Formel 1: Die Wahrheit über Max Verstappen

David Coulthard: Halo – fast nichts spricht dagegen

Von Mathias Brunner
​Der langjährige Formel-1-Fahrer David Coulthard (45) zum Stand der Sicherheit: «Ungewöhnliche Unfälle wird’s immer geben, aber an einem Kopfschutz wie Halo führt kein Weg vorbei.»

246 Grands Prix ist David Coulthard in der Formel 1 alt geworden. Sein schlimmster Unfall spielte sich nicht im Grand-Prix-Renner ab – als sein Privatjet im Frühling 2000 in Frankreich notlanden musste. Dabei kamen die beiden Piloten ums Leben, Coulthard und seine damalige Freundin überlebten.

Der 13fache GP-Sieger aus Schottland sagt zum Stand der Sicherheit in der Formel 1 im Rahmen eines Gesprächs als Laureus-Botschafter: «Es sind unfassbare Anstrengungen unternommen worden in den vergangenen zwanzig Jahren, um die Überlebenszelle zum sichersten Platz zu machen, wenn es eben doch zu einem Crash kommt. Aber die Gefahr ist ein ständiger Begleiter, wenn du ein 700-Kilo-Gefährt hast, das mit 300 Sachen unterwegs ist. Sobald sich zwei Wagen berühren, sobald ein Fahrzeug ausser Kontrolle gerät, dann wird die ganze Wucht deutlich, die hier unterwegs ist. Dann kannst du nur noch hoffen, dass die Energie in der konzipierten Art absorbiert wird, dass der Fahrer so gut geschützt ist als möglich.»

«Leider haben wir aber vor zwei Jahren mit dem schlimmen Unfall von Jules Bianchi auf schmerzliche Weise erneut lernen müssen: Gegen ungewöhnliche Unfälle, Freak-Crashes, ist niemand gefeit. Das schwächste Glied ist dabei die Tatsache, dass der Kopf des Piloten fast ungeschützt ist.»

«Ich bin für ein anhaltendes Streben nach mehr Sicherheit. An der Unfallstelle bei Jules Bianchi gibt es nicht mehr viel zu verbessern, der Sturzraum ist angemessen, es war einfach eine Verkettung unglückliche Umstände. Ein paar Jahre zuvor ist dort ein Streckenposten getötet worden. Ich hatte dort 2007 einen Unfall mit Alex Wurz. 1996 ist mir dort Martin Brundle ins Heck gefahren. Die Kurve wurde dann so umgebaut, dass ein austrudelnden Fahrzeug Tempo abbauen soll in der Auslaufzone. Aber wenn ein Auto urplötzlich zum Halten kommt, wie eben der unglückliche Bianchi unter dem Kranwagen, dann ist das für den Piloten besonders gefährlich.»

«Du kannst die Gefahr nicht aus dem Leben verbannen. Gerade in diesem Moment rutscht irgendwo auf der Welt jemand im Badezimmer aus und schlägt sich fatal den Kopf an. Die Gefahr ist ein Element dieses Sports. Du kannst auf einem simplen Kinderspielplatz auch nicht vermeiden, dass ein Kind hinfällt. Ebenso wenig kannst du es in einem Erwachsenensport verhindern, dass es zu Unfällen kommt.»

«Wenn wir nun in der Formel 1 eine Schutzvorrichtung wie den Halo haben, welche Piloten vor schweren Kopfverletzungen bewahren kann, dann finde ich es sehr schwierig, dagegen zu argumentieren.»

«Klar gibt es eine historische Sichtweise, wie ein GP-Renner aussehen sollte – ein offener Einsitzer eben. Wenn wir das Cockpit schliessen und die Räder ummanteln, dann haben wir einen Sportprototypen.»

«Aber früher gab es auch Widerstand gegen Neuheiten in Sachen Sicherheit. Als Sicherheitsgurte auftauchten, meinten einige Fahrer wie Stirling Moss – sie wollten das nicht, denn es sei sicherer, bei einem Unfall aus dem Wagen geworfen zu werden, als im Cockpit eingeklemmt zu werden, zumal es damals immer die Gefahr von Feuer gab. Und doch wäre heute der Gedanke absurd, dass jemand ohne Gurte fährt. Was im übrigen auch für den Strassenverkehr gilt.»

«Wann immer etwas Neues kommt, liegt es auf der Hand, dass es dazu verschiedene Meinungen gibt. Letztlich liegt es am Motorsporverband, hier mit Augenmass das Richtige zu tun.»

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