Formel-E-Boss: Saison fünf wird der große Durchbruch
Alejandro Agag
Die Formel E ist spätestens seit dem Mercedes-Hammer im Sommer 2017 in aller Munde. Die Marke mit dem Stern verkündete damals, dass man aus der DTM aussteige, um sich der Formel E anzuschließen. Was bitte kann die Elektroserie, was eine Traditionsserie wie die DTM offenbar nicht mehr kann? Zur Saison sechs, also 2019/20, ist Mercedes als Werksteam dabei.
Die Gründe hat Mercedes oft erklärt: Sie waren vielfältig, aus Marketingsicht bringt die DTM bringt Mercedes nicht mehr den gleichen Mehrwert wie früher. Man erreicht eine neue Zielgruppe, ein anderes Publikum, hat mehr Aktivierungsmöglichkeiten in den Städten.
Und: Mehr Hersteller sorgen für einen interessanten Wettkampf, immerhin sind in Audi, BMW (ab Saison 5) und Porsche (Saison 6) weitere deutsche Autobauer am Start. Mercedes' Marketing-Chef Jens Thiemer verdeutlichte dann auch zuletzt: "Die Formel E ist eine große Wette auf die Zukunft. Wir glauben an diese Wette."
Serienchef Alejandro Agag glaubt nicht nur an eine Wette, sondern an den nächsten, großen Schritt: "Saison fünf wird für uns der große Durchbruch werden, nachdem wir vier harte, aber aufregende Jahre hatten", schrieb er in einer Kolumne bei den Kollegen von motorsport.com.
Er zieht eine positive Bilanz der ersten Jahre, die ihn selbst überrascht haben: «Wir wussten eigentlich niemals wirklich, in welcher Position wir uns zu diesem Zeitpunkt befinden würden. Wir dachten, dass wir in der ersten Saison für etwas Aufregung sorgen und Beachtung bekommen würden, weil wir etwas Neues sind. Aber dann wäre vielleicht alles langsam im Sand verlaufen, und in der fünften Saison wäre es vorbei gewesen. Doch stattdessen steht die Formel E so gut wie nie da. Wir haben mehr Momentum denn je, mehr Hersteller denn je, mehr Partner denn je und mehr Follower.»
Eine große Hersteller-Power birgt natürlich Gefahren. Entwicklungsrennen, die ausufern und immense Kosten verursachen, will die Serie durch nur wenige freigegebene, entwickelbare Bereiche eingrenzen, zu den zahlreichen Gleichteilen kommen Preisdeckelungen. 2018/19 wird das neue Auto nicht mehr als 817.000 Euro kosten.
Unter dem Strich ist die Formel E aktuell vielleicht sexy, aber auch in der Elektroserie kann nur einer gewinnen. Und wo es Verlierer gibt, gibt es auch Frust. Und damit die Gefahr, dass Hersteller wieder gehen. «Solange wir einen Rahmen haben, durch den Privatteams teilnehmen und die Werksteams möglicherweise ersetzen können, sollten sie die Serie verlassen, dann werden wir im grünen Bereich sein», sagt Agag: «Im Moment bin ich wirklich glücklich, dass alle da sind.»
Und glücklich, dass Privatteams auch siegfähig sind. Techeetah fuhr zuletzt in Chile durch Jean-Eric Vergne und Andre Lotterer einen Doppelsieg ein, den ersten in der Formel-E-Geschichte. Das zeige, wie wichtig es für die Formel E sei, die unabhängigen Teams zu beschützen, so Agag: «Dies ist ein Beispiel dafür, wie Regeln die Meisterschaft in Zukunft zum Funktionieren bringen können - mit einem geschützten Platz für Privatteams, die dank der engen Budgetkontrollen immer konkurrenzfähig sein sollten.»
Auch mit dem Fan-Aufkommen ist Agag zufrieden, auch wenn immer Luft nach oben ist. Vor allem in einer Serie, die erst seit dreieinhalb Saisons existiert. «Wir benötigen natürlich mehr. Die nächste Phase des Unternehmens ist daher, die Reichweite und das Markenbewusstsein der Formel E zu vergrößern. Und das braucht ebenfalls Zeit», so Agag.
Er glaubt, dass das neue Auto, das am 6. März in Genf offiziell vorgestellt wird, dabei helfen wird. Agag: «Sie werden es lieben, es in den Städten fahren zu sehen. Und das wird am 6. März in Genf die Message sein: Die Zukunft des Motorsports ist da. Sie ist angekommen. Du kannst sie im Fernsehen anschauen, du kannst sie in Städten auf der ganzen Welt anschauen. So wird Rennsport aussehen, und wir haben ihn schon jetzt.»