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Sebastian Vettel (Ferrari): Motor bleibt ein Risiko

Von Mathias Brunner
​Mercedes-Teamchef Toto Wolff behauptet: «Nach den Motorschäden musste Ferrari Leistung zurückfahren.» Was sagt Maurizio Arrivabene von Ferrari dazu?

Leichtfüssig wie eine Ballerina konnte Nico Rosberg in China seinen dritten Sieg 2016 einfahren (saisonübergreifend den sechsten GP-Erfolg hintereinander), und Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff glaubt: «Ferrari war in Sachen Motor in Shanghai eher konservativ, jedenfalls zurückhaltender als Ferrari.»

In Bahrain hatte Ferrari-Teamchef gesagt: «Im Abschlusstraining wollten wir herausfinden, wieviel Viagra die anderen einwerfen für eine schnelle Quali-Runde, also wieviel Leistung wie hochfahren können fürs Qualifying. So wie es aussieht, ist das eine ganze Menge. Das ist gut, denn das zeigt uns, dass sie unter Druck stehen. Nein, ernsthaft – wir waren zuversichtlich, dass wir eine gute Quali zeigen würden. Aber in Australien war der Abstand zwischen uns und Mercedes aufgrund des besonderen Verlaufs des Trainings nicht klar. Hier wollten wir also Klarheit. Die haben wir bekommen. Wir haben gemerkt – wir müssen weiter zulegen.»

Das war freilich vor dem Ventilschaden von Sebastian Vettel während der Aufwärmrunde.

Viele Fans fragen sich: Turboschaden am Wagen von Kimi Räikkönen in Australien, Ventildefekt im Renner von Vettel in Sakhir – hat Ferrari den Entwicklungsschritt beim Motor mit einer kompromittierten Standfestigkeit bezahlt?

Toto Wolff macht sich jedenfalls keine Illusionen: «In China haben wir das wahre Leistungspotenzial von Ferrari nicht gesehen, weil sie kurz nach dem Start übereinander gestolpert sind. Später wurde Vettels Frontflügel noch einmal beschädigt. Gleichwohl haben sie das Rennen auf den Rängen 2 und 4 beendet. Daher bleibe ich dabei: Seriensiege hin oder her – Ferrari bleibt eine Gefahr.»

Was meint Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene?

«Grundsätzlich haben wir im Training und im Rennen Fehler gemacht. Aber der China-Grand-Prix hat auch gezeigt, dass wir zwei fabelhafte Piloten haben», sagt der Italiener nach dem WM-Lauf in Shanghai im Rahmen seiner italienischen Medienrunden.

«Nach unseren Berechnungen wären wir im Abschlusstraining Rosberg bis auf eine Zehntelsekunde nahe gekommen, wir hatten die Chance auf die Pole-Position. Die Fahrer haben gepatzt, aber das gehört dazu, es gibt keine Vorwürfe.»

Über die Nachwehen der Kollision zwischen Vettel und Räikkönen sagt Arrivabene: «Sebastian hat sich Kimi sofort erklärt, die Sache ist aus der Welt. Klar war Räikkönen nicht eben begeistert, aber er ist ein Typ, der solche Zwischenfälle schnell hinter sich lässt und dann nach vorne blickt.»

Was sagt Arrivabene zum Auto? Muss Ferrari wirklich Zugeständnisse bei der Leistung machen, um die Standfestigkeit zu garantieren?

Der Italiener weiter: «Wir halten unser Auto für sehr gut. Als wir das Fahrzeug entwarfen, stellten wir die Frage – was wollen wir damit erreichen? Wollen wir sicherstellen, ein gewissermassen kugelsicheres Auto zu haben oder wollen wir Boden auf Mercedes gutmachen? Wir haben uns dann für Leistung entschieden. Mercedes hingegen hatte einen so grossen Vorsprung, dass sie mehr Arbeit in die Zuverlässigkeit investieren konnten. Wir wussten: Wir müssen gewisse Risiken eingehen, um auf Mercedes aufzuholen.»

«Gleichwohl haben die Schäden in Australien und in Bahrain nichts miteinander zu tun. In Melbourne überhitzte ein Turbolader, in Sakhir führte ein Fehler in der Software zum Schaden an der Hardware. Wir mussten in China zur Standfestigkeit zurückfinden, das haben wir getan, das ist eine Erleichterung. Ohne jedoch beim Leistungsschritt Einschränkungen machen zu müssen.»

Wie geht es nun weiter? Maurizio Arrivabene: «Wir werden in Sotschi kleine Entwicklungen am Wagen haben, aber nichts Markantes. Wir habem uns für graduelle Entwicklung entschieden, statt in grossen Evo-Paketen zu arbeiten. Wir müssen Schritt um Schritt machen, dabei lernst du über den Wagen mehr als mit einem umfangreichen Evo-Paket. Wenn du verschiedene Neuheiten gleichzeitig einführst, dann besteht immer auch die Gefahr, dass du die Richtung verlierst.»

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