Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Singapur: Atemnot für Turbo-Motoren, alle TV-Zeiten

Von Mathias Brunner
Vor einem Jahr gewann in Singapur Ferrari-Star Sebastian Vettel

Vor einem Jahr gewann in Singapur Ferrari-Star Sebastian Vettel

​Der Nacht-GP von Singapur ist wegen Hitze und Luftfeuchtigkeit für die Fahrer eine Tortur, auch die Technik leidet. Notieren Sie sich schon jetzt die TV-Zeiten, um nichts von der Action zu verpassen.

«Singapur ist das härteste Rennen des Jahres», sagte uns Daniel Ricciardo in Monza, das liess uns aufhorchen. Ist es in Malaysia jeweils nicht sogar noch heisser als in Singapur? Der Australier meint: «Schon, aber in Sepang hast du auf den Geraden Zeit zum Durchatmen, das hast du auf dem Strassenkurs von Singapur nicht. Die Piste im Stadtstaat ist überdies unebener, da wirst du tüchtig durchgeschüttelt.»

Singapur oder Malaysia, bei beiden kommenden WM-Läufen wird es heiss, aber Rekorde sind gleichwohl nicht zu erwarten. Wenn auch echte Vergleiche fehlen, weile es die Formel-1-Verantwortlichen früher mit Messwerten nicht so genau nahmen.

Das Paradebeispiel dafür ist der Argentinien-GP vom Januar 1955: Die meisten Berichterstatter sprachen damals von 40 Grad im Schatten, anderen Berichten zufolge lag die Temperatur bei 37 Grad. Die Pistentemperatur betrug 52 Grad. Fakt jedoch ist: in Zeiten, als Fahrerwechsel noch erlaubt waren, wurden zahlreiche Fahrzeuge von mehreren Piloten bewegt – nur die beiden Argentinier Juan Manuel Fangio (Sieger) und Roberto Mieres (Rang 5) kamen ohne Ablöse ins Ziel!

Das französische Reims galt so sicher als Hitze-GP wie heute die Rennen auf dem Hungaroring. Im Juli 1959 wurde auch hier die 40-Grad-Marke mindestens gekitzelt. Es war so heiss, dass der Pistenbelag zu schmelzen begann – ein Effekt, den ich Ende der 80er Jahre auch in Phoenix (Arizona) beobachten konnte. Dort sollte noch heute ein Turnschuh-Abdruck von mir verewigt sein ...

Wir wissen nicht, wer die Schnapsidee absegnete, ausgerechnet im Juli nach Dallas (Texas) auszurücken. Wir wissen nur, dass sich auch dort 1984 bei Temperaturen um die 40 Grad die Piste aufzulösen begann. Schnellhärtender Beton war nur teilweise die Lösung. Reifentechniker von Goodyear trauten ihren Augen kaum, als sie die Pistentemperatur massen – 66 Grad! Keke Rosberg trotzte der Hitze am Besten und gewann.

Heute feiert sich der Malaysia-GP als «heissester Grand Prix des Jahres», aber dort verfälscht die hohe Luftfeuchtigkeit den Eindruck.

In Hockenheim 2014 war es fast so heiss wie in einer Bratpfanne: Der Formel-1-Tross schwitzte bei 34 Grad Lufttemperatur, die Bahn hat sich im zweiten freien Training auf zwischendurch 58 Grad aufgeheizt, wenn wir der offiziellen FIA-Messung Glauben schenken.

Der offizielle Rekord geht jedoch an Bahrain 2005: Die Temperatur sank während des gesamten Rennens nie unter 41,9 Grad! Fernando Alonso gewann im Renault, bei einer Pistentemperatur von 56 Grad.

Singapur: Tortur für die Turbo-Motoren

Zurück zum kommenden Singapur-GP, bei dem nicht nur der Fahrer leidet, sondern auch die Technik. Renault-Einsatzleiter Rémi Taffin: «Bei nur 45 Prozent Volllast haben die Verbrennungsmotoren und der Turbolader ein verhältnismässig leichtes Leben, ganz im Gegensatz zum vergangenen Highspeed-GP von Monza. Batterie und kinetische Energierückgewinnung hingegen werden am Limit arbeiten. Wir haben kaum lange Geraden, eher kurze Stücke, dann sofort wieder ein Bremsmanöver. Das erfordert eine Antriebseinheit mit möglichst breitem nutzbaren Drehzahlband und mit solidem Drehmoment, aber all dies erhöht auch den Spritverbrauch dramatisch – zehn der 23 Kurven werden im zweiten oder dritten Gang gefahren. Hier werden wir an die Grenze der erlaubten hundert Kilo gelangen.»

Ein wichtiger Faktor: Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird es eine Safety-Car-Phase geben – dann werden auch die Sorgen um den Spritkonsum kleiner. Rémi Taffin meint: «Aber darauf verlassen kann sich keiner. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass jemand pokert und mit weniger Kraftstoff, ergo leichterem Rennwagen ins Rennen geht, in der Hoffnung, dass tatsächlich der Führungswagen rauskommt.»

