Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Stefan Johansson zu Ferrari: Kein Neid auf Arrivabene

Von Mathias Brunner
​Der frühere Ferrari-Fahrer Stefan Johansson (60) spricht über die Situation des berühmtesten Rennstalls der Welt: «Teamchef Maurizio Arrivabene ist nicht zu beneiden, er wurde ins kalte Wasser geschmissen.»

Seit 20 Grands Prix ist Ferrari ohne Sieg. Der letzte Triumph des berühmtesten Formel-1-Rennstalls der Welt geht auf Singapur 2015 zurück – als Sebastian Vettel den Nacht-GP gewann. In Monza erreichte Ferrari die Ränge 3 und 4, der Aufwärtstrend von Belgien bestätigte sich, und Vettel beteuert, dass Ferrari selbstverständlich gewinnen kann.

Auch von Teamchef Maurizio Arrivabene hören wir Durchhalteparolen, und einige seiner Sätze klingen längst wie eine alte Langspielplatte, die einen Sprung hat: Wir müssen weiter hart arbeiten, wir wissen, wo wir ansetzen müssen, wir brauchen mehr Zeit. In der Art eben. Aber Zeit ist das Letzte, was Ferrari hat, denn mit jeder Rennniederlage steigt die Ungeduld der Tifosi. Und der Ruf nach rollenden Köpfen wird lauter.

Der frühere Ferrari-Werksfahrer Stefan Johansson spürt Bedauern für die Position von Teamchef Arrivabene, wie er in seinem Rennblog festhält: «Ich beneide ihn keine Sekunde, denn er wurde ins kalte Wasser geschmissen, mit all diesen Umstellungen in jener Phase, als auch der frühere Präsident Luca Montezemolo ging.»

«Das grosse Problem von Ferrari ist eines, das auch andere Rennställe getroffen hat. Wenn du mal den grossen Schwung verlierst, dann ist es ganz schwierig, wieder siegfähig zu werden. Dann kann es Jahre dauern, wieder regelmässig siegfähig zu sein. McLaren ist das beste Beispiel, aber auch Red Bull Racing hatte ein Wellental zu durchlaufen, und beide Rennställe haben vor nicht allzu langer Zeit dominiert.»

«Ferrari hat noch einige Herausforderungen vor sich. Ich hoffe nur, die Leute ganz oben bleiben auf Kurs und fällen die richtigen Entscheidungen.»

«In diesem Zusammenhang ist eine gewisse Eigenschaft der Formel 1 für mich nicht ohne Ironie. Ein Top-Team wie Ferrari gibt irrsinnige Summen für die Weiterentwicklung des Autos aus, ich denke alleine an die ganzen aerodynamischen Verfeinerungen. Und dann laufen die Rennen am Ende darauf hinaus, dass jener Fahrer die Nase vorn hat, der sein Reifen-Management am besten auf die Reihe bekommt. Was überaus knifflig ist, wenn ich an die verrückten Reifendrücke denke, die heute vorgeschrieben sind.»

«Ich spotte ja gerne darüber, wie viel Geld in der Formel verschleudert wird. Aber ist es nicht seltsam? Da werden Wahnsinnssummen für die ganzen aerodynamischen Verbesserungen ausgegeben, die vielleicht eine Zehntelsekunde bringen, wenn überhaupt, und dann schnallen sie einen Satz Reifen für ein paar Tausend Dollar ans Auto und fahren damit eine Sekunde pro Runde schneller.»

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