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Teamchef Freudenberg: «Das ist eine Riesensauerei»

Von Günther Wiesinger
Moto3-IDM-Teambesitzer Michael Freudenberg ist seit 1996 dabei, hat viele Talente gefördert – und ärgert sich gewaltig über den DMSB.

Das Team Freudenberg ist aus der IDM nicht mehr wegzudenken. Es ist seit 1996 immer dabei! Besonders die Moto3-Klasse lebt grossteils dank Freudenberg und KTM: Zuletzt auf dem Red Bull Ring stellte Teambesitzer Michael Freudenberg drei Fahrer (Hanika, Geitner und Rodrigues), bei sieben Teilnehmern fast 50 Prozent des Feldes.

Schon Domi Aegerter kam nach einer IDM-Saison mit Freudenberg in die WM, zuvor Heidolf, nachher Toni Finsterbusch, im Vorjahr fuhren Max Kappler dort und Florian Alt. Letzterer wurde IDM-125-Champion und kam in die WM.

Michael Freudenberg bezeichnet Luca Grünwald als das grösste Talent, aber während die Väter von Finsterbusch und Alt die Mitgift für die Moto3-WM bei Kiefer Racing zusammenbrachten, erlitt Grünwalds Papa 2012 einen Schlaganfall, seither jobbt Luca auf dem Bau.

Grünwald sollte schon 2011 für Jorge «Aspar» Martinez die Spanische Meisterschaft und ein paar Wildcard-Einsätze bestreiten, aber er erlebte einen üblen Reinfall mit der Agentur Gravity, die Sponsorgeld suchen sollte, und stand danach vor einem Scherbenhaufen.

Wie immer in solchen Fällen, nahm Freudenberg den schnellen Deutschen ohne langes Zögern wieder unter seine Fittiche. Er gewann 2012 die Moto3-IDM. Mit Platz 8 als Wildcard-Pilot auf dem Sachsenring lieferte Grünwald eine eindrucksvolle Talentprobe ab.

Inzwischen fährt Grünwald im privaten Team Bayer-Bikerbox Racing auf Yamaha die Supersport-IDM – mit beachtlichem Erfolg. Er liegt hinter den arrivierten SSP-Assen auf Rang 5.

Michael Freudenberg (58) hat zu DDR-Zeiten selbst Rennen bestritten, betreibt heute eine Fahrschule und nimmt die Doppelbelastung als Fahrschulbesitzer (26 Beschäftigte) und leidenschaftlicher Teamchef seit vielen Jahren in Kauf.

Er investiert erstaunliche Summen in den Nachwuchs und ärgerte sich, als er auf SPEEDWEEK.com las, dass die FIM dem DMSB seit 1992 jedes Jahr 150.000 Dollar für den GP-Nachwuchs bezahlt – und er davon noch nie einen Cent gesehen hat.

Michael, wie entwickelt sich die IDM unter dem neuen Promoter MotorEvents? Wie sinnvoll ist es, in einer Klasse anzutreten, in der im «worst case» nur sieben Fahrer am Start stehen?

Zum neuen Promoter sage ich, es ist gut, dass sich überhaupt einer gefunden hat. Das sind gestandene Leute, ganz klar, da wurde auch schon genügend drüber geschrieben und gesagt. Die wissen auch, wovon sie sprechen.

Dass es zum Jahresanfang nicht ganz einfach war, überhaupt alles unter einen Hut zu bekommen, ist Tatsache. Es gab Defizite, zum Beispiel bei den Informationen an die Fahrer und Teams. Das war einfach so.

Sie geben sich wirklich die grösste Mühe und versuchen auch, endlich neue Sponsoren ran zu holen. Es dreht sich ja alles ums Geld.

Wenn ich so höre, was die Anmietung so einer IDM-Rennstrecke wie Oschersleben kostet, das war angeblich pro Tag 31.000 Euro. Das ist eine Menge Holz.

Je weniger Fahrer es werden, um so uninteressanter wird es wirtschaftlich. Wenn man sieht, dass die Fahrer in allen Klassen um 50 Prozent weniger geworden sind...

Ich bin einigermassen zufrieden. Ich bin froh, dass die IDM vom DMSB weg ist.

