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Christian Horner (Red Bull): Motor-Regel im Zeitdruck

Von Mathias Brunner
Christian Horner (links) mit Pirelli-Rennleiter Paul Hembery

Christian Horner (links) mit Pirelli-Rennleiter Paul Hembery

​Noch immer gibt es keine Detaillösung, was die Motoren der Zukunft angeht. Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner macht sich Sorgen, dass die Zeit verrinnt.

Die Entscheidungsfindung im Formel-1-Sport ist komplex. Verschiedene Arbeitsgruppen reichen Ideen der so genannten Strategiegruppe weiter. Sie besteht aus Vertretern von sechs Rennställen (gegenwärtig sind das Ferrari, Red Bull Racing, Mercedes, McLaren-Honda, Williams und Force India), des Autoverbands FIA (Jean Todt) sowie der «Formula One Group» (vertreten durch Bernie Ecclestone). Jede dieser drei Parteien besitzt sechs Stimmen. Der weitere Ablauf: Die Ideen der Strategiegruppe gehen dann an die Formel-1-Kommission. Die hat nur die Möglichkeit, einen Vorschlag abzunicken oder abzulehnen. Ist ein Vorschlag durchgewunken, geht er vor den FIA-Weltrat. Im Herbst jedoch haben Todt und Ecclestone von der FIA das Mandat erhalten, weitreichende Entscheidungen für eine bessere Formel 1 zu fällen. Das ist ein Umweg um die übliche Entscheidungsfindung herum.

Genau dieser Umweg war nun das Druckmittel von Todt und Ecclestone, um die Motorhersteller zum Einlenken zu bewegen. Die beiden mächtigsten Männer im Rennsport hatten von Mercedes, Renault, Honda und Ferrari gefordert – die Preise für die sündhaft teuren Triebwerke müssen runter, die 1600er V6-Turbos sollten für alle Rennställe zugänglich sein, dazu darf die Leistung hochgeschraubt werden, die Kosten jedoch müssen sinken, und die Formel-1-Motoren sollen künftig wieder mehr Krawall machen, um die Fans zu begeistern.

Leistungssteigerung und mehr Lärm, das waren die niedrigsten Hürden. Beides wird schrittweise umgesetzt.

Im Januar wurde dann beschlossen: Die gegenwärtigen V6-Turbos bleiben bis mindestens 2020, der Alternativmotor, wie ihn Bernie Ecclestone vorgeschlagen hatte, ist vom Tisch (ein 2,5-Liter-Turbo ohne Energierückgewinnung).

Im Gegenzug haben die Hersteller zugesagt, dass es keine Situation mehr geben wird wie 2015, als Red Bull monatelang nicht wusste, mit welchen Triebwerken 2016 Formel-1-Sport betrieben werden soll. Und die Motoren werden künftig maximal 12 Millionen Euro pro Jahr kosten (bisher waren Leasingpreise bis zum Doppelten möglich).

Die Vorschläge der Kommission wurden seither im Detail von den Herstellern und den Teams ausgearbeitet, die Umsetzung wird 2018 passieren, wenn sich auch das Aussehen der Rennwagen verändert und die Autos aggressiver ausschauen – so denn der so genannte FIA-Weltrat das alles abnickt.

Die Motorhersteller wollten unbedingt verhindern, dass ein neues Motorkonzept in die Formel 1 kommt. Die Entwicklung der heutigen V6-Turbos hat (wie mir ein Vertreter eines Herstellers vor wenigen Jahren versicherte) 200 Millionen Euro verschlungen. Diese Motoren nach wenigen Jahren wieder zur Seite zu legen, wäre der Gipfel der Geldverschwendung gewesen.

Gespart soll künftig auch bei der Kraftübertragung: Die Rede ist von einer Maximalzahl von drei Getrieben pro Fahrer und Saison.
Aber Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner macht sich Sorgen, was die Umsetzung der neuen Motorregeln angeht. Der Engländer sagt in China: «Die ganze Situation ist hoch kompliziert, aber vereinfacht ging es aus meiner Sicht um diese Themen – markante Kostensenkung, Zugänglichkeit der Motoren für alle Rennställe, das Angleichen der Motoren untereinander, das Motorgeräusch. Ich finde, wir sind in keinem dieser vier Punkte wesentlich voran gekommen.»

«Wovor ich mich nun fürchte – dass uns die Zeit ausgehen könnte. Wenn wir bis Ende April keine konkreten Lösungen haben, dann wird sich auch nichts ändern. Wir haben jetzt noch eine Chance, wenn am Ende dieses Monats die Strategiegruppe und dann die Formel-1-Kommission tagen, und wenn wir es da nicht auf einen gemeinsamen Nenner schaffen, dann werden die Motorregeln so bleiben wie sie heute sind.»

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff findet: «Es ist unheimlich schwierig, bei diesem Punkt alle glücklich zu machen. Die Motorhersteller sind sich einig darüber, dass wir nicht nochmals in eine Situation geraten dürfen, in welcher Teams potenziell ohne Triebwerke dastehen. Was die Kosten angeht, so versuchen wir, den Wünschen Rechnung zu tragen. Wir haben sehr wohl Vorschläge, aber die müssen durch alle Entscheidungsgremien laufen. Wir arbeiten hart daran, eine Lösung zu finden.»

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