Lewis Hamilton: «Dann bist du kein Rennfahrer mehr»
Lewis Hamilton mit der Hawthorn Trophy
Es ist nicht leicht, als Weltmeister und Brite nach Silverstone zu kommen. Jeder will ein Stück von Lewis Hamilton, hier ein Selfie, da ein Autogramm, hier ein aufmunterndes Wort, dort ein Scherz. Hamiltons Tag müsste 72 Stunden haben, und selbst dann könnte er nicht alle Fans glücklich machen.
Am Freitagnachmittag, nach einer weiteren Bestzeit, hat der Weltmeister von 2008, 2014 und 2015 die Hawthorn Trophy verliehen bekommen – der Preis, der an den ersten britischen Formel-1-Weltmeister Mike Hawthorn erinnert, wird jedes Jahr dem in der WM bestplatzierten Briten verliehen. Und das war 2015 Lewis.
Bei unseren Radiokollegen von BBC Radio 5 Live spricht Hamilton über eine Titelverteidigung, die ungefähr das Gegenteil von plangemäss verläuft: Zahlreiche technische Probleme, die so weit führten, dass Mercedes unterstellt wurde, Lewis zu sabotieren, was natürlich ausgemachter Unfug ist, dazu die kontroversen Kollisionen mit Nico Rosberg, zwischendurch ein enormer Rückstand von 43 Punkten auf den deutschen Titelrivalen, inzwischen konnte Lewis den Rückstand auf elf Punkte verringern. Die Mission vierter WM-Titel ist schwierig, aber nicht unlösbar.
Lewis sagt: «Ich muss mir jeden Tag selber sagen – wenn du diesen Titel holen willst, dann musst du noch mehr aus dir herausholen. Aber wenn ich es dann schaffen sollte, dann wird das meine grösste Leistung sein und eine gewaltige Befriedigung.»
«Ich hatte wirklich zahlreiche Probleme. Wären die nicht auf mich zugekommen, dann würde es jetzt in der WM ganz anders aussehen. Es ist ein Jahr, das mich auf eine harte Probe stellt. Und es wird nicht leichter. Aber ich glaube an mich. Ich habe keinen Moment an meinen Fähigkeiten gezweifelt. Gut, es gibt Wochenenden, an welchen ich einfach nicht schnell genug bin. Und es gibt Einflüsse von aussen, gegen die ich machtlos bin. Unterm Strich hat sich aber nie etwas geändert – ich kann nur versuchen, aus jeder Situation das Beste zu machen, mehr geht nicht. Ich habe mich dazu entschlossen, Grösse zu zeigen und Grosses zu erreichen. Das ist es, was mich jeden Tag vorwärts treibt.»
Klar spricht die BBC Hamilton nochmals auf mögliche Strafen an, sollten sich Lewis und Nico in weiteres Mal über das gleiche Stück Rennstrecke nicht einigen können. Hamilton sagt: «Es ist alles eine Auslegungssache. Wenn ich in einer solchen Sitzung bin, dann sage ich – ich werde nicht aufhören, ein Racer zu sein. Dazu habt ihr mich engagiert, so bin ich aufgewachsen. Senna sagte das völlig richtig: „Wenn du nicht mehr in eine Lücke stichst, dann bist du kein Rennfahrer mehr.“»
«Sie antworten dann jeweils – wir wollen nicht, dass du das änderst. Aber es gibt gewisse Verhaltensregeln. All diese Menschen, mehr als tausend Fachkräfte, sie vertrauen auf dich, dass du sicherstellst, dass beide Autos ins Ziel kommen. Das verstehe ich. Gleichzeitig finde ich es gut, dass wir weiter frei fahren dürfen. Es liegt an uns, wie wir mit der jeweiligen Situation umgehen. Insofern hat sich nichts geändert, denn das war schon vorher so. Nur dass heute andere Folgen auf uns zukommen, wenn es erneut zu einem Zwischnfall kommt.»
«Ich werde alles dafür tun, den vierten Titel zu holen. Und sollte es nicht klappen, dann versuche ich es 2017 halt erneut.»