Lewis Hamilton und Nico Rosberg: Doppel-Interview
Vor einem Jahr musste Mercedes-Benz in Malaysia eine Niederlage gegen Ferrari hinnehmen. Das schmerzte. Denn Sepang ist das Heimrennen von Mercedes-Partner Petronas. Bei einer Petronas-Veranstaltung hier in Kuala Lumpur mit Angestellten des staatlich malaysischen Erdöl- und Erdgaskonzerns sagt Rosberg: «Und diesen Sieg holen wir uns am Sonntag!» Aus dem Publikum kommt ein vielstimmiges «YEAH!!» zurück.
Die beiden Mercedes-Stars werden auf das Thema Motivation angesprochen. Lewis Hamilton antwortet: «Ich glaube, dieser innere Antrieb liegt einfach in meiner Natur. Das Streben nach Perfektion, der Wunsch, sich ständig zu verbessern. Ich glaube daran, dass man im Leben versuchen sollte, etwas immer besser zu machen als beim vorherigen Mal.»
Nico Rosberg meint: «Gewinnen ist einfach die beste Motivation, und wenn du einmal von diesem Gefühl gekostet hast, dann willst du das immer wieder spüren. Dafür lebst du als Racer.»
Eine Frage, die Hamilton oft gestellt wird – hat der Brite vor dem Rennen ein bestimmtes Ritual? «Nein, das könnte ich nicht sagen. Ich versuche einfach, mich zu konzentrieren. Ich höre meistens Musik. Ich erstelle dabei im Laufe eines Wochenendes eine Playlist mit Spotify. Ich steige zwar immer von der linken Seite ins Auto, aber das hat nichts mit Aberglaube zu tun. Ich finde es als Rechtshänder einfach bequemer, mein rechtes Bein zuerst ins Cockpit zu heben. Es gibt da immer jede Menge empfindlicher Teile, die du nicht gleich wegkicken willst. So wie ich das einmal mit einem Rückspiegel gemacht habe! Als ich jünger war, habe ich bestimmte Rituale verfolgt, aber nach einer Weile habe ich gemerkt, dass sie nutzlos sind.»
Dann hat Nico die Lacher auf seiner Seite. Auf die Bemerkung, er sei ja nun schon immerhin seit 2006 in der Formel 1, wirft der Deutsche kokett ein: «Worauf wollen Sie da hinaus?» Brüllendes Gelächter im Rund. Die Frage war eigentlich: Was wäre aus Nico geworden, wenn es mit der Formel 1 nicht geklappt hätte? Rosberg: «Das war immer mein Traum. Ich wuchs mit Rennwagen auf wegen meines Vaters. Diesen Traum lebe ich. Ich habe nie über etwas anderes nachgedacht.»
Es geht den Malaysiern runter wie Leichtöl, wenn Rosberg zur Rolle von Petronas meint: «Für mich ist Petronas seit dem Beginn unserer Partnerschaft die Nummer 1 in der Formel 1 geworden. Petronas spielt eine erhebliche Rolle bei unseren Erfolgen – mit Sprit, Ölen für Motor und Getriebe und auch bei der Kühlflüssigkeit. Das ist ein Thema, über das nicht sehr oft berichtet wird, aber Kraft-, Schmier- und Kühlstoffe sind grosse Entwicklungsbereiche bei einem modernen GP-Renner.»
Frage eines Petronas-Mitarbeiters an Lewis Hamilton: Wieviele Kappen besitzt der dreifache Formel-1-Champion eigentlich? Lewis ist baff: «Keine Ahnung. Vor allem verschenke ich so viel davon, da kann kein Mensch die Übersicht bewahren.»
Einige der Fragen der Malaysier sind wirklich drollig. Einer will wissen, wo doch Nico und Lewis nun auf den Rängen 1 und 2 der WM lägen, seien sie da nicht so etwas wie Rivalen? Hamilton muss sich auf die Zunge beissen, um nicht zu lachen, auch Nico grinst: «Ja, also ein kleines bisschen schon! Nein, wir haben nun im dritten Jahr ein tolles Duell ...» – «Stimmt nicht!», wirft Lewis ein. «Wir haben ein Duell seit ewigen Zeiten!» Nochmals Nico: «In diesem Jahr will endlich ich die Nase vorn haben.»
Nächste Frage: Was sagt Papa Keke zu seinem Sohn Nico über die aktuellen Renner? Rosberg junior: «Er ist da ziemlich offen. Klar liebt er die Autos aus den 70er und 80er Jahren, als er selber Rennfahrer war. Aber er respektiert, wie weit wir es technisch gebracht haben. Und er weiss zu schätzen, wie sich die Rolle des Fahrers verändert hat. Ich meine, er hatte damals ein Lenkrad und ein Schaltknauf, das war’s, ansonsten latschte er einfach aufs Gas und ab durch die Mitte! Heute muss ein Fahrer viel mehr nachdenken und hunderte verschiedener Verstellmöglichkeiten im Cockpit im Griff haben. Das ist viel intellektueller geworden. Der Beruf des Rennfahrers ist so cool wie damals, nur ist er anders geworden. Papa verfolgt alle Rennen, er hat dazu drei Schirme, das Bild, dazu zwei Datenmonitore. Er sitzt dann vor dieser Batterie, und nichts entgeht ihm.»
Auf die Frage, welchen Rat Lewis Hamilton an einen jungen Burschen habe, der an eine Rennkarriere denke, meint der Engländer: «Hört auf eure Eltern!» Wieder schallendes Gelächter. Lewis: «Nein, wirklich! Als ich jung war, habe ich das nicht gemacht, und später wurde mir klar, dass sie in den meisten Fällen Recht hatten. Und – bleibt so lange es geht in der Schule. Denn nur so seid ihr am Ball, was Technologie angeht, und die wird unser Leben immer mehr prägen. Elementar ist: Habt Spass! Ihr sollt Freude am Sport haben. Und ihr braucht nichts zu überstürzen. Die Zukunft gehört euch.»
Jemand will wissen, ob der neue Sepang-Belag es erlauben werde, schneller zu fahren. «Schneller zu fahren ist mein Motto», lacht Lewis Hamilton. «Ich weiss, dass der neue Belag dunkler ist, also wird er mehr Wärme speichern. Das macht es für die Reifen noch schwieriger. Der neue Asphalt sollte mehr Haftung bieten, zudem sind unsere Autos seit Malysia 2015 achtzehn Monate lang entwickelt worden. Ich gehe also davon aus, dass wir zwei bis drei Sekunden pro Runde schneller sein werden.»
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