BBC 2016 ohne Formel 1, GP-Sport bleibt im freien TV
Das werden wir so bald nicht mehr sehen: BBC Sport interviewt im Formel-1-Fahrerlager Bernie Ecclestone
Seit Wochen hatten sich hartnäckig Gerüchte gehalten, wonach die BBC innerhalb ihres Sparprogramms auf die teure Formel 1 verzichten könnte, nun ist es Tatsache: Die britische Rundfunkgesellschaft BBC (British Broadcasting Corporation) will 214 Millionen Euro sparen, 50 Millionen davon bei Sportrechten, und das tut sie teilweise, indem künftig auf die Formel 1 verzichtet wird – drei Jahre vor Ablauf eines Abkommens mit Serienpromoter Bernie Ecclestone. Das wäre ungefähr, als würde RTL in Deutschland künftig von heute auf morgen keine Rennen mehr übertragen.
Die BBC ist in Grossbritannien die grosse alte Dame der Rundfunkgesellschaften: 1922 wurde sie gegründet, jedes Kind ist mit den Radioprogrammen und später mit den TV-Sendern von «The Beeb» oder «Auntie Beeb» (Tantchen Beeb) aufgewachsen. Noch heute wird die BBC haupsächlich durch Rundfunkgebühren finanziert, wenn auch die Zusammensetzung ein wenig anders ist als bei öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland.
Mitte November hat der Sender bestätigt, dass im Laufe der kommenden Jahre 214 Millionen Euro gespart werden müssen. Dies ist notwendig, weil immer weniger Menschen einen Fernseher besitzen und dafür Gebühren entrichten. Es ist versäumt worden, Gebühren für Online-Nutzung einzuziehen, aber immer mehr Menschen gucken Sendungen auf mobilen Geräten.
Etwas weniger als ein Viertel der Ausgabenkürzungen, nämlich 50 Millionen Euro (35 Millionen Pfund) sollen bei Sportrechten eingespart werden, und das hat nun zur Folge, dass die Formel-1-Berichterstattung gekappt wird.
Barbara Slater, Sportdirektor der BBC: «Die finanzielle Situation macht einige harte und unerwünschte Entscheidungen notwendig. Ein erheblicher Teil der Sparmassnahmen, die BBC Sport beitragen muss, werden durch das sofortige Ende unseres Formel-1-Engagements beigetragen. Uns ist klar, dass das für viele Fans immens enttäuschend ist. Aber in so einer Lage gibt es keine einfachen Lösungen. Alle unsere Optionen waren unpopulär.»
Die BBC hatte die Rechte zur Übertragung der Formel 1 im freien Fernsehen 2009 von ITV übernommen. Seit 2012 wurden die Rechte mit dem Digitalsender Sky Sports geteilt, schon damals eine Entscheidung aus Spargründen. Barbara Slater: «Die BBC steht vor grossen Herausforderungen, und der Sport ist gegen finanziellen Druck nicht immun.»
Dennoch müssen die britischen Fans nicht auf Formel-1-Rennen im freien TV verzichten: Der Sender Channel 4 übernimmt. Channel 4 wird zehn Grand Prix pro Jahr live übertragen, im Rahmen eines Dreijahresabkommens bis Ende 2018.
Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone: «Es ist bedauerlich, dass die BBC ihren Vertrag nicht erfüllen kann. Aber ich bin erleichtert, dass wir mit Channel 4 einen Ersatz gefunden haben, der die Rennen ohne Werbepausen zeigt.»
Channel 4 ist ein Sender, der 1982 gegründet wurde und sich über Werbung finanziert. Er heisst so, weil es im Gründungsjahr nur drei Sender auf der Insel gab – BBC1, BBC2 sowie ITV. In den 90er Jahren legte Channel 4 vor allem dank Sportanlässen und US-amerikanischen Serien zu sowie durch Reality-TV-Formate wie Big Brother. Auch Starkoch Jamie Oliver ist auf Channel 4 zu sehen.
Noch ist völlig unklar, wer in der Formel 1 für Channel 4 berichten wird, ob also bisherige BBC-Aushängeschilder wie David Coulthard oder Eddie Jordan bei Channel 4 anheuern.