Klartext von Toto Wolff (Mercedes): «Reiner Blödsinn»
Toto Wolff: Selfie eines Fans
Toto, ist Spa-Francorchamps die ideale Rennstrecke, um Lewis Hamilton zwei neue Motoren zu geben – was zwar eine Strafe nach sich ziehen würde, aber eben nur einmal und mit dem Hintergedanken, dass in Belgien überholt werden kann?
Wir denken an Belgien oder Monza. Wir sind das derzeit am Diskutieren. Da spielt auch noch der Aspekt hinein, dass wir eine Evo-Version des Motors bringen könnten. Es ist sinnlos, Hamilton einen neuen Motor zu geben und einen Grand Prix später bringen wir eine kraftvollere Motorversion. Das wäre ein Vorteil für Nico. Wir müssen da also verschiedene Punkte beachten. Die Entscheidung ist noch nicht gefallen.
Ihr steht beim Heimrennen besonders unter Beobachtung. Was bedeutet das hinsichtlich der Pistenetikette von Nico und Lewis?
Da alle Rennen ja weltweit übertragen werden, erkenne ich da keinen grossen Unterschied. Wir haben unseren Piloten glasklar gemacht, was auf sie zukommt, sollten sich sich nochmals so verhalten wie in Spanien oder Österreich.
Ihr vertraut also darauf, dass die beiden nicht wieder zusammenrumpeln?
Ja, wir sind sicher, dass unsere Nachricht angekommen ist. Sie kennen die Konsequenzen.
Seit ihr die neuen Verhaltensregeln herausgegeben hat, spürst du da einen Unterschied, wie die Fahrer miteinander umgehen?
Nein, die Richtlinien sind dazu da zu verhindern, dass wir als Team wichtige Punkte verlieren. Seither gab es keine Zwischenfälle. England und Ungarn liefen problemlos, daher glauben wir – den Piloten ist klar, was ihnen blühen würde.
Habt ihr herausgefunden, was das Elektronikproblem im Wagen von Rosberg im Abschlusstraining war, und ist das Anlass zur Sorge fürs Rennen?
Offenbar hat ein Sensor den Eindruck gehabt, es gebe mit dem Motor ein Problem. Dem war aber nicht so. Ich fürchte keine Auswirkungen im Rennen.
Eine führende Motorsportzeitschrift hat gemeldet, dass Mercedes Ende 2018 Knall auf Fall die Formel 1 verlassen könnte.
Ich habe im Rahmen von Gesprächen mit euch schon ein paar Mal von Situationen gesprochen, die ich so beschrieben habe – das grenzt an Blödsinn. Was nun diese Geschichte angeht, so könnt ihr den Teil mit «das grenzt an» ruhig weglassen. Das ist reiner Blödsinn und fertig.
Reden wir von Pistengrenzen. Da gibt es viel Hin und Her. Wäre es nicht wichtig, dass wir hier endlich mal etwas Konstanz reinbringen? Weil sonst die Fans noch verwirrter sind?
Das wäre ganz in meinem Sinne, denn im Fussball ändern wir auch nicht ständig die Grösse des Tors. Ich finde dennoch, wir machen Fortschritte. Der Radio-Firlefanz ist endlich beendet. Es ist gut, wenn die Fans zuhause mehr zu hören bekommen.
Wenn wir weiter so vorgehen, dass wir diskutieren – ist ein Fahrer nun zwei Zentimeter vor oder hinter einer Linie gewesen – dann versteht das irgendwann niemand mehr. Wir haben hier doch nicht Weitsprung, wo der Balken getroffen werden muss! Wir reden hier von einer sechs Kilometer langen Rennstrecke. Daher sage ich: Lasst die Fahrer frei blasen! Wenn sie dabei über die Randsteine räubern, dann sind das packende TV-Bilder.
Mir persönlich wäre sowieso lieber: Ist ein Fahrer neben der Bahn, dann sollte er in einer Mauer stecken oder in einem Kiesbett stranden. Aber wenn wir dort Asphalt haben, dann liegt es in der Natur des Piloten, den zu nutzen. Wir müssen uns einfach nicht wundern, wenn wir immer weniger Zuschauer haben.
Im Winter hast du gesagt, du würdest dich auf das Duell mit Ferrari freuen. Das ist nicht passiert.
Die Formel 1 lebt von Zweikämpfen – zwischen den Fahrern, aber auch zwischen den Rennställen. Ferrari ist eine tolle Marke, und es wäre fabelhaft, wenn wir uns Rennen für Rennen um den Sieg balgen würden. Ich weiss nicht, warum die Italiener das nicht so wie geplant auf die Reihe bekommen haben. Ich weiss, es klingt ein wenig absurd, wenn ich mir ein starkes Ferrari wünsche, aber ich hoffe noch immer, sie finden zurück Richtung Spitze.