3C Ducati: Grundsatz-Entscheidungen nach Nürburgring
So richtig viel Freude dürfte 3C Ducati-Teamchef Karsten Jerschke an der diesjährigen IDM Superbike noch nicht gehabt haben. Während im Vorjahr sein Pilot Javier Forés die Siege in Serie abräumte und am Ende des Premierenjahres der Titel für das Landsberger-Team heraussprang, gab es bis jetzt nur Trostpreise in Form von zweiten, meist dritten Plätzen.
An der Spitze der IDM Superbike machen Markus Reiterberger (BMW) und Max Neukirchner (Yamaha), im Vorjahr noch bei 3C Ducati unter Vertrag, die Siege unter sich aus. Beim letzten IDM-Wochenende auf dem Lausitzring griff man im Ducati-Team in die Notfall-Kiste und packte das Vorjahres-Material wieder aus.
Forés und sein Kollege Lorenzo Lanzi stellten die 2015er Panigale in die Ecke und werden das voraussichtlich auch kommendes Wochenende auf dem Nürburgring tun. Man kommt mit dem neuen, eigentlich besseren, Ducati-Material nicht zu Streich.
«Wir hatten einfach noch keine Zeit, das aktuelle Material zu testen», erläutet Teamchef Jerschke die Situation. Schon beim IDM-Auftakt hatte er angemerkt, dass die Motorräder erst wenige Tage vor der Abreise zum IDM-Frühjahrstraining geliefert worden waren. «Das aktuelle Motorrad unterscheidet sich in nahezu allen Parametern vom Vorjahresmodell. Unter anderem der Tank und noch viele Dinge mehr. Das wirkt sich stark auf die Gewichtsbalance aus und wir können keine Einstellung aus dem Vorjahr übernehmen.»
Durch den späten Liefertermin konnten die IDM Ducati-Piloten schon nicht beim offiziellen Pirelli-Test teilnehmen. Allerdings wurde dort die endgültige Fassung des diesjährigen Reifenmaterials erarbeitet. Bei genauer Betrachtung fährt Forés also mit Reifen rum, die seine schärfsten Widersacher, eben Neukirchner und Reiterberger, entwickelt haben.
Doch Karsten Jerschke macht sich nichts vor und sucht die Fehler nicht bei anderen. «Ich bewundere Yamaha und BWM, wie perfekt sie die Mopeds hingekriegt haben», stellt er unumwunden klar. «Durch den Einsatz des Vorjahres-Materials versuchen wir im Moment, zu retten, was zu retten ist. Denn uns ist der Spatz in der Hand lieber, als die Taube auf dem Dach.»
«Wir wissen, welch grosses Potential das 2015er Ducati-Material hat», weiss Jerschke. «Nach allseitiger Einschätzung könnten wir damit das Kräfteverhältnis aus dem Vorjahr wieder herstellen.» Damals hatten die Ducati-Piloten Forés, Neukirchner und in der zweiten Saisonhälfte noch Lorenzo Lanzi in der IDM Superbike alles abgeräumt. «Wir setzten auf die zweite Saisonhälfte», so der Teamchef.
Am kommenden Wochenende geht erst einmal die erste Saisonhälfte auf dem Nürburgring zu Ende. Und aller Voraussicht nach kommt auch dort das alte Motorrad zum Einsatz. Denn damit war Forés bis dato schneller unterwegs und konnte sogar seine Vorjahreszeiten auf dem Lausitzring unterbieten. In den dann folgenden zwei Wochen werden die fehlenden Tests des Frühjahrs mit dem aktuellen Material nachgeholt. Denn es sind einige Entscheidungen fällig.
Unter anderem, was die für Forés geplanten Wild Card Einsätze bei der Superbike-WM anbelangt. Das Team redet wie im Vorjahr über die Rennen in Jerez und Magny-Cours. Allerdings braucht man im Team 3C Ducati nicht mal darüber nachdenken, dort mit 2014er-Material aufzutauchen. Denn für die WM-Ambitionen 2016 von Jerschke und seiner Mannschaft wäre das sicherlich nicht förderlich. «Wieviel Raum bleibt noch?», überlegt Jerschke. Nicht wirklich viel.