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Racing-Raritäten: Märchen mit ungewissem Ausgang

Von Mathias Brunner
​Das Rätsel «Racing-Raritäten» von dieser Woche deutet auf ein Märchen hin, dessen Ausgang aus mehreren Perspektiven noch unklar ist. Wer ist es? Wann und wo ist das Bild entstanden?

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Name, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Blätter auf der Rennstrecke, leicht verwitterte Leitschienen im Hintergrund, Randsteine in den italienischen Nationalfarben – genau, unser letztes Bild konnte nur aus Monza stammen.

Dankenswerterweise war der Rennwagen auch angeschrieben (HRT), von dort war der Weg über den Helm des Piloten nicht mehr weit zur korrekten Lösung: Wir sehen den Chinesen Ma Qing Hua im Training zum Grossen Preis von Italien 2012 in Monza. Der zu Weihnachten 1987 in Shanghai geborene Ma Qing Hua wurde am 7. September 2012 zum ersten Chinesen, der an einem Grand-Prix-Wochenende teilnahm – mit seinem Einsatz im ersten freien Training.

Ma Qing gelangte auf Umwegen in die Formel 1. Er bestritt 2005 die asiatische Renault-Challenge. In Europa bestritt er zudem einen Lauf der italienischen Formel 3000. Für China trat der in der A1GP-Serie an, dazu sammelte er in der nordeuropäischen Formel Renault mehr Erfahrung. Anschliessend finden wir ihn in der spanischen Formel 3 wieder (nach einer Zwangspause wegen Geldmangels), dann in der englischen Formel 3. So richtig wollte es aber nicht klappen mit der Einsitzerkarriere des Reiselustigen.

Ma Qing Hua kehrte zurück nach China und gewann die Tourenwagenmeisterschaft in der 1600er Klasse. In der Hoffnung auf Sponsoren aus China holte ihn dann das Hispania Racing Team (HRT) ein wenig überraschend in die Formel 1. 2012 kam er vier Mal als Freitagtestfahrer zum Einsatz. Leider musste HRT dann zusperren.

Caterham schnappte sich daraufhin Ma Qing Hua: Er sollte GP2-Rennen und dazu Freitagseinsätze im GP-Renner fahren.

Doch beim ersten GP2-Rennen in Malaysia fuhr der Chinese rettungslos hinterher. Dem Team erklärte er, er fühle sich unwohl. Die Rennärzte stellten eine akute Magen-Darm-Grippe mit erheblicher Dehydrierung fest.

In Shanghai durfte er Charles Pic im Formel-1-Caterham ersetzen und auf heimischem Boden erneut ein freies Freitagtraining bestreiten. Sein Stallgefährte Giedo van der Garde fuhr ihm um 1,5 Sekunden davon. Daraufhin wurde er bei Caterham durch den US-Amerikaner Alexander Rossi ersetzt.

Ma Qing Hua wurde für 2014 von Citroen für die Tourenwagen-WM engagiert und bedankte sich mit einem Sieg in Russland mit einem Laufsieg (erster Chinese, der ein Rennen einer FIA-Weltmeisterschaft gewinnt), 2015 wurde er stattlicher WM-Vierter.

Das Hispania Racing F1 Team (HRT) trat von 2010 bis 2012 in der Formel 1 an, es war einer von drei Rennställen, die neu in den GP-Sport kamen (neben Virgin Racing, heute Manor, und Lotus, später Caterham genannt, inzwischen pleite).

Die Ursprünge des Rennstalls gehen auf die Pläne des früheren spanischen Formel-1-Piloten Adrian Campos zurück, in den GP-Sport einzusteigen. Weil er selber nicht die notwendige Infrastruktur besass, liess Campos beim italienischen Rennwagenbauer einen GP-Renner herstellen. Doch dann geriet Campos in finanzielle Schräglage. Der gebürtige Rumäne Colin Kolles sprang ein und übernahm mit Hilfe des Unternehmers José Ramon Carabante das Team. Die Renner wurden noch Stunden vor dem ersten Training in Bahrain aufgebaut.

Es begann ein drei Jahre langer Leidensweg mit den Stammpiloten Bruno Senna, Karun Chandhok, Daniel Ricciardo, Tonio Liuzzi, Christian Klien, Sakon Yamamoto, Pedro de la Rosa und Narain Kathikeyan. Bestes Ergebnis eines HRT-Renners in der Formel 1: Rang 13 von Tonio Liuzzi in Kanada 2011.

Ende 2012 gingen die Lichter aus, noch vor dem Rennen in Austin wurde der grösste Teil der Belegschaft entlassen. Bis Mitte Februar 2013 hofften die HRT-Besitzer, neue Investoren zu finden. Die Hoffnung war vergebens, auch deshalb, weil die Anmeldefrist für die WM längst abgelaufen war. Fünf HRT-Renner wurden vom madrilenischen Autoteilehänder Teo Martín gekauft.

Dieses Mal haben wir es mit einem Märchen mit ungewissem Ausgang zu tun: Wir sehen ein Auto eines Rennstalls, den es in dieser besonderen Form nicht mehr gibt. Wir sehen auch einen Fahrer, dem der goldene Teppich ausgerollt wurde, der aber mit seiner Karriere einen frischen Anlauf machen musste. Auch hier wissen wir noch nicht, ob es zu einem Happy-End kommen wird.

Wer war es? Wann und wo ist das Bild entstanden?

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!

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