TV-Tipp: Jochen Mass – Matrose, Racer, Überlebender
Ein Leben im Schnelldurchlauf, stets auf der Suche nach Abenteuern und neuen Horizonten. Das ist der Weg von Jochen Mass: Aufgewachsen in den 50er Jahren in München, Frankenthal und Mannheim. Als Teenager bricht er die Schule ab. Jochen Mass will lieber die Welt erleben, heuert als Matrose bei der Handelsmarine an, ist bald auf allen Meeren zuhause – und kehrt dennoch an Land zurück, um sich einen neuen Traum zu erfüllen, nämlich Rennfahrer zu werden.
Ende der 60er Jahre beginnt Mass eine Lehre als Automechaniker bei Alfa Romeo Hähn in Mannheim. Meister Hähn betreibt einen Rennstall, und Jochen Mass bekommt seine Chance – erst bei Bergrennen, dann auf legendären Rennstrecken, in Hockenheim und auf dem Nürburgring. Und er schafft es bis in die Formel 1.
Mass erhält eine Chance beim Spitzenteam McLaren, aber sein einziger Sieg ist ein Tag der Trauer: Der Spanien-GP 1975 muss nach einem hässlichen Unfall von Rolf Stommelen abgebrochen werden, Zuschauer sterben, Stommelen ist schwer verletzt.
Mass müht sich in der Zeit nach McLaren mit unterlegenem Formel-1-Material ab, schwere Unfälle zerren am Nervenkostüm. Zudem: Es gibt auch andere Dinge als den Rennsport, seinen Segelschiff, seine Freiheit auf dem Meer. Jochen Mass sieht sich als Träumer, noch immer. Sein Horizont geht weit über die Rennstrecken dieser Welt hinaus. Das hebt ihn von vielen Fahrerkollegen ab.
Jochen Mass ist auch ein Überlebenskünstler, weil im Verlauf seiner langen Rennfahrerkarriere viele seiner Freunde und Kollegen bei Unfällen auf der Rennpiste gestorben sind – und er selbst trotz fürchterlicher Unfälle mit viel Glück immer wieder davongekommen ist. Eine zweite Karriere in den Werks-Sportwagen von Porsche und Mercedes-Benz bringt jene Erfolge, die ihm im GP-Sport verwehrt geblieben sind.
Auch nach Ende seiner Rennfahrerkarriere ist Jochen Mass immer noch weltweit unterwegs, verfolgt als Ex-Rennfahrer und Markenbotschafter bei Oldtimer-Veranstaltungen das Geschehen auf der Strecke und abseits davon. Und dies durchaus mit kritischem Blick.
Am 30. September 2016 wird Jochen Mass 70 Jahre. Zeit für eine Bilanz. Unter dem Titel «Jochen Mass – Rennfahrer und Überlebenskünstler» präsentiert Eberhard Reuss die Ansichten und Einsichten eines ungewöhnlichen Zeitgenossen.
Filmer Reuss verwöhnte die deuschsprachigen Rennfans anfangs Januar 2016 mit der herausragenden Dokumentation «Überleben am Limit – eine andere Geschichte der Formel 1». Nun haben er und seine Mannschaft Mass mit der Kamera nach Nizza und Goodwood, am Hockenheim- und am Nürburgring begleitet und konnten in den Archiven von ARD, SWR und ZDF eindrucksvolle Filmschätze heben.
Entstanden ist ein etwas anderes Porträt des ehemaligen Formel-1-Rennfahrers. Denn mit seinen Einschätzungen fällt Jochen aus dem Rahmen anderer Rennhelden der 70er Jahre.
Zu sehen ist das 45minütige Filmporträt am Sonntag, 25. September 2016, auf SWR, von 23.00 bis 23.45 Uhr. Nach Ausstrahlung wird der Film in der SWR-Mediathek und der ARD-Mediathek abrufbar sein.
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