Patzt Ferrari in Baku? Vettel & Räikkönen dementieren
Sebastian Vettel
Nach dem Abschlusstraining auf dem Strassenkurs vor Baku und vor dem ersten Grossen Preis in Aserbaidschan fragen sich viele Tifosi bange: Wird es im achten WM-Lauf der Saison endlich was mit dem ersten Saisonsieg? Das Qualifying gibt kein schlüssiges Bild. Denn einerseits liegt der schnellste Ferrari (von Sebastian Vettel) mehr als eine Sekunde hinter dem schnellsten Mercedes (von Nico Rosberg), auf der anderen Seite beteuern die Ferrari-Piloten Vettel und Kimi Räikkönen, dass das Fahrgefühl stimme.
Daniel Ricciardo ist mit seinem Red Bull Racing-Renner auf Augenhöhe mit Vettel gefahren – bis auf die Tausendstelsekunde die gleichschnelle Zeit! Weil der Australier seinen Wert vor Vettel erreicht, darf er einen Platz weiter vorne losbrausen, aber für Vettel hat die erste Enttäuschung auch Vorteile: Er kann von der sauberen Seite der Rennbahn starten.
Wenn wir jedoch davon ausgehen, dass der Renault-Motor von Daniel weniger leistet als der Ferrari-Turbo von Vettel, dann ist klar: Red Bull Racing hat den Kompromiss auf dieser Strecke vielleicht besser hinbekommen, den Kompromiss aus Abtrieb opfern, um auf den langen Geraden schnell zu sein.
Klar ist aus Sicht von Ferrari zu argumentieren: Die Italiener haben beide Autos in der zweiten Startreihe, das ist kein Ergebnis, wofür sich ein Team zu schämen braucht und das eine gute Ausgangslage fürs Rennen bietet.
Aber Ferrari profitierte auch von der Strafe von Sergio Pérez (Zweitschnellster im Force India, aber wegen Getriebewechsels um fünf Ränge zurück), von den Hitzköpfen Bottas und Verstappen, die das Abschlusstraining mit einem Rennen verwechselten, statt sich eine Lücke zu schaffen, vom Patzer von Lewis Hamilton. Im ungünstigsten Falle hätte Ferrari sich auch in Startreihe vier wiederfinden können.
In der Topspeed-Liste (Messwerte bei Start und Ziel) fällt auf: Vettel ist nur auf Rang 16 zu finden, Kimi auf Platz 19. Kurs vor dem Aktivieren des flachgestellten Heckflügels ist der Finne Zehntschnellster mit Sebastian auf Rang 14.
Der Vedacht daher: Ferrari hat bei der Abstimmung zu sehr auf Abtrieb gesetzt (um im kurvigen Teil schnell zu sein) und zu wenig auf Höchstgeschwindigkeit.
Die Fahrer beteuern jedoch, dass alles in Ordnung sei. Kimi: «Wir haben das Auto gut abgestimmt. Im Vergleich zu Freitag war das Fahrgefühl von Anfang an besser. Ich kann den Wagen nun so fahren, wie es mir schmeckt.»
Vettel, vorderhand letzter Ferrari-Sieger, im vergangenen September in Singapur: «Wir sind nicht weit vom Podium entfernt. Morgen erwartet uns ein langes Rennen, in dem viel passieren kann. Deshalb denke ich, dass morgen alles drin liegt – und zwar für jeden.»
Der Europa-GP im Fernsehen
Sonntag, 19. Juni
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