Sergio Marchionne (Ferrari): «WM-Titel ist noch drin»
Sergio Marchionne
Zahlen lügen angeblich nicht: Vor dem ersten Europa-GP in Baku (Aserbaidschan) führte Nico Rosberg mit 116 Punkten die WM an, der beste Ferrari-Fahrer, Sebastian Vettel, war mit 78 Zählern WM-Dritter. In der Markenwertung heisst es zwischen Mercedes-Benz und Ferrari sogar 223:147. Kein Wunder glauben da viele im Fahrerlager: Bei anhaltender Sieglosigkeit kann sich Ferrari den ersten WM-Titel seit 2007 (Kimi Räikkönen) und 2008 (Marken) erneut abschminken.
Aber Sergio Marchionne tritt diesem Argument entschieden entgegen: Der Geschäftsleiter der Fiat/Chrysler-Gruppe sowie Präsident von Ferrari verfolgt in Baku das Renngeschehen.
Marchionne sieht ein Ferrari, das seiner Ansicht nach tolle Fortschritte erreicht hat. «Wir haben noch viel Arbeit vor uns, aber ich sehe ein konkurrenzfähiges Ferrari. Während das Projekt 2017 vorangetrieben wird (wenn die Formel 1 durch neue Aerodynamik und breitere Reifen ein neues Gesicht bekommt, M.B.), darf die laufende Entwicklung davon nicht gestört werden. Denn für mich ist die Weltmeisterschaft komplett offen. Wir können uns ins Spiel bringen, wir lassen nichts unversucht. Ich spüre bei Teamchef Maurizio Arrivabene und der ganzen Truppe ein tiefes Verlangen.»
Ein Beispiel gefällig: Als Marchionne um zwei Uhr früh mit dem Privatjet einschwebte, schickte er Arrivabene eine SMS, Maurizio antwortete postwendend – er war noch immer im Fahrerlager!
Marchionne weiter: «Ich habe mich auch lange mit Sebastian Vettel unterhalten, und alle bestätigen mir – das Auto ist auf der Höhe. Wir können Siege einfahren. Und es ist noch genügend Zeit für den Titel, wir haben ja noch nicht mal Halbzeit der Saison.»
«Der Abstand in Punkten darf kein Anlass zu Pessimismus sein. Ich weiss, dass wir nicht von einer leichten Aufgabe stehen. Aber ich glaube auch fest daran, dass der Tag kommt, an dem wir ein wenig mehr Glück haben als bisher. Ich bin hier, um die ganze Mannschaft zu ermutigen. Ich sehe, wie hart in diesem Rennstall gearbeitet wird, die Fortschritte machen mir viel Freude. Vor allem dann, wenn ich mir in Erinnerung rufe, wo wir noch vor einem Jahr waren. Also geht nicht zu hart mit uns ins Gericht, sondern gönnt unserer Truppe auch mal ein aufmunterndes Schulterklopfen.»
Zur Zukunft von Kimi Räikkönen meint der Spitzenmanager: «Wir sind am Abklären, aber im Mittelpunkt steht derzeit, unsere Piloten bedingungslos zu unterstützen.»
Das klingt nach folgender freier Übersetzung: Ferrari hat andere Baustellen als Kimi Räikkönen.