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Fernando Alonso, Jenson Button hoffen: Honda gibt Gas

Von Mathias Brunner
Yasuhisa Arai und Yusuke Hasegawa von Honda

Yasuhisa Arai und Yusuke Hasegawa von Honda

​In Bahrain hat McLaren-Honda den ersten WM-Punkt der Saison erobert – durch Rang 10 von GP-Debütant Stoffel Vandoorne. Nun will Honda zulegen.

Die McLaren-Honda-Truppe kehrte mit gemischten Gefühlen aus Bahrain zurück. Es war ein seltsamer Einstieg ins Wochenende – mit der Unsicherheit um den Gesundheitszustand von Fernando Alonso, dann dem Startverbot für den Spanier durch die FIA-Ärzte, Stoffel Vandoorne musste aus Japan nach Arabien zitiert werden. Hoffnungsschimmer durch Jenson Button dann im Training mit dem dritten Platz des Formel-1-Champions von 2009, aber viele Beboachter rümpften die Nase – McLaren gehört zur Hälfte Investoren aus Bahrain, das war eine Rundenzeit für die Gallerie, meinten sie.

Im Rennen eroberte der Belgier Vandoorne bei seinem Debüt gleich den ersten Punkt, gleichzeitig auch den ersten Punkt des Teams in der Saison 2016. Wermutstropfen: Jenson Button lag ebenfalls auf Punktekurs, schied jedoch mit einem Defekt an der Energierückgewinnung aus.

In China steht die nächste Prüfung für Honda bereit: Die lange Gegengerade auf dem Shanghai International Circuit, da ist pure Motorleistung gefragt.

Yusuka Hasegawa, der Formel-1-Verantwortliche von Honda, sagt gegenüber den Kollegen von Autosprint: «Wir hatten zwei grosse Ziele. Zunächst wollten wir die Standfestigkeit in den Griff bekommen, dann die Leistung hochschrauben. Auch wenn wir im Wagen von Button in Bahrain ein Problem hatten, sind wir bei der Standfestigkeit auf gutem Weg. Nun müssen wir an Power zulegen. Momentan ist der Motor nicht kraftvoll genug, um im Training unter die besten Zehn vorzustossen.»

Gemäss Hasegawa arbeitet Honda «an einer Optimierung der Brennräume. Wir werden Entwicklungswertmarken verwenden, um an Leistung zuzulegen. Das Ziel muss es sein, dass unsere Antriebseinheit leistungsstärker wird, ohne Kompromisse in Sachen Standfestigkeit zu machen.»

Eine erste Evo-Stufe des japanischen 1,6-Liter-V6-Motors soll zum Spanien-GP hin bereit sein, der am 15. Mai ausgetragen wird.

Wer ist Yusuke Hasegawa?

Der Honda-Vorstand musste auf die jämmerlichen Formel-1-Ergebnisse 2015 reagieren. Was in Tokio die Spatzen seit Monaten von den Dächern pfiffen, wurde Ende Februar Tatsache: Rennchef Yasuhisa Arai war auf 1. März nicht mehr Projektleiter des Formel-1-Programms. Diesen Job übernahm Yusuke Hasegawa.

Hasegawa übergeordnet ist Yoshiyuki Matsumoto, der jedoch mit dem Tagesgeschäft nichts zu tun haben wird. Matsumoto kam 2007 zu Honda, überwachte jahrelang den indischen Markt für Honda und wurde 2015 in den Rang des operativen Leiters des Autobereichs im Honda-Konzern befördert.

Yusuka Hasegawa auf, geboren am 1. Dezember 1963 in Tokio, ist seit 1986 für Honda tätig. Der gelernte Maschineningenieur arbeitete zunächst in Produktionswagenbereich von Honda, wurde im Jahre 2000 zum Chefingenieur der Forschung und Entwicklung befördert.

Ab 2002 war er in der Rennabteilung tätig, wo er unter anderem an den Formel-1-Triebwerken der Japaner mitarbeitete. Es ist bei Honda seit vielen Jahren Tradition, dass Techniker im Rennsport ihr Handwerk verfeinern, wo schnelle Problemlösung und flexibles Denken gefragt sind.

Er arbeitete beim damaligen BAR-Honda-Team als leitender Ingenieur, zunächst als Honda-Verbindungsmann für Jacques Villeneuve, später mit dem Engländer Jenson Button (den er nun bei McLaren wieder antrifft, wie klein doch die Welt ist) oder Rubens Barrichello.

Nach einigen Jahren im Motorsport übernahm Hasegawa den Direktorsposten der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Honda. Hasegawa kümmerte sich um elektrische Antriebe, die Motoren der Zukunft, die Einführung von noch mehr Robotertechnik im Forschungs- und Entwicklungswerk von Honda.

Der Absolvent der Sophia-Universität von Tokio, Fakultär für Wissenschaft und Technik, ist gemäss Einschätzung unserer japanischen Journalistenkollegen der richtige Mann für den Job.

Masahiro Owari, einer der führenden japanischen Formel-1-Journalisten, sagt mir hier in Spanien: «Wir hatten so etwas erwartet, vielleicht etwas früher. Für uns zeigt der Wechsel: Honda will einen Gang zulegen und nimmt das Engagement in der Formel 1 noch ernster. Es ist eine gute Entscheidung, denn Hasegawa-san geniesst hohes Ansehen.»

Der bisherige Honda-Rennleiter Yasuhisa Arai wurde nicht entlassen, sondern zur Seite befördert, dennoch war der Personalwechsel bei Honda nichts anderes als eine Entmachtung des wortverliebten Arai.

Wertmarken: Was machten die Motorhersteller?

Ferrari hat in der Winterpause der Formel 1 nichts unversucht gelassen. Schliesslich sollte der Rückstand auf Branchenprimus Mercedes verkürzt werden. Dafür hat man in Maranello ordentlich in die Entwicklung der Antriebseinheit investiert.

23 der 32 zur Verfügung stehenden so genannten Entwicklungswertmarken (Token) hat Ferrari im Winter genutzt, um den Boliden besser zu machen. Der Renner sollte im Idealfall bereits zu Beginn schnell unterwegs sein, für den Rest der Saison ist die Entwicklung dementsprechend eingeschränkt.

Auch Honda hat wenig überraschend einen Großteil der Token verbraucht. Der 2015 krass unterlegene Motor wurde mit 18 Token bearbeitet, es stehen also noch 14 zur Verfügung.

Anders sieht es bei der Konkurrenz aus. Sehr flexibel ist zum Beispiel Renault. Die Franzosen haben nur sieben ihrer 32 Token eingesetzt, sowohl für ihr Werksteam als auch für Red Bull Racing (wo der Motor TAG-Heuer heisst). Bleiben für den Rest des Jahres also noch 25 Token.

Weltmeister Mercedes setzte in der Vorbereitung auf die neue Saison 19 Token ein.

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