Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Stefan Johansson: «Haas-Konzept statt Technik-Porno»

Von Mathias Brunner
​Der Haas-Rennstall liegt nach zwei Rennen auf Zwischenrang 5. Ex-GP-Pilot Stefan Johansson: «Wieso gehen nicht andere nach dem Haas-Prinzip vor?»

Es ist die Sensation des ersten Saisonzehntels: Nach zwei Grands Prix liegen Romain Grosjean und das US-amerikanische Hass-Team in beiden WM-Wertungen auf dem fünften Zwischenrang. Der Schwede Stefan Johansson (59) lobt in seinem eigenen Blog: «Das finde ich schon sehr eindrucksvoll. Haas hat in Bahrain bewiesen, dass Australien kein Zufall gewesen ist. Sie hatten den notwendigen Speed, sie hatten eine gute Strategie, sie haben bei den Boxenstopps kaum Fehler gemacht.»

Der 79fache GP-Teilnehmer Johansson gibt zu bedenken: «Was ist bei der ganzen Sache nicht verstehe – wieso gehen nicht andere Leute mit einem neuen Team in der Formel 1 so vor? Viele haben aberwitzige Beträge ausgegeben, um gewissermassen jede Schraube selber herzustellen. Dabei lässt das Reglement genügend Raum, um eben nach dem Haas-Prinzip vorzugehen, also viele Teile fertig zu übernehmen. Und dies auch noch von einem der besten Rennställe der Welt. So können sie sich ganz auf die Rennen konzentrieren.»

Der frühere Ferrari- und McLaren-Pilot Johansson weiter: «Haas zeigt, dass dieses Konzept funktioniert und dass ein Team damit sofort in die Top-Ten fahren kann. Wenn du dann gleichzeitig Sauber, Manor oder Force India siehst, die jedes Jahr ungefähr gleich gut sind, dann frage ich mich schon, wieso sie nicht in einer ähnlichen Weise vorgehen.»

Die Antwort hat Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn einmal selber gegeben, als es um die Diskussion von Kundenfahrzeugen ging: «Wir wollen, dass das Know-how, ein Auto selber zu machen, im Haus bleibt. Übernehmen wir zu viele Teile von aussen, geht dieses Wissen mittelfristig verloren.»

Johansson sagt aber: «Der Haas-Weg ist doch der offensichtliche. Jetzt behauptet Williams-Technikchef Pat Symonds, dass mit diesem Vorgehen der Geist der Formel 1 abhanden komme. Aber ich sage – es muss sich doch etwas ändern im GP-Sport! Wenn selbst die Hinterherfahrer der Formel 1 im Jahr 100 Millionen Dollar ausgeben müssen, dann stimmt etwas nicht. Jedem muss doch klar sein, dass das nicht ewig gut gehen kann. Und doch scheinen viele durch das Haas-Prinzip schockiert zu sein.»

«Die Amerikaner sind pfiffig und haben ihre Hausaufgaben gut gemacht. Es ist eine Schande, dass nicht mehr Rennställe dieses Geschäftsmodell aufgreifen. Für mich ist das Prinzip der reinen Konstrukteure überholt. Das war in einer Ära okay, als die Budgets noch um die 35 Millionen Dollar betrugen, aber doch nicht heute, wo ein Sieger-Team mehr als das Zehnfache aufwenden muss. Was bringt es denn, wenn man sich brüstet, eine besonders clevere Bremsbelüftung konstruiert zu haben? Wen interessiert das? Die meisten Fans wollen einfach guten Sport sehen, mit den Piloten Rad an Rad.»

Der WM-Fünfte von 1986 spricht Klartext: «Was jetzt bei den meisten Rennställen geschieht, das nenne ich Technik-Porno – diese endlossen Detailverbesserungen, diese ständigen aerodynamischen Optimierungen, Teams, welche kistenweise neue Teile einfliegen lassen. Nur noch Aerodynamiker und Technik-Fans wissen das zu schätzen. Der grossen Masse ist das völlig egal. Reiht doch mal alle Wagen auf und lackiert sie durchs Band weiss. Wer erkennt denn noch die Unterschiede zwischen den einzelnen Rennwagen? Ich erkenne keinen Sinn darin, als Konstrukteur aufzutreten, aber letztlich schauen die Wagen alle ungefähr gleich aus. Das ganze Konzept stimmt einfach nicht mehr.»

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