Max Verstappen: Zwei Auszeichnungen der FIA?
Max Verstappen im vergangenen August in Spa-Francorchamps
Am Freitag, 4. Dezember, findet im Pariser Lido die Preisverleihung des Automobil-Weltverbands FIA statt. Dabei erhalten zahlreiche Champions wie Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton ihre Auszeichnungen, darüber hinaus werden jedoch auch viele Sonderpreise vergeben. Für gleich zwei davon ist Toro-Rosso-Teenager Max Verstappen nominiert.
Der 18jährige Niederländer ist in der Kategorie «FIA Persönlichkeit des Jahres» aufgestellt – für seine sensationellen Darbietungen auf der Rennstrecke. Noch vor einem Jahr gab es so manchen Rennexperten, der davon überzeugt war: Das Formel-1-Debüt kommt nach nur einer Formel-3-Saison zu früh für den jungen Max. Diese Kritiker sind längst verstummt. Ebenfalls nominiert sind F1-Champion Hamilton, Erfolgs-Teamchef Toto Wolff von Mercedes und Le-Mans-Sieger Nico Hülkenberg.
Verstappen ist darüber hinaus in der Sparte «FIA Action des Jahres» nominiert – und zwar für sein atemraubendes Überholmanöver gegen Sauber-Fahrer Felipe Nasr, aussen herum in der ehrfurchtgebietenden Blanchimont-Kurve von Spa-Francorchamps.
Ex-Formel-1-Fahrer Martin Brundle staunte damals: «Kennen diese Jungen eigentlich keine Furcht? Max Verstappen Seite an Seite mit Felipe Nasr, zur Blanchimont hoch, durch Blanchimont durch, und das bei jenseits von 300 km/h, das war einfach der Hammer. Solche Momente können wegweisend für eine Karriere sein. Es war vielleicht nicht ganz so verrückt wie damals der Angriff von Mark Webber auf Fernando Alonso in die Eau-Rouge-Senke hinein, aber es war ein Festschmaus, Verstappen zuzusehen.»
«So ein Manöver kann nur klappen, weil sich die Fahrer gewisse Freiheiten in Sachen Sturzräume herausnehmen können, zudem wissen sie um die hohe Sicherheit der Autos. Gleichzeitig braucht ein solcher Angriff höchste Präzision und bedingungslose Hingabe. Wer so etwas zeigt, der hat schon sehr viel gottgegebenes Talent. Wenn es überhaupt etwas geben würde, das ich Max raten würde, dann dies – wähle solche Angriffe weise. Verstappen steht Weltmeister-Potenzial sozusagen auf die Stirn geschrieben, es ist sinnlos, mit wagemutigen Aktionen seine Gesundheit zu riskieren. Ein solcher Moment ist nicht so wichtig wie das grössere Bild.»
Verstappen selber meinte nach seiner tollen Aktion in Blanchimont nur: «Gut, einige Überholmanöver waren heute schon ein wenig riskant. Aber du musst eben Risiken eingehen, wenn du in so einem Rennen in die Punkte fahren willst.»
Verstappen hatte einen solchen Angriff zuvor wiederholt simuliert – als Gegner von Atze Kerkhof bei Team Redline. Einen Teil der Sommerpause hatte Max in seinem Playseat verbracht, seit anfangs August ist er Teil von Team Redline, den Weltmeistern im Online-Simracing. Max meint: «Mich hat das wirklich gepackt. Wenn ich es könnte, dann würde ich einen professionellen Formel-1-Simulator in meine Wohnung packen, aber der heutige Sitz kommt dem echten Fahrgefühl schon recht nahe. Natürlich ist das nicht mit dem Simulator in Milton Keynes zu vergleichen, der ist zehn Mal grösser!»
Sim Racing (für simulierten Rennsport) versucht, das echte Fahren so wirklichkeutsgetreu wie irgend möglich zu kopieren. Beim Simulationsspiel müssen die ganzen Variablen der echten Welt miteingerechnet werden – also Verbrauch, Reifenverschleiss, Haftungsgrad der Reifen, Flügeleinstellung, mögliche Schäden am Wagen, dazu wird der Wagen abgestimmt wie ein echtes Rennauto. Um wirklich gut zu sein, muss der Sim-Fahrer ein grosses Verständnis für seinen virtuellen Wagen aufbauen, die Anforderungen beim Bremsgefühl oder beim Erspüren der Haftgrenze der Reifen kommen dem realen Fahren sehr nahe.
Gegenüber der niederländischen Tageszeitung De Telegraaf meint Max, er seit 2015 nur einmal nervös gewesen: «Als ich endlich 18 wurde und meinen Führerschein machte. Ich wollte die Prüfung unbedingt bestehen. Zum Glück ging alles gut.»