Britische Fans zittern: BBC weg, Formel 1 im Pay-TV?
Christian Horner mit BBC-Experte David Coulthard
Die BBC ist in Grossbritannien die grosse alte Dame der Rundfunkgesellschaften: 1922 wurde sie gegründet, jedes Kind ist mit den Radioprogrammen und später mit den TV-Sendern von «The Beeb» oder «Auntie Beed» (Tantchen Beeb) aufgewachsen. Noch heute wird die BBC haupsächlich durch Rundfunkgebühren finanziert, wenn auch die Zusammensetzung ein wenig anders ist als bei öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland.
Seite heute ist «The Beeb» bei unseren britischen Nachbarn aus besorgniserregenden Gründen in aller Munde – der Sender hat bestätigt, dass im Laufe der kommenden Jahre 214 Millionen Euro gespart werden müssen. Dies ist notwendig, weil immer weniger Menschen einen Fernseher besitzen und dafür Gebühren entrichten. Es ist versäumt worden, Gebühren für Online-Nutzung einzuziehen, aber immer mehr Menschen gucken Sendungen auf mobilen Geräten.
Etwas weniger als ein Viertel der gekürzten Ausgaben, nämlich 50 Millionen Euro (35 Millionen Pfund) sollen bei Sportrechten eingespart werden, und das hat die Formel-1-Gemeinde in helle Aufregung versetzt.
Die GP-Fans befürchten, dass die BBC mit Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone neu verhandeln muss oder im schlimmsten Falle ganz auf die Übertragungen von Formel-1-Rennen im freien Fernsehen verzichten könnte.
Schon heute zeigt die BBC nur gut die Hälfte der WM-Läufe live (von den anderen Rennen gibt es Zusammenfassungen), im Rahmen eines Abkommens, das zusammen mit dem Bezahlsender Sky abgeschlossen wurde und das bis 2018 läuft.
Erste Sparmassnahmen sind bei der BBC schon vollzogen worden: Auf die bekanntesten Pferdesport-Anlässe wie das «Grand National» wird verzichtet, das Golf Masters wird nicht mehr live übertragen, beim in England so beliebten Rugby hat man sich in Sachen Sechsnationen-Turnier mit ITV ins Bett gelegt.
Noch hat die BBC keine Stellung dazu genommen, ob die Sparmassnahmen auch die Formel 1 treffen werden. In einem Communiqué des Senders ist von verschiedenen Sportarten die Rede, nicht aber von der Formel 1. Es ist jedoch gleichzeitig davon die Rede, dass weiteres Sparpotenzial gesucht werde.
Britische Experten glauben, dass die BBC pro Jahr umgerechnet mindestens 17 Millionen Euro für das Recht bezahlt, die Hälfte der Rennen live und die anderen zusammengefasst zu zeigen.
Bernie Ecclestone wird sich zwei Mal überlegen, ob er eine Bitte der BBC nach einem niedrigeren Preis abschlagen würde: Bei jüngsten Umfragen in England haben zwei Drittel der Fans gesagt, falls die Formel 1 nicht mehr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu geniessen wäre, würden sie eben gar keine Rennen mehr gucken.
Für die BBC arbeiten als Formel-1-Experten unter anderen der frühere Teamchef Eddie Jordan und der langjährige GP-Star David Coulthard.