Emil Weber: «Kleine Teams erhalten IDM am Leben»
Bei Emil Weber dreht sich alles um Motorräder. Während der üblichen Arbeitszeit betreibt er in der Nähe von Zürich seinen Betrieb und ist seit 15 Jahren die größte Kawasaki-Vertretung in der Schweiz. Auch Zweiräder der Marken KTM und Husqvarna sind im Angebot.
Wenn andere dann an Feierabend denken, gibt Weber erst so richtig Gas. Denn dann dreht sich alles um Rennsport und den Einsatz seines eigenen Teams in der IDM. Nach einem Jahr in der IDM Supersport kehrt er in der kommenden Saison wieder in die IDM Superbike zurück und hat mit dem Franzosen Mathieu Gines einen ehemaligen IDM-Sieger verpflichtet. Vom 11. bis 13. März ging es zum ersten gemeinsamen Test nach Valencia.
Ins neue Jahr war Weber erstmal mit einem gewaltigen Hexenschuss gestartet. Was ihn aber nicht von der Planung seiner Rennsport-Saison abhielt. Wie alle anderen schaute auch der Schweizer gebannt auf die Verhandlungen zwischen den Herstellern und dem Ausrichter der IDM, die im Februar nach einigem hin und her ihr bisher gutes Ende fanden. «Wir haben uns jetzt mal für die IDM Superbike entschieden», erklärte er Anfang des Jahres, «was mit der Supersport-Geschichte wird, mal sehen. Wir haben das jetzt letztes Jahr mal ausprobiert und ich muss sagen, die Teilnahme an der Superbike-Klasse bringt uns mehr. Wir haben zwar jetzt einen Fahrer, der keinen großen Batzen Geld mitbringt, aber ein Mehr an Publicity. Neben seinen Fähigkeiten auf dem Motorrad.»
Geld ist auch im Team Weber-Motos ein Dauerthema, denn der Chef sucht sich seine Sponsoren selber zusammen und packt einen stattlichen Betrag aus der eigenen Geldbörse drauf. Doch das Gesamtbild verliert er dabei nicht aus den Augen. «Viele vergessen die kleinen Teams», glaubt er, «die Rennsport mit der Unterstützung von Freunden betreiben und der Vater am Motorrad schraubt. Das Motorrad selber ist nicht der teuerste Teil, sondern vor allem das Drumherum.»
Weber vertraut für die Technik auf die jahrzehntelange Erfahrung von Kurt Stückle und Francois Brucker. «Die Motorräder muss ich auch zahlen», erklärt Weber. «Aber durch die Rennerei und die Vorbereitungen in unserer Werkstatt fallen schon Kosten an. Denn auch Arbeitszeit und Überstunden muss ich ja bezahlen. Das macht es kostspielig.»
In der Winterpause hatte Weber sogar über den Rückzug aus dem Motorsport nachgedacht. «Es ist ja schon ein Stress und auch eine finanzielle Belastung», so seine Überlegungen. «Aber mir geht es auch um die Zusammenarbeit mit Stückle und Co, für die wird es ja auch nicht einfacher. Wir haben das in der Familie dann besprochen. Bis zu einem bestimmten Punkt kann ich Geld verpulvern. Aber meine Mitarbeiter kriegen das ja auch mit. Sie werden das ganze Jahr angetrieben und dann der Stress und der Aufwand und zahlen muss ich es halt auch.»
«Ich habe auch gegenüber meinen Mitarbeitern eine Verantwortung», ist sich Weber bewusst. «Das mit der Rennerei ist dann eine Gratwanderung, die ich kommunizieren muss. Sicherlich bringt uns das auch Publicity, aber da kann ich genauso gut hier für 50.000 Euro Werbung im Radio schalten. Aber ich mache die Rennerei gerne und das mit Gines stemmen wir jetzt.»
Verbindung hat Weber auch noch zu seinem Vorjahres-Piloten Colin Rossi. Sein Landsmann leistet in der Schweiz gerade seinen Wehrdienst ab und hat es schwer, eine Saison auf den Weg zu bringen. «Durch die Absage der IDM im letzten Herbst wurde natürlich ein Scherbenhaufen hinterlassen», erklärt Weber. «Und auch Anfang des Jahres war überall zu lesen, dass es die Serie nicht gibt oder eben nichts klar ist und es noch keine Verträge gibt. Und da muss dann so ein junger Fahrer auf Bettel-Tour bei den Sponsoren. Ich hätte mir auch im letzten Jahr mehr von Promoter und Ausrichter gewünscht. Jeder Kleinbetrieb kriegt zum Beispiel eine tolle Homepage und die Sache mit Facebook hin.»
«Gerade die kleinen Teams machen etwa drei Viertel des Teilnehmerfeldes aus», so Weber. «Die sparen sich den Rennsport teilweise vom Mund ab. Die gesamte Kohle und manchmal sogar Schulden fließen in die Rennerei. Es wird da wirklich viel Geld auf den Kopf gehauen. Und eben die lässt man am ausgestreckten Arm verhungern. Ich bin da entspannt. Wenn ich IDM machen will, dann mach ich es. Für mich ist das kein existenzielles Risiko.»
«Aber für die Kleinen, da muss man was tun», fordert Weber, «denn die erhalten die IDM. Ansonsten fahren wir irgendwann noch zu Sechst im Kreis rum. Die Hersteller unterstützen wenn, dann ein großes Team. Das ginge auch etwas schmaler und man könnte den Rest breiter verteilen. Und die Rechnung ist einfach. Je mehr es kostet, desto mehr muss man schauen, wie man es finanziert bringt. Die Hersteller müssen da einen Mittelweg finden. Denn auch die anderen aus der Boxengasse müssen was vom Speck abkriegen.»
«Vor 20 Jahren erhielt man Werksmaterial und wurde bezahlt», erinnert sich Weber. «Als Privatfahrer hatte man keine Chance auf die Top Ten, aber die haben die Kiste mitfinanziert. Ich sehe das auch heute aus der Sicht eines Privatteams. Irgendwann geht es da einfach nicht mehr weiter.»