Toto Wolff (Mercedes): Lewis Hamilton ist ohne Bonus
Toto Wolff
Kein Autohersteller war 2015 erfolgreicher als Mercedes-Benz: Gewinn der Formel-1-Fahrer-WM mit Lewis Hamilton, mit den Silberpfeilen erfolgreiche Titelverteidigung im Konstrukteurs-Pokal, DTM-Meistertitel für Pascal Wehrlein, dazu Meisterschaftssiege im GT-Sport und in der Formel 3.
Toto Wolff zieht für die «Kronen Zeitung» erfreut Bilanz: «In der Formel 1 konnten wir an die grosse Historie der 1950er-Jahre anschliessen. Manchmal frage ich mich, ob man in 50 Jahren auch wieder von einer goldenen Ära sprechen wird. Jetzt, an den Feiertagen, ist Zeit zum Durchschnaufen, da können wir mit Recht behaupten, stolz auf unsere Arbeit zu sein.»
Aber nicht alles war rosig, wie der 43-Jährige betont: «Monaco war der emotionale Tiefpunkt (ein Strategiefehler kostete Lewis Hamilton den Sieg, die Redaktion). Wir haben bemerkt, dass unser System in mehreren Punkten versagt hat. Und ich war Teil dieses Systems. Aber wir haben uns an der Nase genommen, gewisse Dinge verändert, uns nicht aus der Bahn werfen lassen – wie auch nach Singapur, unserem sportlichen Tiefschlag.»
Die Formel 1 steht vor grossen Herausforderungen. Viel Unruhe gibt es um das Motorkonzept der Zukunft. Toto Wolff sagt klipp und klar: «Der Independant-Motor ist kompletter Schwachsinn, nur ein paar ewig Gestrige diskutieren noch immer darüber. Wir fahren mit Hybrid auf der Strasse und werden auch weiterhin so rennfahren. Die heutigen Motorenkonzepte sind die technologisch aufregendsten. Mit einem riesigen Anteil an Verbrennungsmotor und einem kleineren Anteil Hybrid.»
«Im Januar werden wir ein Konzept präsentieren, das von der Architektur her auf dem jetzigen basiert, aber bei dem wir alle Dinge, die wir bisher falsch gemacht haben, richtigstellen. Die Formel 1 muss lauter, spannender werden, die Autos brauchen viel Leistung und einen höheren Topspeed.»
Die Technik ist das eine, der Mensch das andere. Das Management der beiden Alpha-Tiere Lewis Hamilton und Nico Rosberg ist 2015 nicht einfacher geworden. Toto Wolff bleibt pragmatisch: «Zuletzt gab's ein paar Vorfälle, worauf ich vorauseilend mit beiden Fahrern definiert habe, was wir 2016 haben wollen. Dabei hat niemand einen Bonus. Die Leistung vom Vorjahr zählt nichts. Wir fangen alle bei null an. Und wenn Lewis seine Leistung nicht mehr bringen würde, wäre er der Erste, der etwas ändert.»
Weihnachten verbringt der Österreicher «mit meiner Familie, meinen Kindern in Wien. Natürlich ist es traurig, wenn man nicht so viel Zeit mit der Familie teilen kann, aber zum Glück gibt es so viele Menschen, die einen irren Aufwand betreiben, damit das Familienleben unter meinem Job nicht leidet. Für 2016 wünsche ich mir Gesundheit, Zufriedenheit und dazu ein bisschen Glück.»