Sebastian Vettel: «Bin kein Held, rette keine Leben»
Sebastian Vettel
Ein Selfie von Sebastian Vettel, dazu ständige Updates auf Twitter, Facebook und Co. Ein Kommentar hier, ein kleines Filmchen dort, von unterwegs, von Zuhause – all das wird man von dem Ferrari-Star nicht sehen. Ganz im Gegensatz zu seinem Mercedes-Kollegen Lewis Hamilton ist Vettel ein Social-Media-Muffel. Er hält sein Privatleben so, wie es dem Namen nach sein sollte: privat.
Facebook und Co.: «Das ist doch alles nicht real. Was wird denn da alles gepostet? Ich habe da kein großes Bedürfnis», stellte im Interview mit der Welt am Sonntag klar. Er habe einfach nicht den Drang, sich permanent mitzuteilen.
«Nur weil ich vielleicht bekannter bin als der vermeintlich Normale, erst recht nicht. Ich bin ein normaler Mensch wie jeder andere auf der Straße auch. Ich bin nichts Besseres, nur weil ich schneller Autofahren kann als andere Leute. Ich bin kein Held, ich rette keine Leben», sagte Vettel.
Dass man wie Hamilton mit den Fans theoretisch interagieren kann, ändert Vettels Meinung nicht. «Diese Generation, die ständig Bilder von sich macht, ist mir ein Rätsel.» Wie das Pärchen, das am Nachbartisch in einem Restaurant damit beschäftigt war, Fotos zu schießen. Nicht von Vettel, sondern vom eigenen Essen. «Die haben dann diese Bilder zu ihrer Freundin oder wem auch immer hingeschickt. Da geht viel verloren», sagte Vettel. Die andere Person wisse deshalb bereits vorab schon alles. «Es muss etwas Neues passieren. Dieser Druck, der entsteht, weil alle sich ständig mitteilen müssen, der ist schlimm.»
Mit Ferrari geht der viermalige Weltmeister in sein zweites Jahr, peilt 2016 den Angriff auf Mercedes und den WM-Titel an, auch wenn die Saison mit Platz drei und einem Ausfall eher mittelprächtig startete. Vettel wird in diesem Jahr 29 und ist sich natürlich bewusst, dass die aktive Karriere endlich ist.
«Ich werde ja auch älter. Es ist ganz wichtig, dass ich nach der Formel-1-Karriere etwas finde, was mir genauso viel Spaß bereitet wie das, was ich gerade tue», sagte Vettel, der zwar «nicht das beste Abitur» hat (2,8), «aber ich habe eines.» Der Heppenheimer hatte sich nie darauf verlassen, irgendwann vom Rennfahren leben zu können. Deshalb hatte er sich auch nach einem möglichen Studium umgeschaut. «Ich hatte im Auge, Maschinenbau zu studieren», sagte er.
Inzwischen kann er freilich sehr gut von dem leben, was er heute macht. Und Vettel möchte offenbar dabei bleiben. «Abgesehen von dem Kick, dem Adrenalinkick und der Herausforderung, im Auto zu sitzen und zu fahren, gefällt mir generell die Arbeit und das Leben drum herum, glaube ich: mit dem Team zu arbeiten, zusammen etwas zu erreichen, aufzubauen.»
Klar ist für ihn: Auf die Couch wird er sich nach seinem Karriereende als Formel-1-Fahrer nicht legen. «Wäre ja traurig. Ich finde es eigentlich immer schön, wenn man etwas zu tun hat.»