Formel 1: Böser Verdacht gegen Red Bull Racing

Pirelli: Testplan 2017 abgenickt, Rückzug vom Tisch

Von Mathias Brunner
Fette Hinterreifen wie früher – dafür will Pirelli mehr testen

Fette Hinterreifen wie früher – dafür will Pirelli mehr testen

​Der Mailänder Formel-1-Alleinausrüster Pirelli hatte klargemacht: Entweder wir können für 2017 öfter testen – oder wir sind weg. Nun ist die Testerlaubnis da.

Die Entscheidungsfindung in der Formel 1 ist so komplex, dass viele gute Ideen im Keim erstickt worden sind. Meist bliebt dabei auch der gesunde Menschenverstand auf der Strecke. Und das führt dann zu Situationen wie: Die Formel 1 soll 2017 andere Walzen bekommen, aber die Mailänder Spezialisten verweisen auf das Reglement – wir würden ja gerne für euch neue Reifen bauen, aber wie sollen wir das machen, ohne Testfahrten? Pirelli drohte sogar mit Ausstieg, wenn es nicht endlich eine Lösung geben würde.

Pirelli-Rennchef Paul Hembery hatte bei den Kollegen von motorsport.com festgehalten: «Man erwartet von uns, dass wir entscheidende Änderungen vornehmen, indem wir die Fahrbarkeit des Reifens ändern. Ausserdem ändert sich die thermische Herausforderung, da wir nun Reifen produzieren müssen, die weniger abbauen und länger halten. Von den anderen Massen ganz zu schweigen. Wir müssen enorme Veränderungen vornehmen, weil diese neue Generation Autos die Reifen ganz anders belasten wird – und man gibt uns nicht das Werkzeug, sie zu machen. Die Leute denken vielleicht, wir bräuchten nicht zu testen, aber wir müssen es.»

Gegenwärtig unterliegt die Formel 1 einer Selbsteinschränkung, die aus Spargründen eingeführt wurde – keine Testfahrten innerhalb der Saison.

Im Rahmen des China-GP zeichnete sich für diese verfahrene Situation endlich eine Lösung ab: Nach einer Sitzung zwischen den Teamchefs, Pirelli und Charlie Whiting als Vertreter der FIA wird angestrebt, das Sportreglement zu ändern. Dies muss jedoch von den üblichen Entscheidungsgremien der Formel 1 abgesegnet werden (Formel-1-Kommission, dann Motorsport-Weltrat).

Die Testarbeit wird geteilt: Zunächst wird es Probefahrten mit Chassis aus den Jahren 2012 bis 2014 geben, mit Reifen der bisherigen Masse, aber mit Experimentalmischungen für 2017. Die Abtriebswerte von 2017 werden mit grösseren Flügeln simuliert. Der zweite Schritt besteht in Tests mit 2015er Fahrzeugen, deren Aufhängungen an die grösseren Reifen angepasst sind, die 2017 zum Einsatz kommen sollen. Fünf der elf Rennställe haben auf die Anfrage der FIA reagiert, ob sie einen solchen Testträger zur Verfügung stellen würden: Williams, Red Bull Racing, McLaren-Honda, Mercedes-Benz und Ferrari. Insgesamt ist von 25 Testtagen die Rede. Nun wird darüber verhandelt, wer sein Auto zur Verfügung stellt (nicht zuletzt auch einen finanzielle Frage) und welche Teams wann testen sollen. Denn als Faustregel gilt: Aus dem zweiten Test (mit Reifen in 2017er Dimensionen) lässt sich natürlich viel mehr lernen.

Inzwischen sind wir einen Schritt weiter, auch zur Erleichterung von Paul Hembery: Die Strategiegruppe und die Formel-1-Kommission haben die Pläne zur Änderung des Sportreglements ohne Gegenstimme gutgeheissen. Nun müssen diese Änderungen lediglich noch vom Motorsport-Weltrat abgenickt werden, was als Formsache gilt.

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