Allerdings: Der Singapur-GP ist der einzige Grand Prix, bei jedem noch in jedem Rennen der Führungswagen auf die Bahn mussste!
Die Kühlanforderungen sind gross, wir werden daher an den Autos mehr und grössere Öffnungen sehen. Die Fahrer sind überdies angewiesen, nicht ständig dicht einem Rivalen zu folgen – weil das Fahrzeug sonst zu wenig Kühlluft erhält.

Was den Motor angeht, so ist in Singapur und auch in Malaysia mit Aussentemperaturen zwischen 30 und 35 Grad zu rechnen. Renault geht aufgrund der Erfahrungen aus den letzten Jahren von einer Einlasstemperatur von 50 Grad aus. Beim V6-Turbo gilt grundsätzlich – je heisser, desto weniger Leistung, die Kühlung der Antriebseinheit ist also ganz wichtig. Renault rechnet mit einem einem Zeitverlust von einer Zehntelsekunde mit jedem Grad höherer Aussentemperatur.

Die heisse Luft führt dazu, dass die Zündzeitpunkte geändert werden müssen, um das so genannte Klopfen im Zylinder zu verhindern. Als Klopfen wird bei Verbrennungsmotoren eine unkontrollierte Verbrennung oder eine Selbstentzündung des Kraftstoffs bezeichnet.

Die hohe Luftfeuchtigkeit hilft den Motorentechnikern – denn der Druck im Zylinder ist deswegen niedriger. Die Wassertemperatur in einer Antriebseinheit wird mehr als 100 Grad betragen, liegt also über dem Siedepunkt von Wasser. Ein Verdampfen wird nur deswegen verhindert, weil das ganze System unter Druck gesetzt ist.

Notieren Sie sich heute schon die TV-Zeiten – damit Sie am kommenden Wochenende nichts von der Action aus Singapur verpassen.

Der Singapur-GP im TV

Freitag, 16. September
11.55 Uhr: Sky Sport 1 – 1. Freies Training
13.45: Sky Sport 1 – 1. Freies Training Wiederholung
15.00: n-tv – Formel 1 Inside
15.25: Sky Sport 1 – 2. Freies Training live
15.25: n-tv – 2. Freies Training live
15.25: ORF1 – 2. Freies Training live
17.15: Sky Sport 1 – 1. Freies Training Wiederholung
18.45: Sky Sport 1 – 2. Freies Training Wiederholung
20.30: Sky Sport 2 – 1. Freies Training wiederholung
22.00: Sky Sport 2 – 2. Freies Training Wiederholung

Samstag, 17. September
0.00: Sky Sport 2 – 1. Freies Training Wiederholung
1.30: Sky Sport 2 – 2. Freies Training Wiederholung
6.00: Sky Sport 1 – 1. Freies Training Wiederholung
7.30: Sky Sport 2 – 2. Freies Training Wiederholung
9.00: Sky Sport 1 – 1. Freies Training Wiederholung
9.30: n-tv – Formel-1-Inside
10.30: Sky Sport 1 – 2. Freies Training Wiederholung
11.55: Sky Sport 1 – 3. Freies Training live
13.45: Sky Sport 1 – 3. Freies Training Wiederholung
14.00: RTL – 3. Freies Training Highlights
14.45: ORF1 – Formel-1-News
14.45: RTL – Qualifying
14.50: Sky Sport 1 – Qualifying
14.55: ORF1 – Qualifying
14.55: SRF Zwei – Qualifying
16.30: Sky Sport 1 – Qualifying Wiederholung
20.30: Sky Sport 1 – Qualifying Wiederholung
22.30: Sky Sport 1 – Qualifying Wiederholung

Sonntag, 18. September
1.00: Sky Sport 1 – 1. Freies Training Wiederholung
2.30: Sky Sport 1 – 2. Freies Training Wiederholung
4.00: Sky Sport 1 – 3. Freies Training Wiederholung
5.00: Sky Sport 1 – Qualifying Wiederholung
6.30: Sky Sport 1 – Qualifying Wiederholung
8.00: Sky Sport 1 – 3. Freies Training Wiederholung
9.00: Sky Sport 1 – Qualifying Wiederholung
10.30: Sky Sport 1 – 3. Freies Training Wiederholung
11.30: Sky Sport 1 – Qualifying Wiederholung
13.00: ORF1 – Formel-1-News
13.00: Sky Sport 1 – Vorberichte
13.00: RTL – Countdown
13.25: ORF1 – Vorberichte und Rennen
13.30: SRF Zwei – Rennen
13.55: Sky Sport 1 – Rennen
14.00: RTL – Rennen
16.00: RTL – Siegerehrung und Highlights
16.00: Sky Sport 1 – Analysen und Interviews
16.10: ORF1 – Rennanalyse
16.30: Sky Sport 1 – Rennen Wiederholung
18.45: n-tv – Das Rennen kompakt
21.00: Sky Sport 1 – Rennen Wiederholung

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