlaubten Maximalwert.

Im Anschluss an die Reifenplatzer von Nico Rosberg im Training zum Grossen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps und von Sebastian Vettel im Belgien-GP hatte Formel-1-Alleinausrüster Pirelli gehandelt: In Zusammenarbeit mit den Fachkräften des Automobil-Weltverbands FIA wurden neue Richtlinien in Sachen Druck erlassen, und auch in Sachen Aufwärmen der Reifen gab es neue Bestimmungen.

Der Druck wird je nach Rennstrecke von den Pirelli-Technikern festgelegt, die Obergrenze von 110 Grad für die Reifen gilt auf allen Pisten.

Rob Smedley, der leitende Ingenieur von Williams, ist überzeugt, dass es sich um einen Messfehler der FIA handelt. Die Daten des Rennstalls selber sagen, dass der rechte Hinterreifen am Wagen von Massa nur 104 Grad warm war, eine zweite Messung ergab 105,7 Grad. Beides also innerhalb der erlaubten Grenzen. Smedley argumentiert, dass mit der gleichen Art Sensor gemessen worden ist, welche die FIA selber verwendet.

Ob sich die Berufungsrichter von den Williams-Daten überzeugen lassen, ist fraglich: In früheren Fällen hat die FIA ihr Urteil darauf gestützt, dass die Werte der eigenen Sensoren massgeblich seien, nicht die Messwerte des Rennstalls.

Zudem kennen die Regelhüter beim Thema Reifendruck kein Pardon: Und der Druck war mit 20,6 PSI leider um 0,1 PSI höher als die Obergrenze, welche von Pirelli für die Hinterreifen in Interlagos ausgegeben hatte.

Sollten sich die Berufungsrichter allerdings der Williams-Ansicht anschliessen, dass die Messwerte widersprüchlich seien und damit ein Ausschlus ungerechtfertigt ist, dann hätte Williams gute Chancen. Die Disqualifikation wegen des zu hohen Reifendrucks aufrecht zu erhalten, ist rechtlich schwierig: Denn im FIA-Urteil von Interlagos ist nur von der zu hohen Temperatur die Rede, nicht vom überhöhten Druck.

Noch hat die FIA nicht mitgeteilt, auf wann die Berufungsverhandlung angesetzt wird.

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