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Racing-Raritäten: Die Suche nach dem bunten Hund

Von Mathias Brunner
​Das Rätsel «Racing-Raritäten» ist ein Blick zurück auf ein Rennauto mit bunter Lackierung und simpler Aerodynamik. Wer ist es? Wann und wo ist das Bild entstanden?

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Name, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

In der Aufgabenstellung zum letzten Rätsel hatten wir geschrieben: «Dieses Mal haben wir es mit einem Märchen mit ungewissem Ausgang zu tun: Wir sehen ein Auto eines Rennstalls, den es in dieser besonderen Form nicht mehr gibt. Wir sehen auch einen Fahrer, dem der goldene Teppich ausgerollt wurde, der aber mit seiner Karriere einen frischen Anlauf machen musste. Auch hier wissen wir noch nicht, ob es zu einem Happy-End kommen wird.»

Die Auflösung: Der Mexikaner Esteban Gutiérrez im BMW-Sauber F1.09 beim Nachwuchsfahrer-Testtag von Jerez, am 2. Dezember 2009.

Hintergrund unserer Formulierung: Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn kämpft wie eine Löwin um das Überleben des Rennstalls von Peter Sauber. Der Schweizer Rennstallgründer glaubte vor Jahren, sein Lebenswerk bei BMW in die richtigen Hände gelegt zu haben. Leider stieg BMW Ende 2009 aus der Formel 1 aus.

Sauber wollte sein Lebenswerk nicht zugrunde gehen sehen. Das zeugt von menschlicher Grösse, auch dafür geniesst der Zürcher weit über die Schweizer Grenzen hinaus Verehrung. Aber es war auch ein finanzieller Drahtseilakt, der bis heute andauert.

2009 konnte BMW-Sauber mit dem Modell F1.09 nicht mehr an die guten Leistungen des Vorjahres anknüpfen: 2008 hatten Robert Kubica und Nick Heidfeld in Kanada einen Doppelsieg erobert, die Weissblauen (die Farben nicht nur von München, sondern auch von Zürich) wurden damals WM-Dritte.

Esteban Gutiérrez erhielt den Test in Jerez als Dankeschön von BMW für seinen Gewinn des europäischen Formel-BMW-Titels. Auf ihn war der zweite Hinweis gemünzt, jener mit dem ausgerollten Teppich: Denn der langjährige Sponsor Telmex bugsierte ihn zu Sauber, doch er konnte 2013 und 2014 zu wenig überzeugen. Der frische Anlauf dann war der Testfahrerposten bei Ferrari, der ihn als Stammfahrer bei Haas 2016 in den GP-Sport zurückbrachte.

Dabei waren die Vorzeichen für eine erfolgreiche Formel-1-Karriere gut: Der Mexikaner stieg 2004, im reifen Alter von 12 Jahren, im Rahmen der mexikanischen Rotax Max Challenge in den Kartsport ein, in der er auch 2005 und 2006 startete. 2006 fuhr er außerdem in der Camkart Challenge Mexico, in der er alle fünf Rennen gewann, und wurde bei den Mexican Grand Nationals in Zacatecas Vierter.

2007 wechselte er in die amerikanische Formel BMW, in der er mit vier Siegen, acht Podiumsplatzierungen, neun Pole-Positions und drei schnellsten Rennerunden Zweiter der Fahrerwertung und Rookie des Jahres wurde. Außerdem trat er bei zwei Rennen der deutschen Formel BMW an.

2008 zog er nach Europa, um dort in der europäischen Formel BMW, die aus der britischen und der deutschen Formel BMW entstanden war, anzutreten. Mit sieben Siegen in 16 Rennen – sechs davon in Folge – und fünf weiteren Podiumsplatzierungen holte Gutiérrez mit 26 Punkten Vorsprung auf seinen größten Konkurrenten Marco Wittmann den Meistertitel. Damit wurde er zum jüngsten mexikanischen Rennfahrer, der einen internationalen Titel gewann. In seinem letzten Rennen der Formel BMW, beim Weltfinale in Mexiko City, startete er von der Pole-Position und wurde Dritter hinter Alexander Rossi und Michael Christensen.

2009 machte Esteban Gutiérrez den nächsten Schritt und startete neben Jules Bianchi, Valtteri Bottas und Adrien Tambay für ART Grand Prix in der Formel-3-Euroserie. Mit Platz 3 auf dem Nürburgring und in Dijon wurde er am Saisonende Neunter der Fahrerwertung. Zusätzlich startete er bei vier Rennen der britischen Formel-3-Meisterschaft. Im Dezember saß er zum ersten Mal in einem Formel-1-Auto, als er für Sauber einen Testtag absolvieren durfte.

