Lewis Hamilton: «Schaue meine Rennen nicht nochmal»
Lewis Hamilton: «So spät den Schalter umzulegen ist das Beste für mich»
In der schnelllebigen Welt der Formel 1 müssen die GP-Stars nicht nur auf der Strecke schnell reagieren. Auch wenn es um die Verarbeitung des Renngeschehens geht, legen die Protagonisten des Fahrerlagers ein Rekordtempo hin. So auch Lewis Hamilton, der im Fahrerlager von Montréal eine Gruppe von deutschsprachigen Journalisten empfing, um über seinen Alltag als Formel-1-Pilot zu sprechen.
Dabei verriet der dreifache Weltmeister, dass er sich jeweils erst am Donnerstag vor dem GP auf das anstehende Rennwochenende fokussiert. Der 44-fache GP-Sieger beteuert: «Natürlich bin ich mir schon am Montag bewusst, dass am Sonntag ein Rennen ansteht. Aber das Ganze läuft bis Donnerstag eher entspannt ab. Ich geniesse lieber das Wetter, schlafe viel und entspanne mich. Natürlich schaltet man dann schon langsam in den Rennmodus um, aber ernst wird es erst am Donnerstag.»
Den unbekümmerten Eindruck, den Hamilton mit dieser Vorgehensweise hinterlässt, täuscht. Er gestand: «Wir alle denken doch ab und zu etwas zu viel über gewisse Dinge nach. Das ist ganz menschlich. Das können nichtige Dinge sein, etwa wenn jemand sagt, dass dein Kopf nicht gut aussieht. Dann denkt man immer wieder darüber nach.»
Der Mercedes-Pilot beeilte sich anzufügen: «Aber wir entwickeln uns als Menschen auch weiter und kennen unsere Muster. Wir wissen, wie wir damit umgehen müssen. Ich weiss, was für mich funktioniert, so spät den Schalter umzulegen ist das Beste für mich. Es ist auch wichtig, dass ich zu Wochenbeginn meinen Schlaf bekomme, um den eigenen Energiehaushalt richtig zu managen.»
Auch die Verarbeitung des Rennwochenendes läuft im Eiltempo ab, wie Hamilton schilderte: «Für mich ist das Rennen schon am Sonntag durch. Das Team analysiert aber alle Daten, bevor wir uns am Dienstag noch einmal zusammensetzen. Dann ist das Rennen abgehakt und wir blicken auf den nächsten Grand Prix.»
Auf die Frage, ob er sich die Aufnahmen seiner eigenen Rennen noch einmal anschaut, um seine Fehler zu analysieren, winkt der diesjährige Monaco-Sieger ab: «Von allen Formel-1-Rennen, die ich bisher bestritten habe, schaute ich mir etwa fünf noch einmal im TV an. Bei der Nachbesprechung der Grands Prix mit den Ingenieuren schauen wir uns vielleicht gemeinsam noch einmal die Highlights an – wir nehmen etwa den Start noch einmal unter die Lupe, oder einen Boxenstopp oder Manöver.»
Hamilton erzählt: «Abgesehen davon schaue ich mir die Rennen nur im Ausnahmefall an. Den letzten GP in Monaco habe ich etwa gesehen, weil ich nach dem ganzen Trubel meine Freunde auf einem Boot traf, wo die Wiederholung in einem Fernseher lief. Deshalb stand ich da und schaute mir das Rennen nochmals an. Aber normalerweise mache ich das nicht, es bringt auch nicht viel – vor allem, wenn man sich nur die Highlights anschaut, denn ich lerne dadurch nichts, was ich nicht eh schon weiss.»