Jean Alesi zu Romain Grosjean: «Ferrari ändert alles»
Romain Grosjean: Rot steht ihm nicht übel
In Mexiko wird verzweifelt versucht, einen ihrer zwei Grand-Prix-Fahrer in einen Ferrari zu schreiben. Mal wird spekuliert, Esteban Gutiérrez habe als Pilot von Ferrari-Partner Gene Haas beste Chancen auf ein Cockpit in Maranello, zumal Esteban 2015 ja Testfahrer von Ferrari war. Dann wird aus Äusserungen des Vaters von Sergio Pérez konstruiert, der heutige Force-India-Angestellte docke in Italien an.
Die Wahrheit ist: Wäre Gutiérrez so ein Überflieger, dann hätte er schon 2016 die Nachfolge von Kimi Räikkönen angetreten. Und hätte Pérez als gläserner Fahrer bei Ferrari-Kunde Sauber so überzeugt, wie die Mexikaner das glauben, dann sässe er heute nicht in einem Force India.
Nein, das heissere Thema in Maranello ist der andere Haas-Fahrer, Romain Grosjean.
Seit der Genfer für Haas unterzeichnet hat, halten sich Gerüchte, wonach der zweifache Familienvater dies mit dem Hintergedanken Ferrari getan habe.
Aufgrund der engen Zusammenarbeit zwischen dem berühmtesten Rennstall der Welt und den Neulingen aus den USA hat Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene Zugriff auf Daten, welche anderen Teams verschlossen bleiben: So wie das auch bei anderen Ferrari-Partnern der Fall ist. Nochmals: Das war letztlich mit ein Grund, wieso die früheren Sauber-Piloten Pérez und Nico Hülkenberg heute nicht in einem Ferrari sitzen.
Aber würde Teambesitzer Gene Haas, sollte Ferrari anklopfen, Romain ziehen lassen? Der NASCAR- und Formel-1-Teambesitzer sagte im Frühling: «Ich würde nie einen Fahrer zurückhalten. Ich weiss, dass Romain bei uns glücklich ist. Aber sollte ein Top-Team wie Ferrari oder Mercedes anklopfen, dann wäre er übergeschnappt, würde er dieses Angebot nicht annehmen. Wenn ein Fahrer wie er die Chance erhält, in einem anderen Rennstall Weltmeister zu werden, dann muss er das doch tun. Bis eine solche Offerte vorliegt, sage ich nicht mehr dazu.»
Romain Grosjean selber hat über Ferrari gesagt: «Ferrari war nicht der vorrangige Aspekt, wieso ich bei Haas unterzeichnet habe. Es ist mehr das grosse Ganze, das mir gefällt. Die Art und Weise, wie das Projekt aufgegleist worden ist, der Wille, es zum Erfolg zu führen, die amerikanische Mentalität – da arbeiten Racer, keine Politiker, das gefällt mir. Aber natürlich ist es auch schön zu wissen, auf einen Partner wie Ferrari zählen zu können.»
«Ich gebe jedoch auch zu: Alle von träumen von Ferrari– Ingenieure, Mechaniker, Fahrer. Ferrari ist kein Rennstall wie jeder andere, Ferrari ist ein Mythos, also wieso nicht davon träumen, eines Tages Werkspilot von Ferrari zu sein? Aber genau so gut darf ich davon träumen, eines Tages zu Renault zurückzukehren und zu versuchen, als Franzose mit einem französischen Team Weltmeister zu werden. Alles ist offen. Klar erhalten die Ingenieure von Ferrari alle Daten der Haas-Fahrer. Aber es stimmt nicht, dass ich nur wegen Ferrari zu Haas gegangen bin.»
«Ich bin in der Formel 1, damit ich eines Tages um die WM mitfahren kann. Und deshalb glaube ich, dass der Wechsel zu Haas der beste Weg ist, um dieses Ziel in naher Zukunft zu erreichen. Ich denke, meine besten Jahre liegen noch vor mir.»
«Man ist seines eigenen Glückes Schmied. Man versucht, die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen und ein bisschen Glück ist natürlich auch dabei. Je mehr Möglichkeiten du schaffst, desto besser ist es. In den nächsten Jahren ein Ferrari-Cockpit zu bekommen, ist mein Traum. Ob es zwei, drei oder vier Jahre dauert, weiss ich nicht. Aber ja, ich würde sehr gerne für Ferrari fahren, bevor ich meinen Rennhelm an den Nagel hänge.»
Romain Grosjean wäre der erste französische Ferrari-Stammfahrer seit Jean Alesi 1995. Und genau dieser Alesi hat Grosjean gegenüber schon vor Jahren über Ferrari geschwärmt. Der Haas-Fahrer sagt in der neuen Ausgabe der Gazzetta dello Sport: «Mein Ziel bestehe darin, Haas weiter nach vorne zu bringen. Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, dann halte ich einen Podestplatz nicht für utopisch. Wenn dann ein Anruf aus Maranello käme, dann würde ich mit Freuden ja sagen.»
«Ferrari wäre ein Riesending. Ich meine, wir sprechen hier vom wichtigsten Formel-1-Team. Schon als ich 18 oder 19 war, habe ich mich mit Jean Alesi über Ferrari unterhalten. Und Jean sagte damals: “Zuerst war ich Formel-1-Fahrer. Dann aber bin ich Ferrari-Pilot geworden. Ferrari ändert alles. Sich in Rot zu kleiden und dieses Auto zu fahren, das ist einzigartig.” Ich hoffe, ich erhalte eines Tages auch eine Chance wie sie Max Verstappen bekommen hat.»
Bis dahin front Grosjean seiner anderen Leidenschaft: In Paris wird er in wenigen Monaten ein Restaurant eröffnen. Und er lernt Italienisch. Nicht nur wegen seines Motortechnikers, den Ferrari für Haas abgestellt hat.