Esteban Gutiérrez: «Lernte verschiedene Fahrstile»
Esteban Gutiérrez: «Ich nutze jede Chance, im Simulator zu sitzen»
Esteban Gutiérrez, du hast in China erstmals in diesem Jahr einen Grand Prix beenden können. Wie fühlte es sich an, endlich die ganze Renndistanz zu schaffen, nachdem das Rennwochenende in Shanghai mit nur vier Trainingsrunden am Freitag schon schwierig begonnen hatte?
Es war eine grosse Erleichterung, letztlich doch noch viele Runden am Stück drehen zu können. Ich genoss es, das Auto zu lenken und das Rennen hätte meiner Ansicht nach auch 50 weitere Runden dauern dürfen. Dass ich am Freitag kaum zum Fahren kam, hat das Ganze sehr knifflig gemacht, denn am Samstagmorgen war die Strecke dann nass. Ich ging also komplett unvorbereitet ins Qualifying. Ich denke, wir haben diese Schwierigkeit als Team ganz gut gemeistert.
Was konntest du am Steuer unternehmen, um die Fahrbarkeit des Autos zu verbessern?
Man kann das Auto durch den eigenen Fahrstil natürlich besser machen. Man muss sich schlicht anpassen. Wenn mein Auto untersteuert, dann muss ich einen gewissen Fahrstil pflegen, und bei Übersteuern das Gegenteil machen. Wir haben auch viele andere Mittel, die Fahreigenschaften während der Fahrt zu verändern, wie man an den vielen Knöpfen am Lenkrad sehen kann.
Das Reifenmanagement war in China ein entscheidender Erfolgsfaktor, denn der Abbau war wie erwartet sehr hoch. In Russland ist der Asphalt nicht so rau, deshalb sollten die Reifen länger halten. Wie wird sich das auf deine Arbeit am Steuer auswirken?
Es ist schon etwas ganz Anderes als in China, denn dort wird die Front vor allem stark belastet, speziell der linke Vorderreifen. In Russland haben wir das Gegenteil. Es sind die Hinterreifen, die viel aushalten müssen, deshalb haben wir dort etwas mehr Strategie-Möglichkeiten. Ich denke, unser Auto ist mit Blick auf den Reifenabbau ziemlich gut, deshalb bin ich überzeugt, dass wir uns auf ein positives Wochenende in Russland freuen dürfen.
In jedem Rennen ist die erste Kurve eine knifflige Angelegenheit. Wie kommt man heil durch das Start-Chaos?
Es ist wirklich wichtig, allen Unfällen auszuweichen. In China wurde es in den ersten beiden Kurven schon sehr hektisch. Da flogen viele Teile und Autos rum, denen man ausweichen musste. Natürlich ist das nie ideal, denn das Ausweichen kostet wertvolle Zeit. Ich denke, es ist auch sehr wichtig, einen guten Start hinzulegen, sodass man schon vor der ersten Kurve ein paar Positionen nach vorne stechen kann. Uns ist das in den ersten beiden WM-Läufen gelungen. Ich will mich in diesem Bereich weiter verbessern, damit wir immer gut stehen, wenn es in die erste Kurve geht.
In diesem Jahr bist du in die Formel 1 zurückgekehrt, nachdem du 2015 als Ferrari-Testfahrer viel Zeit an der Boxenmauer und im Simulator verbracht hast. Wie kannst du die dabei gewonnenen Erkenntnisse beim nächsten Rennen in Sotschi umsetzen?
Das Wichtigste ist, dass ich im vergangenen Jahr die Chance hatte, viel mit dem Fahrstil im Simulator herumzuexperimentieren. Ich habe dabei eine ziemlich genaue Vorstellung davon bekommen, was ich noch lernen will und ich konnte mir auch unterschiedliche Fahrstile aneignen. Ich nutze jede Chance, im Simulator zu sitzen. Es hilft mir bei der Fahrzeug-Abstimmung genauso wie bei meiner persönlichen Entwicklung als Fahrer. Ich kann mich so besser auf alle möglichen Szenarien vorbereiten.
Welcher Streckenabschnitt des Kurses von Sotschi gefällt dir denn am besten?
Ich liebe den ersten Sektor. Vor der ersten Kurve erwartet dich eine harte Bremszone, dann folgt die lange dritte Kurve, die man Vollgas fahren kann. Daraufhin durchfährt man eine Reihe von mittelschnellen Kurven, die auch sehr viel Spass machen.