Lewis Hamilton: Niederlagen gegen Rosberg motivieren
Nico Rosberg und Lewis Hamilton: Wenn zwei sich streiten
Lewis Hamilton hat einen schlechten Lauf: Gegen seinen Mercedes-Stallgefährten Nico Rosberg gab es in den Abschlusstrainings zur Formel-1-WM zuletzt sechs Niederlagen in Folge. Hamilton hat nach der WM-Entscheidung von Austin auch keinen Grand Prix mehr gewonnen – der Deutsche Rosberg triumphierte in Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi.
Teamchef Toto Wolff sprach von einem unbewussten Nachlassen, auch von einem zu allem entschlossenen Rosberg, vielleicht führte ein Kombination von beidem zur Niederlagenserie.
Hamilton spielt das alles herunter, aber Mercedes-Technikchef Paddy Lowe erklärte: «Jemand hat mich gefragt, ob ich der Meinung sei, dass Lewis mit gewonnenem Titel ein wenig die letzte Schärfe eingebüsst habe. Aber der Ansicht bin ich überhaupt nicht.»
Die nächste Niederlage: Bei der Fan-Wahl zur BBC-Sportlerpersönlichkeit des Jahres landete Hamilton nur auf dem fünften Platz – Liebling der Fans ist in diesem Jahr Tennis-Ass Andy Murray (361.446 Stimmen), vor Rugbyspieler Kevin Sinfield (278.353) und Leichtathletin Jessica Ennis-Hill (79.898). Lewis Hamilton wurde noch hinter Boxrüpel Tyson Fury (72.330 Stimmen) Fünfter, mit ganzen 48.379 Fan-Voten, also nicht einmal ein Siebtel von Murray!
Hamilton war bei der Gala in Belfast nicht anwesend, dafür wurde ein Video von ihm eingespielt. «Ich befinde mich bereits im Training für die nächste Saison», liess der dreifache Champion aus Colorado wissen. «Ich will drei Kilo leichter und auch im kommenden Jahr Weltmeister werden. Die drei Niederlagen sind rückblickend ein Segen, denn sie haben mich so richtig angestachelt.»
Die nächste Bemerkung von Hamilton können wir dann getrost relativieren, wenn der Weltmeister von 2008, 2014 und 2015 sagt: «Ich fühle mich wundervoll im Auto und werde mit den Ingenieuren hart arbeiten, um im nächsten Jahr alles rauszuholen.»
Das deckt sich nicht ganz mit Aussagen von Lewis, der uns im letzten Teil der Saison wiederholt erklärt hat, dass er sich seit Singapur im Wagen nicht mehr hundertprozentig wohl fühle.
Beim WM-Finale hat Hamilton gesagt: «Ich habe in Abu Dhabi versucht, das alte Fahrgefühl wiederzufinden. Also habe ich bei der Aufhängung ein Teil weg gelassen, von dem ich vermutete, es könnte dazu beitragen, dass ich dieses alte Gefühl fürs Handling verloren habe. Es handelt sich um ein Teil, das wir nun seit sechs Rennwochenenden am Wagen haben. Ich versuche gewissermassen, um mein Fahrgefühlproblem herum zu arbeiten, aber das hat nicht richtig funktioniert.»
Hamilton präzisierte auch: «Wir sprechen hier von einer anderen Abstimmung des Wagens, aufgrund der Probleme, die wir am Singapur-Wochenende hatten. Es ist ja davon die Rede, dass die Änderung des Handlings mit den anderen Vorgaben von Pirelli in Sachen Reifendruck zu tun habe. Aber das geänderte Gefühl für den Wagen hat nichts mit den Reifen zu tun.»
«Vor Singapur lag ich immer drei bis sechs Zehntelsekunden vor Nico. Ich habe mir Onboard-Aufnahmen all dieser Trainings und Rennen angeschaut. Die Ausnahme war Barcelona, wo es ein Problem mit den Heizdecken gab. Aber wie gesagt – dann hat sich etwas geändert. Nico scheint damit besser zurecht zu kommen als ich.»
Das Erstaunliche dabei: Nico Rosberg meint, er spüre kein anderes Verhalten des Autos. Er habe vielmehr einfach seine Hausaufgaben besser gemacht – bessere Quali-Abstimmung, knackigere Starts, optimiertes Reifenmanagement, mehr Aggression im Rennen.
Aber was genau hat sich am Silberpfeil geändert? Aus Mercedes-Kreisen ist zu erfahren: Es handelt sich um eine geringfügige Änderung der Vorderradaufhängung. Die Techniker sind der Ansicht, dass die Balance dank dieser Änderung in einer Art und Weise verändert wird, dass ein Waterloo wie in der Nacht von Singapur nicht noch einmal passieren kann. Eine Änderung freilich, die nach ihrer Meinung so gut wie keinen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Autos hat.
Letztlich spielt das aber keine Rolle: Hamilton hat sein Ziel erreicht, den WM-Titel erfolgreich zu verteidigen.
Der Engländer sagt weiter: «Es war ein unfassbares Jahr, und ich bin wirklich privilegiert, Teil dieses Rennstalls zu sein. Bei uns arbeiten 1300 Fachkräfte, es geht also weit über meine Person hinaus. Ich bin nur ein Teil einer sehr grossen Kette. Was mich hingegen mit den BBC-Nominierten, mit diesen grossen Athleten verbindet, das ist die Konzentration auf ein Ziel, der unerschütterlicher Glaube an sich selber und der Wille, der Beste zu sein. Jedes Mal.»