Karl Keil nach Todessturz: «Ich fahre in Vechta»
Karl Keil und Helmut Gärtner in Osnabrück
Am 22. August starb Stefan Müller infolge eines tragischen Rennunfalls auf der Grasbahn in Hertingen. Beim Pflichttraining zum EM-Finale war der Beifahrer von Karl Keil nach einem Dreher aus dem Beiwagen gefallen und von einem nachfolgenden Gespann überrollt worden.
Trotz intensiver Rettungsmaßnahmen starb der 55-jährige Hainburger noch auf der Bahn. Die Veranstaltung wurde daraufhin abgebrochen. Am Freitag, den 18. September, wird Stefan Müller in Seligenstadt beigesetzt.
Knapp zwei Wochen nach dem Geschehen in Hertingen sprach SPEEDWEEK.com mit Karl Keil. Der 61-jährige Brombachtaler ist seit über 40 Jahren im Gespannsport aktiv und mehrfacher Deutscher und Europameister.
Karl, wie geht es dir heute?
Ehrlich gesagt, es geht mir beschissen, aber es ist nicht hoffnungslos.
Wie hast du das Geschehen von Hertingen verarbeitet?
Das läuft den ganzen Tag mit mir herum. Ich bewege mich manchmal wie in einem luftleeren Raum, das ist ein Scheißgefühl. Aber es war ein Rennunfall. So etwas kann leider immer passieren. Wir sind auf der Geraden gekippelt, dann habe ich das Vorderrad wieder hoch geholt und da ist der Stefan heraus gefallen. Der da hinter uns her kam konnte nichts machen, der hat nicht mehr ausweichen können.
Weißt du einen Grund, hast du eine Erklärung, warum es soweit kam?
Nein (schweigt), vielleicht sind wir blöd in ein Loch reingekommen oder so.
War dir gleich klar, was passiert war?
Ja, es war mir gleich klar. Er hatte keine Chance.
Und wie geht es jetzt weiter?
Wir fahren am 12. September in Vechta, in Bad Hersfeld fahre ich nicht.
Wer ist wir?
Helmut Gärtner fährt mit mir. Als der Stefan verletzt war, saß der Helmut ja schon bei mir im Boot. Helmut und Stefan waren engste Freunde. Helmut und ich haben gesprochen wie es weiter geht. Zuerst hat er nein gesagt. Da habe ich gesagt, gut fahren wir nicht mehr. Dann am Sonntag waren wir in Berghaupten. Da sagt der Helmut zu mir: Du, wenn ich das alles so sehe, wir fahren weiter, der Stefan hätte es so gewollt. Wenn du fahren willst, dann fahre ich mit dir. Wenn du willst, dann können wir in Vechta fahren und in Pfarrkirchen. Am nächsten Tag hat er nochmal angerufen und gefragt, ob ich alles klargemacht hätte. Ich habe gesagt, ja und ich freue mich, dass wir fahren. Stefan hätte es so gewollt.
Wie hat dich das Ganze belastet?
Das geht schon unter die Haut, das sage ich dir. Du liegst nachts im Bett und schläfst nicht, du grübelt. Mir ist noch nichts Härteres im Leben passiert. Ich habe mich immer wieder gefragt: warum, warum der Stefan?
Es geht auf jeden Fall weiter?
Ja, in Vechta und in Pfarrkirchen.
Hast du schon über die nächste Saison nachgedacht?
Nein.
Warst du schon mal wieder am Motorrad dran?
Nein, aber am Wochenende machen wir das Motorrad fertig.