IDM Superbike: Der Promoter hat noch viel zu tun
Start zum Supersport-Rennen: Nur 15 Teilnehmer
Im Winter hing in der Internationalen Deutschen Motorrad-Meisterschaft (IDM) der Haussegen schief. Der neue Promoter MotorEvents mit Sepp Hoffmann, Sepp Meier und Bert Poensgen unterschrieb den Vertrag mit dem DMSB erst im Oktober. Dann ging es Monate lang drunter und drüber.
«Drei Wochen vor dem Saisonstart gab es noch keinen Terminkalender», stellte Martin Bauer, der dreifache IDM-Superbike-Champion, fest. «Deshalb habe ich bei Suzuki kurzfristig abgesagt.»
«Wir haben nicht gewusst, mit welcher Wucht die Probleme auf uns niederprasseln würden», räumte Sepp Meier heute beim IDM-Meeting auf dem Red Bull-Ring ein.
Der Kalender wurde noch hingekriegt, auch wenn der Nürburgring-Event über die Klinge sprang. Und als der Augsburger Club nicht mehr auf dem Red Bull Ring veranstalten wollte, sprang das «Projekt Spielberg» als Streckenbetreiber selbst als IDM-Veranstalter ein.
Galinski: «Die Situation hat sich gebessert»
Michael Galinski, Teamchef bei Yamaha Deutschland mit den Superbike-Piloten Matej Smrz und Gareth Jones, galt im Winter als heftigster Kritiker der neuen IDM-Promoter. Inzwischen schlägt der Ex-Rennfahrer sanftere Töne an. «Wir ziehen jetzt alle am gleichen Strick», betonte Galinski in der Steiermark im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Die Situation hat sich schon gebessert. Klar, die neuen Promoter wollen ihre Serie nicht sterben lassen. Am Anfang war es so, dass ich etwas Angst hatte. Man kann mit so einem Deal schon Geld verdienen, aber man muss zuerst eine Serie vorantreiben, bevor man Geld abschöpfen kann. Jetzt muss man wirklich sehen: Sie bemühen sich.»
«Wir machen das aus Begeisterung für den Motorradsport», versichert Sepp Meier. «Dass wir in den ersten drei, vier Jahren mit der IDM nichts verdienen werden, ist uns bewusst.»
«Wir planen mit der IDM über die nächsten zehn Jahre», zeigt sich Bert Poensgen gelassen. «Inzwischen hat sich vieles eingependelt. Die Industrie-Meetings verlaufen momentan so harmonisch wie nie zuvor in der Vergangenheit.»
Aber es gibt Schwachstellen, keine Frage. Auf dem Red Bull-Ring traten in der Moto3-Klasse nur sieben (!) Fahrer an. Und wer glaubt, diese Klasse werde wie in der Vergangenheit mit den 125-ccm-Zweitaktern aufgefüllt, sieht sich getäuscht. Diese Lückenbüsser existieren in der IDM 2013 nicht mehr.
Teamchef Michael Freudenberg stellt in der Moto3-Klasse mit drei Piloten fast 50 Prozent des Startfelds. «Nächstes Jahr bin ich nicht mehr dabei», kündigte der leidenschaftliche Motorsportfan und Fahrschulbesitzer an. «Wenn die neue Strassen-EM kommt, über die ich auf SPEEDWEEK.com gelesen habe, bin ich vom ersten Tag an mit von der Partie.»
Auch in der IDM Superbike lassen die Startfelder zu wünschen übrig. 16 Teilnehmer kreisten um den Ring. Stars wie Teuchert, Bauer und Muggeridge haben aufgehört, Ausländer wie Erwan Nigon sind für die Zuschauer in Deutschland und Österreich nicht sonderlich zugkräftig. Und dass Supersport-Fahrer wie Leon Bovee und Pepijn Bijsterbosch keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken, auch wenn sie noch so schnell sind, liegt auf der Hand.
In der Supersport-Klasse mischten diesmal nur 15 Fahrer mit. Im ersten Supersport-Rennen landeten mit Wahr, Bühn und Grünwald nur drei Deutsche unter den Top-Ten. Stellen wir usn so eine German Championship?
MV Agusta und KTM draussen vor der Tür
Die mickrigen Startfelder haben viel mit der Finanzkrise und den schwachen Motorradumsätzen zu tun, aber auch mit sportpolitisch fragwürdigen Zuständen.
Suzuki zahlt zum Beispiel für die IDM-Teilnahme in den Klassen Supersport und Superbike 26.000 Euro in den Pool ein, MV Agusta, KTM und andere kleinere Hersteller wollten und konnten sich diese Beiträge nicht leisten; deshalb bleiben sie ausgeschlossen.
Ein Armutszeichen für die IDM, die sich hier als geschlossene Gesellschaft präsentiert. Wäre ich deutscher MV-Agusta-Importeur, liesse ich bei der EU-Kommission abklären, ob hier nicht die missbräuchliche Ausnützung einer monopolistischen Stellung vorliegt.
Ob Meier, Hoffmann und Poensgen die Mammutaufgabe «Superbike IDM» im Nebenjob meistern können, bleibt abzuwarten.
Es bleibt viel zu tun. Stärkere Fahrer, zusätzliche Hersteller, mehr Stars, grössere Felder, mehr Zuschauer, bessere Vermarktung der Rennen, mehr TV-Sendezeit zu besseren Zeiten (wer sitzt am Freitag um 16.30 Uhr vor dem Fernseher?), nicht erst fünf Tage nach der Veranstaltung.
Es wäre schade um diese traditionelle Rennserie. Sie bietet eine bunte Vielfalt an Klassen, Cups und Kategorien, es geht familiär zu, die Teams und Fahrer können ihre Privatfahrzeug noch neben den Team-Lkw im Fahrerlager parken – wie im GP-Sport vor 30 Jahren.
Die IDM hat viele Stars hervorgebracht, sie bietet eine einwandfreie Plattform für Firmen wie Suzuki, Honda, Kawasaki und BMW. «Als Landesimporteur ist es unsere Aufgabe, diese nationale Rennserie zu unterstützen», betont Suzuki-Rennsport-Manager Thomas «Eddie» Hannecke.
Aber es kann kein Dauerzustand sein, dass Yamaha Deutschland mit einem Tschechen (Smrz) und einem Australier (Jones) um die Wette fährt.
Die Marke heisst jetzt «Superbike IDM», im Untertitel steht: International German Championship.
Als Journalist muss man in der IDM bald nicht mehr Deutsch sprechen.