2010 blieb Esteban Gutiérrez bei ART Grand Prix, stieg mit seinem Team aber in die neue GP3-Serie ein. Schon am ersten Rennwochenende in Spanien beendete er beide Rennen als Dritter auf dem Podium, in Istanbul folgte der erste von insgesamt fünf Saisonsiegen. Insgesamt stand er in den 16 Rennen acht Mal auf dem Podium, und am Ende sicherte sich Gutiérrez mit der Pole-Position in Spa-Francorchamps vorzeitig den Meistertitel. Neben Gaststarts in der Formel 3 durfte er als «Affiliated Driver» bei Sauber in der Box des Formel-1-Teams am Funk mithören und an Besprechungen teilnehmen.

2011 blieb Esteban Gutiérrez bei ART Grand Prix – nun in Lotus ART umbenannt – stieg aber in die GP2-Meisterschaft auf, sein Teamkollege in der GP2 und GP2 Asia war Jules Bianchi. Nach dem Meistertitel in der GP3 im Jahr zuvor war das Jahr 2011 eine Enttäuschung für den jungen Mann aus Monterrey. Ein einziger Sieg in Valencia und ein zweiter Platz in Ungarn war die ganze Ausbeute an Podiumsplatzierungen. Mit zwei weiteren Plätzen in den Punkterängen hatte Gutiérrez am Ende nur 15 Punkte gesammelt und war 13. in der Fahrerwertung.

Bei Sauber wurde er zum Test- und Ersatzfahrer befördert und durfte zwei Testtage absolvieren. Als Stammpilot Sergio Pérez nach seinem Unfall in Monaco für das Rennen in Montreal ausfiel, konnte Gutiérrez aber nicht für ihn einspringen, da er zu dem Zeitpunkt in Mexiko war. Da das Team schnell einen Ersatz für Pérez brauchte, entschied sich Sauber, den erfahrenen Pedro de la Rosa ins Cockpit zu setzen.

2012 wurde Lotus ART in Lotus GP umbenannt, Gutiérrez blieb seinem Rennstall aber treu und bekam mit James Calado einen neuen Teamkollegen. Und in dem Jahr sollte es auch wieder besser laufen. Schon in Malaysia und Bahrain stand der Mexikaner zwei Mal als Dritter und ein Mal als Zweiter auf dem Podium, in Valencia und Silverstone gewann er jeweils das Hauptrennen. Mit einem weiteren Sieg in Ungarn, einem zweiten Platz in Singapur und insgesamt 19 Platzierungen in den Punkterängen wurde er Meisterschaftsdritter und der erste ehemalige GP3-Pilot, der es unter die besten Drei der GP2 geschafft hatte.

2013 wurde Esteban Gutiérrez bei Sauber schließlich zum Stammpilot befördert mit Telmex und anderen mexikanischen Sponsoren als Steigbügelhalter. Er wurde bei seinem ersten Formel-1-Rennen in Australien bester Rookie. Beim Grand Prix von Spanien schaffte Gutiérrez es im Qualifying zum ersten Mal ins Q2 und lag im Rennen sogar kurz in Führung, kam nach einem späten Boxenstopp aber nur als Elfter ins Ziel. Erst in Japan holte er als Siebter seine ersten und bisher auch einzigen WM-Punkte. Mit 6 zu 51 Punkten hatte er im teaminternen Duell gegen Nico Hülkenberg keine Chance.

Nach einer enttäuschenden Saison mit Sauber 2014 – null Punkte – musste der Mexikaner bei den Schweizern den Helm nehmen. Ferrari verpflichtete ihn als Test- und Ersatzfahrer. Esteban versprach sich auf diese Weise einen Neustart seiner Karriere, und genau das klappte: Aufgrund der engen Zusammenarbeit zwischen dem neuen Haas-F1-Rennstall sowie der nicht zu verachtenden Sponsormitgift sicherte sich Gutiérrez einen Platz im US-amerikanischen Team und gab 2016 in Australien sein Comeback als Grand-Prix-Fahrer.

Zum neuen Rätsel: Ratefüchse ordnen die bunte Lackierung und die klaren Linien dieses GP-Renners schnell richtig ein. Die Helmfarben sind ein entscheidender Hinweis, von da an ist der Weg nicht mehr weit zur korrekten Lösung. Aber ein paar Fallen haben wir dennoch eingebaut, in die prompt einige Rätselteilnehmer gestolpert sind – wie die ersten Einsendungen beweisen. Also seien Sie auf der Hut.

Wer war es? Wann und wo ist das Bild entstanden?

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!

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