Wolff (Mercedes): Mercedes krank, Rosberg ahnungslos!
Toto Wolff, Renndirektor von Mercedes-Benz
Zweiter Australien-Sieg von Nico Rosberg, alles schien optimal für den WM-Zweiten von 2014 und 2015 gelaufen zu sein, aber die Wahrheit sieht ein wenig anders aus. Denn im Lager von Weltmeister Mercedes-Benz wurde ernsthaft daran gedacht, den Wagen von Nico aus dem Rennen zu nehmen!
Was war passiert?
Toto Wolff, Renndirektor von Mercedes-Benz: «Wir hatten ein technisches Problem am Rennwagen von Nico, die Temperaturen der Bremszangen stiegen mehr und mehr an. Und zwar in einen Bereich, wo du daran denken musst, den Wagen aus dem Rennen zu nehmen. Das war ungefähr nach zwei Dritteln der Renndistanz.»
Und wieso das Ganze?
Toto Wolff: «Es handelte sich um ein Trümmerteil, das sich in der Zange verklemmt hatte. Aber dann hat sich die Temperatur eingependelt, auf einem sehr hohen Niveau zwar, aber immerhin ist sie nicht mehr weiter gestiegen. Mit der Zeit ist sie sogar wieder herunter gekommen.»
Gemäss Toto Wolff hat man Nico nicht darüber informiert: «Nein, Rosberg wusste nichts davon. Und wir konnten es ihm nicht sagen. Wenn es wirklich kritisch geworden wäre, so wäre im Cockpit ein Alarm aufgeleuchtet. Wir waren nahe an diesem kritischen Punkt, aber eben nicht darüber hinaus. Es gab nichts, was wir tun konnten, als die Situation zu beobachten.»
Alle sind hier im Albert-Park beeindruckt davon, wie Mercedes auf der mittelharten Mischung schneller fuhr als die meisten Gegner auf weicheren Reifen.
Toto Wolff dazu: «Wir waren uns unserer Sache durchaus nicht so sicher. Unsere Berechnungen zeigten vielmehr, dass der Reifen nicht halten würde. Wir mussten damit rechnen, dass die Walzen fünf Runden vor Schluss am Ende sein würden. Zumal die Pistentemperatur von Runde zu Runde mehr fiel, weil es langsam Spätnachmittag wurde. Unser Reifenfachmann meinte trocken – fünf Runden vor Schluss sind wir geliefert. Aber was sollten wir machen? Wir konnten den Jungs ja schlecht ins Auto funken, sie sollen langsamer machen. Erstens hätte das an den Temperaturen nichts geändert, und zweitens müssen die Piloten vor dem Hintergrund der neuen Regeln auf solches Coaching verzichten. Tatsächlich ist dann das passiert – hinten links hat der Reifen die Haftung eingebüsst, aber die Walzen an den anderen drei Ecken haben durchgehalten, und so haben wir es mit beiden Autos ins Ziel geschafft.»
Wurde Toto Wolff vom schwachen Start der Silberpfeile überracht?
«Nein, eigentlich nicht», meint der Wiener. «Schon unsere Probestarts im Training waren nichts Besonderes. Wir wussten aber nicht, wie gut oder wie schlecht sie im Grand Prix sein würden. Wir werden nun im Detail analysieren, warum wir so schlecht vom Fleck gekommen sind.»