Aber man spürt, du stellst dir die Sinnfrage, was die IDM-Zukunft betrifft?

Ja, ich habe letztendlich einen gut gehenden Betrieb, ich habe mit meiner Fahrschule eigentlich genug Arbeit. Wir machen auch Berufsausbildung, dazu alle Kategorien und so weiter.

Ich bin fast 20 Jahre Rennen gefahren, war mehrmals DDR-Meister, mein Junge Carsten ist Rennen gefahren. Der Rennsport prägt mein Leben, und dieses Wissen will ich weitergeben. Die Doppelbelastung funktioniert ganz gut, vielleicht übertreibe ich es auch ein bisschen und nehme nicht genug Rücksicht auf meine Gesundheit.

Ich merke dann immer, dass ich mich doch mal ausruhen muss, wenn ich mich hinsetze und mir schon nach drei Minuten die Augen zufallen.

Aber die Startfelder machen dir Sorgen?

Es betrifft nicht nur die IDM. Wenn man zum Beispiel die Spanische Meisterschaft anschaut, dann sehen alle die Moto3-CEV als Sprungbrett für die WM, logisch, alle gehen nach Spanien.

Aber dort besteht keine eigene Moto2-Klasse mehr, die fährt zusammen mit der Superstock-600. In der Superstock-1000 sind auch nur noch 15 Teilnehmer, im Ninja-Cup 18.

Warum? Sicherlich liegt es am Geld.

Die Viertakter kosten halt mehr Geld als die 125er- und 250er-Zweitaker.

Als damals über die Moto3 gesprochen wurde, hiess es, der Motor kostet 12.000 Euro, dazu kommt das Fahrgestellt, also kommen wir mit 40.000 aus. Aber das ist überhaupt nicht machbar. Die Kosten explodieren.

Das Freudenberg-Team fährt die Production-Racer R250R von KTM. Was kostet das Material pro Fahrer und IDM-Saison?

So ein Motorrad mit dem Gitterrohrstahlrahmen kostet 45.000 Euro. Man hat bei diesem Production-Racer schon ein bisschen eingespart. Sie haben keine Doppelscheibenbremse, keinen Doppelauspuff, bei ein paar kleinen Sachen wurde eingespart. Aber auch die Dell’Orto-Zündung kostet richtig Geld.

Was kostet eine Moto3-Saison pro Fahrer?

Allein die Materialkosten betragen 80.000 Euro. Zum jetzigen Zeitpunkt kann diese Summe gar kein Fahrer mitbringen. Dann würden wir gar nicht starten. Wir geben von uns Geld dazu.
In der WM müssen die Fahrer 250.000 bis 300.000 Euro mitbringen, wenn ich das aufrechne auf 17 Rennen, dann ist das beim Aufwand pro Rennwochenende zur IDM fast gleichgestellt. Lass es mal 2000 oder 3000.- weniger sein, weil die Reisen nicht ganz so weit sind.

Wir müssen für acht IDM-Events insgesamt mit einem Aufwand von 100.000 Euro pro Fahrer rechnen. Bei den Motorrädern machen wir eine Kalkulation auf drei Jahre Einsetzbarkeit.

Gott sei Dank sind jetzt bei jedem IDM-Meeting zwei Moto3-Rennen. Das hilft den Jungen auch beim Lernprozess.

Wie geht das mit der IDM-Moto3 weiter?

Ja, was passiert jetzt? Am Red-Bull-Ring-Wochenende gab es einen niederländischen Meisterschaftslauf. Deshalb haben fünf Fahrer gefehlt. Aber selbst mit zwölf Fahrern ist das Feld deprimierend.

Du ärgerst dich, weil der DSMB jedes Jahr 150.000 Euro von der Dorna für den GP-Nachwuchs erhält und sich mit dieser Summe offenbar die eigenen Taschen füllt. Der Nachwuchs schaut durch die Finger.

Zuerst mal Kompliment für diesen Bericht auf SPEEDWEEK.com, der das aufgedeckt hat. Eine Riesensauerei! Dieser Report sollte eigentlich viel mehr Staub aufwirbeln.

Ich warte darauf, dass mir einer vom DMSB über den Weg läuft.

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